Das erste Endspiel für Deutschland
Ohne Hummels gegen Schweden
Sotschi Da staunte Sami Khedira nicht schlecht, als er plötzlich ein Rückflugticket in Händen hielt. Mitgebracht hatte ihm das der schwedische Boulevard-Reporter Ludvig Holmberg. Ein Scherz, wenn auch ein schlechter in der derzeitigen Situation der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Denn aus den 23 selbst gebastelten Tickets des schwedischen Journalisten könnten bereits nach dem zweiten Gruppenspiel für Khedira und Co. echte werden.
Nach der überraschenden 0:1-Niederlage gegen Mexiko wäre der Titelverteidiger bei einer weiteren Pleite gegen die Skandinavier wohl ausgeschieden. Doch für einen Abgesang auf die DFB-Elf ist es noch zu früh: Obwohl der erste Auftritt bei dieser WM wenig Mut gemacht hat, gelobten Spieler und Trainer Besserung. Die wird auch nötig sein, um die Schweden zu besiegen. Einen Rückschlag gab es für Deutschland schon vor dem Spiel: Innenverteidiger Mats Hummels fällt gegen Schweden aufgrund einer Halswirbelverletzung wohl aus. Doch auch ohne Hummels will die Mannschaft ein Aus mit aller Macht verhindern.
Darum erwiderte Khedira auf den Scherz mit den Tickets auch: „Die brauchen wir nicht.“Die letzten Infos zum Spiel gegen Schweden und alles Weitere zur Weltmeisterschaft lesen Sie im Sport.
Den nächsten Kick im ewigen Zweikampf mit Sebastian Vettel holte sich Lewis Hamilton mit einer verbotenen Spritztour. Auf dem Motorrad brauste der 33-Jährige gleich nach seiner Anreise über die noch gesperrte Formel1-Strecke von Le Castellet. „Ich habe gehofft, dass mich niemand erwischt, zum Glück hat es geklappt“, sagte der Mercedes-Pilot vor dem ersten Grand Prix von Frankreich seit zehn Jahren. Auf dem Circuit Paul Ricard wird der Titelverteidiger am Sonntag (16.10 Uhr/RTL) versuchen, aus einem WM-Punkt Rückstand auf Vettel wieder eine Führung zu machen. Mit der Bestzeit im Auftakttraining setzte der Brite am Freitag ein Zeichen.
Das achte Saisonrennen auf dem erstaunlich farbenfrohen Kurs in den Bergen nahe Marseille ist der Auftakt für die hektischste Formel1-Zeit des Jahres. Fünf Rennen in sechs Wochen, drei davon in den kommenden 14 Tagen – ein derart verdichtetes Programm gab es in der Historie dieses Sports noch nie. Wer jetzt schwächelt, könnte bis zur Sommerpause entscheidende Zähler im Titelkampf verloren haben.
Panne bei Mercedes in der Motorenentwicklung
Nervös, Herr Vettel? „Unsere Form der vergangenen Wochen macht uns selbstbewusst für die nächsten Rennen.“Entspannter als in diesem Jahr hat man den 30 Jahre alten Hessen nur selten in seiner Formel-1-Karriere gesehen. Das Vertrauen in seinen Ferrari ist nach drei Siegen in den ersten sieben Grand Prix gefestigt, Vettel fühlt sich endlich zumindest auf Augenhöhe mit den jahrelang übermächtigen Silberpfeilen.
Auf Rückschläge wie die unnötigen Punktverluste in China und Aserbaidschan reagiert Vettel mit Gleichmut. „Höhen und Tiefen sind normal. Wir arbeiten hart, dass es mehr Höhen als Tiefen sind“, sagte der Hesse. Im Krisenmodus fährt stattdessen Mercedes. „Wir alle Blut, Schweiß und Tränen, damit wir diese Saison wieder gewinnen“, versicherte Hamilton. Die jüngste Pleite von Kanada verarbeitete der Branchenführer mit knallharter Fehleranalyse und offenen Therapiegesprächen. „Wenn wir aus diesen Meetings kommen, hat jeder das Gefühl, was er noch besser machen kann“, beteuerte Hamilton.
Für ungewohnte Verunsicherung sorgte beim Seriensieger der Vorjahre zuletzt eine Panne bei der Motorenentwicklung. Die neue Version des Triebwerks, eigentlich der Stolz Autobauers, kam diesmal fehlerhaft aus der Fabrik. Der für Kanada geplante Einsatz des um mindestens zehn PS stärkeren Motors wurde verschoben.
Auch in Frankreich machte Mercedes bis zur letzten Minute ein Geheimnis aus seiner Entscheidung. Vettel indes kann im Ferrari schon eine neue Ausbaustufe zünden. Im ersten Training allerdings war der Deutsche als Fünfter deutlich langsamer als Hamilton bei seiner Bestzeit. Ein Signal, dass Mercedes zurück in der Spur ist? „Diese WM wird durch Kleinigkeiten entschieschwitzen den“, sagte Hamilton. Sein Glaube an das Team, mit dem er drei seiner vier Titel gewann, sei durch das wechselhafte erste Saisondrittel keinesfalls erschüttert.
„Es sind diese Phasen, in denen man am meisten dazulernt“, sagte der Weltmeister. Auch die seit langem erwartete Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrags sei „näher als je zuvor“, betonte Hamilton. Jetzt bloß nicht noch mehr Unruhe.
Diese WM ist reine Nervensache. Seltsam nur, dass sich die Formel 1 trotz des quietschengen Gigantendes duells zwischen Vettel und Hamilton schon wieder einer LangeweileDebatte stellen muss. Kaum Überholmanöver, zu wenig Action und Entertainment, nörgelten Kritiker nach den jüngsten drei Rennen. „Das ist nicht gerecht. Schaut euch die Fußball-Weltmeisterschaft an, viele Spiele werden nicht aufregend sein, einige aber unglaublich. Genauso sind einige Rennen spannend, andere eben nicht“, konterte Sebastian Vettel. Geht es nach ihm, hätte er ohnehin nichts gegen weitere Solo-Siegesfahrten wie zuletzt in Montreal.