Verbotener Handel mit Dopingmitteln
Ein Geschäftsmann aus dem Donau-Ries-Kreis verkauft Nahrungsergänzungsmittel, die auf der schwarzen Liste stehen. Das hat gravierende Folgen
Landkreis/Nördlingen Fitness und einen mit Muskeln bepackten Körper – das wünschen sich nicht wenige Menschen in der heutigen Zeit. Neben dem entsprechenden Training sollen auch sogenannte Nahrungsergänzungsmittel dabei helfen, dies zu erreichen. Ein Mann aus dem Donau-Ries-Kreis machte daraus ein Geschäftsmodell. Er gründete einen Versandhandel. Das Geschäft florierte – bis die Kripo, Landeskriminalamt und andere Behörden zu einer Durchsuchungsaktion auftauchten. Der Verdacht: Im Sortiment befinden sich auch verbotene Substanzen. Dies bestätigte sich. Das brachte den 34-Jährigen vor das Schöffengericht in Nördlingen – und beinahe ins Gefängnis.
Ein anonymer Hinweis, so berichtete ein Beamter der Kripo Dillingen, löste im Juni 2016 die strafrechtlichen Ermittlungen aus. Auch zuvor hatte der Händler schon Ärger – und zwar mit der Lebensmittelüberwachung des Landratsamts. Die hatte einer Bediensteten zufolge seit 2015 mit einer „Vielzahl von Beanstandungen und Verstößen“in dem Betrieb zu tun. Während es dabei etwa um Präparate mit fehlender Zulassung oder mit zu hoher Dosis von bestimmten Stoffen (zum Beispiel Zink) ging, entdeckten die Fahnder bei ihrer Razzia einige Versandartikel, die juristisch eine ganz andere Dimension haben. Die aus den USA stammenden Tabletten enthielten – so ergaben Analysen – Wirkstoffe, die auf der Dopingliste stehen und den gleichen Effekt haben wie anabole Steroide. Sie seien für einen schnelleren und gesteigerten Muskelaufbau geeignet, erläuterte Staatsanwalt Stefan Mayridl. Der war eigens aus München angereist, weil sich die Behörde dort schwerpunktmäßig um Verstöße gegen das Dopinggesetz kümmert.
Der Geschäftsmann aus dem Donau-Ries-Kreis fand in der Fitness- und Bodybuilder-Szene reichlich Kundschaft, die sich nicht um die möglichen gefährlichen Nebenwirkungen (Depressionen, Organschäden) scherte. Die Anklageschrift listete 100 Fälle des gewerbsmäßigen unerlaubten Handels mit Dopingmitteln auf. Der Wert der einzelnen Bestellungen zwischen dem 27. Mai und dem 9. Oktober 2016 bewegte sich zwischen knapp 22 und 140 Euro. Der Jahresumsatz habe in jener Zeit rund eine Million Euro erreicht, sagte der Angeklagte.
Der zeigte sich reumütig und voll geständig. Er habe auch seine Konsequenzen daraus gezogen und achte darauf, keine derartigen Mittel mehr zu vertreiben. Sein Verteidiger Malte Englert gab zu bedenken, dass die Dopingpräparate nur einen Teil eines großen Sortiments bildeten. Der Anwalt verwies auch darauf, dass der 34-Jährige seine Firma mit einer finanziellen Förderung des Freistaats Bayern (100 000 Euro) gegründet und damit Arbeitsplätze geschaffen habe.
Englert wollte „ein Zeichen setzen, dass mein Mandant nicht überbestraft wird“. Schließlich sei er durch die getroffenen Maßnahmen bereits gehörig finanziell belastet. Die Behörden beschlagnahmten Ware im Wert von fast 40 000 Euro. Die sei mittlerweile wertlos, weil abgelaufen, erklärte der Geschäftsführer. Der Umsatz in seinem Versandhandel sei auf 300 000 Euro eingebrochen. Er habe Mitarbeiter entlassen müssen.
Staatsanwalt Mayridl wollte sich diesen Fakten nicht verschließen. Er stellte auch fest, die gehandelten verbotenen Präparate hätten „nicht die härtesten Nebenwirkungen“. Man könne von minderschweren Fällen ausgehen. Die Folge: Es komme eine Freiheitsstrafe zur Bewährung in Betracht. Nach einer Verfahrensabsprache stellte das Gericht unter Vorsitz von Andrea Eisenbarth einen Strafrahmen zwischen 15 und 21 Monaten in Aussicht. Im Urteil war es letztlich eine Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt ist. Zudem wird der durch den Handel mit den Dopingmitteln erzielte Umsatz von gut 7800 Euro abgeschöpft. „Einziehung von Wertersatz“heißt das in der Juristensprache. Der Geschäftsführer zeigte sich sichtlich erleichtert, dass das Verfahren beendet ist. Beruflich hat er sich übrigens zwischenzeitlich ein zweites Standbein geschaffen: den Handel mit Bio-Lebensmitteln.
Umsatz im Versandhandel ist eingebrochen