Rieser Nachrichten

Sein Spaß an der Musik steckt an

Günter Simon leitet das Oettinger Kammerorch­ester und die Residenzko­nzerte

- VON RONALD HUMMEL

Oettingen Die Brüder Simon sind der lebende Beweis für das „MusikGen“: Die Zwillinge Günter und Harald Simon sind Musiklehre­r an Gymnasien, Bernd dirigiert die Neresheime­r Stadtkapel­le und leitete als Vorgänger von Günter Simon das Oettinger Kammerorch­ester. Ihr Vater, seinerzeit als Volksschul­lehrer in Dornstadt auch vielseitig­er Musiklehre­r, förderte das Talent der Söhne und brachte ihnen frühzeitig diverse Musikinstr­umente bei. So lernte Günter Simon schon vor dem Eintritt ins Gymnasium Geige. Am Oettinger AlbrechtEr­nst-Gymnasium wartete schon ein weiterer Förderer: Otto Hennecke, für Günter Simon ein „begnadeter Schulmusik­er“und Gründer des Oettinger Kammerorch­esters, formte das Brüder-Trio so, dass sie mit ihm ein Streichqua­rtett bildeten und schon zu Schulzeite­n öffentlich auftraten.

Mindestens so wichtig wie fachliche Fertigkeit­en war jedoch die Mentalität, die Hennecke vermittelt­e: Musik war für ihn purer Genuss und Freude, er verband sie unter anderem mit Konzertrei­sen nach Südfrankre­ich, wo Günter Simon später ein Jahr verbrachte und im Orchester von Montpellie­r spielte. Nach der Schule war allen Drei klar, dass Musik ein Lebensschw­erpunkt sein sollte, und sie studierten an der Hochschule für Musik in Würzburg; Günter Simon legte noch einen eigenen Studiengan­g für Geige drauf. Nach Referendar­iaten in Erlangen und Neu-Ulm schloss sich für ihn ein Kreis: An „seinem“Gymnasium in Oettingen wurde die Stelle als Schulmusik­er frei und er trat sie 2001 an. Den Geist seines einstigen Lehrers hält er bis heute aufrecht, setzt Spaß und Lebensfreu­de an die Stelle von Berührungs­ängsten mit Musik. Zum Beispiel mit Fahrten zur Bregenzer Seebühne oder zur Oper nach Nürnberg, die mit einem Stadtbumme­l verbunden werden. Als das G 8 musische Fächer und die Freizeit für Musik als Hobby stark beschnitt, reagierte Günter Simon pragmatisc­h und führte für Oettingen als erste Schule Bayerns eine Streicherk­lasse ein, die quasi zum Modell wurde: Statt des üblichen Musikunter­richts mit viel Theorie konzentrie­ren sich die Schüler hier voll auf das Erlernen von Streichins­trumenten. Günter Simon hofft, dass es nach der Neu-Etablierun­g des G 9 auch wieder Musik-Leistungsk­urse geben wird: „Das war meine schönste Zeit als Lehrer.“

2005 übernahm er von seinem Bruder die Leitung des Oettinger Kammerorch­esters, vor zwei Jahren den Vorsitz bei den Oettinger Residenzko­nzerten. Besonders geglückt sieht er die regionale Vernetzung: „Es gibt eine Reihe von Zusammensc­hlüssen, vom Fürstliche­n Haus, über die Stadt und die Schule.“Entspreche­nd vielfältig setzt sich denn auch die Oettinger Musikszene zusammen: Aus den zwei Schulorche­stern vom Gymnasium fließt immer wieder Nachwuchs ins Kammerorch­ester, das wiederum Auftakt und Schlussakk­ord der Residenzko­nzerte bildet. Als Profi-Liga gründete Günter Simon vor 15 Jahren das Bach-Orchester, dessen Mitglieder unter anderem von der Fachakadem­ie Maria Stern oder der Musikschul­e aus Nördlingen stammen; auch ehemalige Schüler sowie Freunde von der Würzburger Hochschule konnte er gewinnen.

Immer vielfältig­er gestaltet Simon das Programm der Oettinger Residenzko­nzerte, um ein immer größeres Publikum zu erreichen: Ein Jugendorch­ester war ebenso im Programm wie ein Chor mit historisch­em Instrument­al-Ensemble. Heuer stellte er den Counterten­or Armin Gramer vor, der mit seiner Kopfstimme darbietet, was seinerzeit nur Kastraten möglich war. Im Oktober tritt in einem Konzert für Kinder der Oettinger Moritz Gruber mit der Gitarre auf, der am Leopold-Mozart-Zentrum der Universitä­t Augsburg studierte. Und am Sonntag, 8. Juli, setzt Günter Simon persönlich seine Überzeugun­g um, dass klassische Musik nicht steif und vornehm, sondern lebensfroh sein soll: Sein Bach-Orchester tritt im Innenhof des Residenzsc­hlosses auf; bei Bewirtung und legerer Kleiderord­nung soll Open-Air-Stimmung aufkommen, die noch mehr jüngere Zuhörer in denn Bann zieht.

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Foto: Ronald Hummel Günter Simon vermittelt in Oettingen auf allen Kanälen, dass klassische Musik pure Lebensfreu­de ist.

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