Rieser Nachrichten

Das Beste aus 35 Jahren

Zum Abschied ihres jahrzehnte­langen Leiters Georg Winkler bieten Nördlingen­s Musiker ein begeistern­des Open Air-Konzert auf dem Weinmarkt

- VON RONALD HUMMEL Eine Bildergale­rie gibt es online unter

Zum Abschied ihres jahrzehnte­langen Leiters Georg Winkler bietet die Nördlinger Knabenkape­lle ein begeistern­des Open Air-Konzert auf dem Weinmarkt.

Nördlingen Einer der ganz großen Vorteile am Amt eines Stadtmusik­direktors ist seine Verabschie­dung. Sie besteht aus seinem Lebenswerk selbst, dargeboten von den Musikern, die er ausbildete, heranzog und leitete. Georg Winkler, Leiter der Nördlinger Knabenkape­lle, hatte dabei naturgemäß so gute Karten wie ein Schafkopfs­pieler mit acht Stammtrümp­fen. Seine Trümpfe hießen Trommlerko­rps, Orchester und von Oliver Körner dirigierte­s Vorstufeno­rchester der Knabenkape­lle, Stadtkapel­le unter Leitung von Armin Schneider und Junge Stadtkapel­le unter Johannes Krauß.

Das sind erst fünf Trümpfe. Dazu kamen noch die prachtvoll­e Kulisse des Weinmarkte­s mit der Bühne vor dem groß beflaggten Hallgebäud­e, eine Zuhörersch­aft von gut 1000 Fans und das Abschiedsg­eschenk, dass Winkler das Konzert zum Stabwechse­l an seinen Nachfolger Oliver Körner selbst organisier­en konnte. So bestand es aus seinen Lieblingss­tücken – einer Hitliste aus 35 Jahren, moderiert von Eva Maria Pilz und Manuel Schröter.

Eröffnet wurde das Programm vom Coburger Marsch direkt nach dem wie immer spektakulä­ren Aufzug des Trommlerko­rps unter Leitung von Michael Fischer. Es folgten Melodien der Musicals „Jesus Christ Superstar“und „In 80 Tagen um die Welt“– von Eva Maria Pilz uminterpre­tiert zu „In 35 Jahren um die Welt“angesichts der internatio­nalen Konzertrei­sen Winklers mit seiner Knabenkape­lle von Australien über Japan bis Kanada. Die Rhapsodie „African Inspiratio­ns“hatte Winkler passend zur Spendenakt­ion für die Nördlingen-Schule in Uganda gewählt, die seine Idee war – die Hüte der Sammler von der Knabenkape­lle quollen danach über vor Geldschein­en.

Ein Medley von „Im weißen Rössl“und der König-Karl-Marsch schlossen den ersten Teil ab, nach dem sich Knabenkape­lle und Stadtkapel­le, bislang getrennt auf der Bühne, zu einem XXL-Blasorches­ter vereinigte­n. Deutschmei­sterRegime­nts-Marsch und die StraußPolk­a „Leichtes Blut“klangen nun noch eine Spur schmissige­r, die Rockballad­e „One Moment in Time“ging noch weiter zu Herzen. Das große Posaunenre­gister trat vor die Bühne, um solo den RagtimeMar­sch „Lassus Trombone“zu schmettern. Es folgte der Lieblingsm­arsch des Oberbürger­meisters „So G’sell so“, komponiert von Fritz Walter, Winklers Vorgänger.

Furios geriet der Höhepunkt des Programms: Der Bozener Bergsteige­rmarsch, durchsetzt mit A-cappella-Passagen des Orchesters. Das Publikum klatschte mit und spendete begeistert­en Applaus, der in das erneute lautstarke Aufziehen des Trommlerko­rps mündete, diesmal mit Vorstufen-Orchester und junger Stadtkapel­le im Gefolge. Etliche der jungen Musiker hatten dabei ihren ersten Auftritt; die Aufregung war angesichts des Großereign­isses dop- pelt groß, doch auch dieser Beitrag, der San-Carlo-Marsch, gelang perfekt.

In seinen Gruß- und Abschiedsw­orten würdigte Oberbürger­meister Hermann Faul Georg Winkler als „Allround-Musiker mit natürliche­r Autorität und besonderem Einfühlung­svermögen“. Faul bat alle, die bei Winkler ihre Ausbildung genossen hatten, sich zu melden, wonach Unruhe ins Publikum kam und sich Dutzende Männer stolz erhoben. Winkler habe „seinen Buben“mehr mitgeben können als das Handwerk des Musizieren­s: Musikbegei­sterung, soziales Verhalten, Gemeinscha­ftsgeist, menschlich­e Formung. „Du kannst stolz sein auf Dein großartige­s Lebenswerk“– bei diesen Worten Fauls erhoben sich sämtliche Zuschauer zu stehenden Ovationen, die Winkler sichtlich bewegt entgegenna­hm. 29 Jahre war er alt, als er 1982 Fritz Walter nachfolgte, 29 Jahre ist jetzt sein Nachfolger Oliver Körner alt, der sich seit dem 1. März gemeinsam mit ihm auf die Leitung der Knabenkape­lle vorbereite­te. Der Oberbürger­meister nahm nun den Dirigenten­stab von Georg Winkler entgegen und reichte ihn Oliver Körner weiter: „Sie können ein wohl bestelltes Orchester übernehmen, das sich auf die Zusammenar­beit mit Ihnen freut.“

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Noch einmal ganz in seinem Element: Georg Winkler, 35 Jahre lang Leiter der Nördlinger Knabenkape­lle, dirigierte zu seinem Ab schied ein begeistern­des Open Air Konzert auf dem Weinmarkt. Fotos (3): Jochen Aumann
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Der Nachfolger: Oliver Körner ist ab dem 1. März im Amt.

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