Rieser Nachrichten

Streit um Flasche Bier eskaliert

Ein Mann will in einer Nördlinger Tankstelle Alkohol kaufen – bekommt aber keinen. Das Ergebnis war ein Handgemeng­e mit mehreren Beteiligte­n

- VON RENÉ LAUER

Nördlingen Nach einer langen Nacht könne eine Stärkung nicht schaden, dachten sich zwei Männer aus Friedberg und Schwäbisch-Gmünd, die in Nördlingen unterwegs waren. Nur sind die Alternativ­en sonntags um 4.45 Uhr begrenzt – so entschiede­n sie sich, in einer Tankstelle Halt zu machen. Aus dem gemütliche­n Frühstück wurde allerdings nichts, stattdesse­n fanden sich die beiden nun vor dem Nördlinger Amtsgerich­t wieder und mussten sich wegen gefährlich­er Körperverl­etzung verantwort­en.

Die Männer waren nicht die einzigen Gäste, die an diesem Morgen die Tankstelle aufsuchten. Ein weiterer Kunde, laut Zeugenauss­agen betrunken, betrat kurz nach ihnen den Verkaufsra­um. „Wir waren schon beim Bezahlen, als er rein kam und ein Bier auf den Tresen gestellt hat“, schilderte der erste Angeklagte. Der Kassierer habe den Mann darauf hingewiese­n, dass es nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr gebe. Das habe der Kunde jedoch nicht akzeptiere­n wollen, weshalb sich ein Streit entwickelt habe.

Die Frage war nun, ob sich die Angeklagte­n bei der daraus resultiere­nden Schlägerei der gefährlich­en Körperverl­etzung schuldig gemacht hatten oder sich nur aus der Not heraus gegen den aggressive­n Kunden zur Wehr gesetzt haben, wie die Verteidige­r argumentie­rten. Die Staatsanwa­ltschaft legte den Angeklagte­n zur Last, Verletzung­en in Kauf genommen zu haben, als einer der beiden den Tankstelle­nbesucher auf den Tresen gedrückt haben soll, während der andere ihm ins Gesicht geschlagen hat.

Doch von ihnen sei der Streit nicht ausgegange­n, der enttäuscht­e Kunde habe angefangen seinen Begleiter zu beleidigen, berichtete der erste Angeklagte vor Gericht weiter. Der Mann sei aggressiv gewesen, habe provoziert. Vor allem, nach- dem er ihn darauf hingewiese­n habe, dass sie doch an der Reihe wären, zu bezahlen. Mehrmals habe er sich vor seinem Begleiter aufgebaut und ihn aufgeforde­rt, mit nach draußen zu kommen. „Er hat gesagt, er bringe ihn um.“Mehrmals sei der Betrunkene aus der Tankstelle verschwund­en und wieder reingekomm­en, bis er seinen Begleiter mit Faustschlä­gen ins Gesicht angegriffe­n habe. Der habe sich gewehrt und ihn zurückgesc­hubst. „Ich wollte dazwischen gehen und schlichten“, erzählt der erste Angeklagte weiter. Beim Versuch, den Angreifer festzuhalt­en, sei er mit ihm auf den Tresen gefallen.

Sein ebenfalls angeklagte­r Begleiter bestätigt die Geschichte vor Gericht. Er gibt auch zu, den Mann geschlagen zu haben, als dieser bereits auf der Theke der Tankstelle lag. Doch das habe er nur gemacht, weil der Mann gerade dabei gewesen sei, sich aus dem Griff seines Helfers zu befreien. Trotz des Schlags habe er sich losreißen können und sei erneut auf ihn losgegange­n. „Ich glaube, da habe ich mich auch gewehrt“, sagt der zweite Angeklagte. Erst als der Kassierer gerufen habe, dass die Polizei unterwegs sei, sei der aggressive Betrunkene verschwund­en.

Der Mitarbeite­r der Tankstelle sagte aus, dass die Aggression­en von dem Mann ausgingen, der von ihm kein Bier bekommen hatte. „Die beiden Angeklagte­n wollten keinen Streit.“Die Videoaufna­hmen aus der Tankstelle bestätigen die Schilderun­gen der Angeklagte­n ebenfalls. Richterin Andrea Eisenbarth, Staatsanwa­lt und die Verteidige­r einigten sich im Rechtsgesp­räch darauf, das Verfahren gegen die Zahlung von 500 Euro vom Angeklagte­n, der zugeschlag­en hat, beziehungs­weise 250 Euro vom Angeklagte­n, der den Mann auf den Tresen gedrückt hat, einzustell­en. „Ich würde Ihnen raten, es dabei zu belassen und es als Lehrgeld zu bezahlen“, sagte die Richterin.

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