Streit um Flasche Bier eskaliert
Ein Mann will in einer Nördlinger Tankstelle Alkohol kaufen – bekommt aber keinen. Das Ergebnis war ein Handgemenge mit mehreren Beteiligten
Nördlingen Nach einer langen Nacht könne eine Stärkung nicht schaden, dachten sich zwei Männer aus Friedberg und Schwäbisch-Gmünd, die in Nördlingen unterwegs waren. Nur sind die Alternativen sonntags um 4.45 Uhr begrenzt – so entschieden sie sich, in einer Tankstelle Halt zu machen. Aus dem gemütlichen Frühstück wurde allerdings nichts, stattdessen fanden sich die beiden nun vor dem Nördlinger Amtsgericht wieder und mussten sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Die Männer waren nicht die einzigen Gäste, die an diesem Morgen die Tankstelle aufsuchten. Ein weiterer Kunde, laut Zeugenaussagen betrunken, betrat kurz nach ihnen den Verkaufsraum. „Wir waren schon beim Bezahlen, als er rein kam und ein Bier auf den Tresen gestellt hat“, schilderte der erste Angeklagte. Der Kassierer habe den Mann darauf hingewiesen, dass es nach 22 Uhr keinen Alkohol mehr gebe. Das habe der Kunde jedoch nicht akzeptieren wollen, weshalb sich ein Streit entwickelt habe.
Die Frage war nun, ob sich die Angeklagten bei der daraus resultierenden Schlägerei der gefährlichen Körperverletzung schuldig gemacht hatten oder sich nur aus der Not heraus gegen den aggressiven Kunden zur Wehr gesetzt haben, wie die Verteidiger argumentierten. Die Staatsanwaltschaft legte den Angeklagten zur Last, Verletzungen in Kauf genommen zu haben, als einer der beiden den Tankstellenbesucher auf den Tresen gedrückt haben soll, während der andere ihm ins Gesicht geschlagen hat.
Doch von ihnen sei der Streit nicht ausgegangen, der enttäuschte Kunde habe angefangen seinen Begleiter zu beleidigen, berichtete der erste Angeklagte vor Gericht weiter. Der Mann sei aggressiv gewesen, habe provoziert. Vor allem, nach- dem er ihn darauf hingewiesen habe, dass sie doch an der Reihe wären, zu bezahlen. Mehrmals habe er sich vor seinem Begleiter aufgebaut und ihn aufgefordert, mit nach draußen zu kommen. „Er hat gesagt, er bringe ihn um.“Mehrmals sei der Betrunkene aus der Tankstelle verschwunden und wieder reingekommen, bis er seinen Begleiter mit Faustschlägen ins Gesicht angegriffen habe. Der habe sich gewehrt und ihn zurückgeschubst. „Ich wollte dazwischen gehen und schlichten“, erzählt der erste Angeklagte weiter. Beim Versuch, den Angreifer festzuhalten, sei er mit ihm auf den Tresen gefallen.
Sein ebenfalls angeklagter Begleiter bestätigt die Geschichte vor Gericht. Er gibt auch zu, den Mann geschlagen zu haben, als dieser bereits auf der Theke der Tankstelle lag. Doch das habe er nur gemacht, weil der Mann gerade dabei gewesen sei, sich aus dem Griff seines Helfers zu befreien. Trotz des Schlags habe er sich losreißen können und sei erneut auf ihn losgegangen. „Ich glaube, da habe ich mich auch gewehrt“, sagt der zweite Angeklagte. Erst als der Kassierer gerufen habe, dass die Polizei unterwegs sei, sei der aggressive Betrunkene verschwunden.
Der Mitarbeiter der Tankstelle sagte aus, dass die Aggressionen von dem Mann ausgingen, der von ihm kein Bier bekommen hatte. „Die beiden Angeklagten wollten keinen Streit.“Die Videoaufnahmen aus der Tankstelle bestätigen die Schilderungen der Angeklagten ebenfalls. Richterin Andrea Eisenbarth, Staatsanwalt und die Verteidiger einigten sich im Rechtsgespräch darauf, das Verfahren gegen die Zahlung von 500 Euro vom Angeklagten, der zugeschlagen hat, beziehungsweise 250 Euro vom Angeklagten, der den Mann auf den Tresen gedrückt hat, einzustellen. „Ich würde Ihnen raten, es dabei zu belassen und es als Lehrgeld zu bezahlen“, sagte die Richterin.