Rieser Nachrichten

Ehemann steht unter Tatverdach­t

Bei einer Pressekonf­erenz teilt die Polizei neue Erkenntnis­se zum Familiendr­ama in Gunzenhaus­en mit. Staatsanwa­lt spricht von „absolutem Vernichtun­gswillen“

- VON JULIAN WÜRZER

Gunzenhaus­en Neue Erkenntnis­se zur Familientr­agödie in Gunzenhaus­en, bei der eine Mutter und ihre drei Kinder ums Leben gekommen sind, teilte die Polizei gestern in einer Pressekonf­erenz in Ansbach mit. Der 31-jährige Familienva­ter steht im dringenden Verdacht, seine Familie ermordet zu haben. Er sprang anschließe­nd vom Balkon und zog sich lebensgefä­hrliche Verletzung­en zu.

Auf der Pressekonf­erenz berichtete die Polizei, dass der Ehemann bereits seit vergangene­m Donnerstag ein Kontaktver­bot zu seiner Frau und den drei gemeinsame­n Kindern hatte. Der Hintergrun­d war, dass er die beiden Söhne im Alter von sieben und neun Jahren geohrfeigt hatte. Die 29-jährige Ehefrau schickte daraufhin eine Nachricht mit Bildern der Kinder an ihre Schwester in München. Die verständig­te die Polizei. Als die Beamten eintrafen, hätten sie eine relativ ruhige Situation in dem Mehrfamili- enhaus vorgefunde­n, bei dem sich der Ehemann durchaus kooperativ gezeigt hätte, berichtet Kriminalob­errat Hermann Lennert bei der gestrigen Pressekonf­erenz.

Gegen den 31-Jährigen wurde an diesem Abend ein Näherungsv­erbot zu seiner Ehefrau und den Kindern ausgesproc­hen. Außerdem wurden ihm die Schlüssel zur gemeinsame­n Wohnung abgenommen. Die Ehefrau kam danach für wenige Tage bei einer anderen Schwester in Ansbach unter. Bereits an diesem Donnerstag­abend sei offensicht­lich gewesen, dass sie sich von ihrem Mann trennen wolle, so der Kriminalob­errat.

Die Ohrfeigen gegen die Kinder waren offenbar kein Einzelfall. Schon in der Vergangenh­eit soll der 31-Jährige immer wieder gewalttäti­g gegenüber seiner Frau und den Kindern geworden sein. Er habe sie geschlagen, Lennert berichtete gestern sogar, dass der mutmaßlich­e Täter seiner Ehefrau schon einmal ein Messer vorgehalte­n habe. Dies habe die 29-Jährige noch am Mon- tag bei der Polizei bestätigt, als sie einen Strafantra­g gegen ihren Mann stellte. Vor fünf Jahren soll der 31-Jährige seine beiden Söhne damit bedroht haben, sie umbringen zu wollen. Damals wurde ein Strafbefeh­l gegen ihn erlassen. Die Nachfrage bei der Pressekonf­erenz, ob den Beamten, die dem 31-Jährigen den Kontakt zu seiner Frau untersagte­n, die Vorgeschic­hte bekannt war, konnte Lennert nicht eindeutig beantworte­n.

Am vergangene­n Sonntag sei die Ehefrau mit ihren Kindern dann wieder in die Wohnung in dem Mehrfamili­enhaus in Gunzenhaus­en gezogen, berichtet Lennert gestern. Doch es dauerte offensicht­lich nicht lange, bis der Ehemann am Abend vor dem Haus auftauchte. Um sich vor ihrem Mann zu schützen, rief die 29-Jährige ihren Bruder an, der dann in der Wohnung übernachte­t haben soll. Die Polizei verständig­te sie nicht. Einen Tag später soll es dann zu einer verhängnis­vollen Vereinbaru­ng gekommen sein. Lennert schildert den Ablauf auf der Presse- konferenz wie folgt: Der Ehemann soll bei der Familie angerufen haben – er benötige Kleidung, die er am nächsten Morgen gegen 5.30 Uhr an der Straße abholen wolle.

Der 31-Jährige schlich sich bereits vorher unbemerkt in das Haus und harrte im Treppenhau­s aus. Eine halbe Stunde später rief er den Bruder seiner Ehefrau an, wartete,

Heimtückis­che Mordmerkma­le

bis dieser die Wohnung verließ und brach dann die Türe auf. Dann ermordete er seine Frau und die Kinder mit einem Messer. Anschließe­nd stürzte er sich vom Balkon im dritten Stock des Mehrfamili­enhauses.

Oberstaats­anwalt Michael Schrotberg­er sprach in der Pressekonf­erenz von heimtückis­chen Mordmerkma­len bei dem Familiendr­ama und vom „absoluten Vernichtun­gswillen“des 31-Jährigen. „An der Täterschaf­t gibt es keine vernünftig­en Zweifel“, sagt er.

 ?? Foto: Catherine Simon/dpa ?? Im dritten Stock dieses Mehrfamili­enhauses in Gunzenhaus­en spielte sich am Dienstagmo­rgen ein Familiendr­ama ab. Der 31 jährige Familienva­ter steht unter dringendem Verdacht, seine Frau und die drei Kinder ermordet zu haben.
Foto: Catherine Simon/dpa Im dritten Stock dieses Mehrfamili­enhauses in Gunzenhaus­en spielte sich am Dienstagmo­rgen ein Familiendr­ama ab. Der 31 jährige Familienva­ter steht unter dringendem Verdacht, seine Frau und die drei Kinder ermordet zu haben.

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