Fremdinger Bürger sorgen sich um die Grundversorgung in ihrer Gemeinde
In einem anonymen Schreiben beklagen Anwohner die Entwicklung im Ort und erheben Vorwürfe gegen den Bürgermeister. Der reagiert verschnupft auf die Anschuldigungen
Fremdingen Zur Mittagszeit steht die Eingangstür der Metzgerei Christ in Fremdingen kaum still. Ein Mann verlässt den Laden an der Hauptstraße mit einer Brotzeittüte unter dem Arm und schwingt sich auf sein Moped, direkt nach ihm huscht eine Frau aus dem an der Straße abgestellten Auto ins Geschäft. Im Schaufenster zeichnen sich die Silhouetten weiterer Kunden an der Theke ab. Doch bald wird es ruhig im Gebäude im Zentrum des Ortes. Ende Juli schließt die Metzgerei, wie Betreiber Joachim John auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt.
Einige Bürger fürchten deshalb um die Grundversorgung in Fremdingen und haben ein anonymes Schreiben verfasst, das den Rieser Nachrichten vorliegt. Darin heißt es unter anderem, dass sich die Anwohner fragten, inwieweit die Lebensqualität in Fremdingen gesichert sei, nachdem „eine Institution nach der anderen“wegfalle. Dabei beziehen sich die Verfasser des Schreibens auf die Schließung der Leonhardi-Apotheke im NordriesCenter im Februar vergangenen Jahres.
Verantwortlich für die Entwicklungen machen die Kritiker vor al- lem Fremdingens Bürgermeister Frank-Markus Merkt. Schon bei der Apothekenschließung hatten Bürger in einem anonymen Schreiben das Verhalten des Rathauschefs angemahnt. Wie damals schweige Merkt nun auch wieder, während die Grundversorgung der Gemeinde in Gefahr sei, heißt es in dem neuen Brief. Dass der Bürgermeister die Neuigkeiten nicht im Gemeindeblatt ankündige, wird ebenfalls kritisiert. „Treibt der Bürgermeister die Gemeinde in den Stillstand?“, fragen die Verfasser des Schreibens.
Der Bürgermeister selbst reagiert verschnupft auf die Anschuldigungen. „Zu mir ist niemand gekommen und hat sich über irgendetwas beschwert“, sagt Merkt im Gespräch mit den RN. Wenn jemand Probleme oder etwas zu sagen habe, dann solle er doch ins Rathaus kommen und dies tun, er nehme sich für jeden Zeit. Die Gerüchte, dass es einen Zusammenhang zwischen der Schließung der Metzgerei und Problemen mit der Gemeinde gebe, seien aus der Luft gegriffen. „Es wäre ja schlimm, wenn wir der Metzgerei Steine in den Weg legen würden“, sagt Merkt. Er habe den Betreibern sogar angeboten, zu helfen. Metzgerei-Chef Joachim John bestätigt, dass es für die Schließung des Geschäfts vor allem private Gründe gebe. Auch der Mangel an geeigneten Arbeitskräften habe eine Rolle gespielt. Mit der Gemeinde gebe es jedoch keine Konflikte.
Nach jetzigem Stand wird es für die Metzgerei keinen direkten Nachfolger geben. „Wir hatten einen Interessenten, das hat sich jedoch wieder zerschlagen“, sagt John, der den Laden gepachtet hat. Die meisten Mitarbeiter hätten schon eine andere Arbeitsstelle gefunden. Am 31. Juli wird also wohl Schluss sein.
Dass nichts für die Grundversorgung im Ort getan werde, will Merkt sich aber nicht ankreiden lassen. „Dass wir Gewerbegebiete ausgewiesen und viel Geld ins Breitbandnetz investiert haben, muss man auch sehen.“Ein Apothekenservice stelle außerdem die Versorgung mit Medikamenten sicher und es gebe beispielsweise eine neue Tankstelle im Ort. Auch die schlechte Stimmung im Rathaus, die im anonymen Schreiben kritisiert wird, bezeichnet Merkt als Lüge. „Wir haben eine große Harmonie im Gemeinderat, sonst würden wir nicht fast alle Beschlüsse einstimmig fassen.“