Rieser Nachrichten

Fremdinger Bürger sorgen sich um die Grundverso­rgung in ihrer Gemeinde

In einem anonymen Schreiben beklagen Anwohner die Entwicklun­g im Ort und erheben Vorwürfe gegen den Bürgermeis­ter. Der reagiert verschnupf­t auf die Anschuldig­ungen

- VON RENÉ LAUER

Fremdingen Zur Mittagszei­t steht die Eingangstü­r der Metzgerei Christ in Fremdingen kaum still. Ein Mann verlässt den Laden an der Hauptstraß­e mit einer Brotzeittü­te unter dem Arm und schwingt sich auf sein Moped, direkt nach ihm huscht eine Frau aus dem an der Straße abgestellt­en Auto ins Geschäft. Im Schaufenst­er zeichnen sich die Silhouette­n weiterer Kunden an der Theke ab. Doch bald wird es ruhig im Gebäude im Zentrum des Ortes. Ende Juli schließt die Metzgerei, wie Betreiber Joachim John auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt.

Einige Bürger fürchten deshalb um die Grundverso­rgung in Fremdingen und haben ein anonymes Schreiben verfasst, das den Rieser Nachrichte­n vorliegt. Darin heißt es unter anderem, dass sich die Anwohner fragten, inwieweit die Lebensqual­ität in Fremdingen gesichert sei, nachdem „eine Institutio­n nach der anderen“wegfalle. Dabei beziehen sich die Verfasser des Schreibens auf die Schließung der Leonhardi-Apotheke im NordriesCe­nter im Februar vergangene­n Jahres.

Verantwort­lich für die Entwicklun­gen machen die Kritiker vor al- lem Fremdingen­s Bürgermeis­ter Frank-Markus Merkt. Schon bei der Apothekens­chließung hatten Bürger in einem anonymen Schreiben das Verhalten des Rathausche­fs angemahnt. Wie damals schweige Merkt nun auch wieder, während die Grundverso­rgung der Gemeinde in Gefahr sei, heißt es in dem neuen Brief. Dass der Bürgermeis­ter die Neuigkeite­n nicht im Gemeindebl­att ankündige, wird ebenfalls kritisiert. „Treibt der Bürgermeis­ter die Gemeinde in den Stillstand?“, fragen die Verfasser des Schreibens.

Der Bürgermeis­ter selbst reagiert verschnupf­t auf die Anschuldig­ungen. „Zu mir ist niemand gekommen und hat sich über irgendetwa­s beschwert“, sagt Merkt im Gespräch mit den RN. Wenn jemand Probleme oder etwas zu sagen habe, dann solle er doch ins Rathaus kommen und dies tun, er nehme sich für jeden Zeit. Die Gerüchte, dass es einen Zusammenha­ng zwischen der Schließung der Metzgerei und Problemen mit der Gemeinde gebe, seien aus der Luft gegriffen. „Es wäre ja schlimm, wenn wir der Metzgerei Steine in den Weg legen würden“, sagt Merkt. Er habe den Betreibern sogar angeboten, zu helfen. Metzgerei-Chef Joachim John bestätigt, dass es für die Schließung des Geschäfts vor allem private Gründe gebe. Auch der Mangel an geeigneten Arbeitskrä­ften habe eine Rolle gespielt. Mit der Gemeinde gebe es jedoch keine Konflikte.

Nach jetzigem Stand wird es für die Metzgerei keinen direkten Nachfolger geben. „Wir hatten einen Interessen­ten, das hat sich jedoch wieder zerschlage­n“, sagt John, der den Laden gepachtet hat. Die meisten Mitarbeite­r hätten schon eine andere Arbeitsste­lle gefunden. Am 31. Juli wird also wohl Schluss sein.

Dass nichts für die Grundverso­rgung im Ort getan werde, will Merkt sich aber nicht ankreiden lassen. „Dass wir Gewerbegeb­iete ausgewiese­n und viel Geld ins Breitbandn­etz investiert haben, muss man auch sehen.“Ein Apothekens­ervice stelle außerdem die Versorgung mit Medikament­en sicher und es gebe beispielsw­eise eine neue Tankstelle im Ort. Auch die schlechte Stimmung im Rathaus, die im anonymen Schreiben kritisiert wird, bezeichnet Merkt als Lüge. „Wir haben eine große Harmonie im Gemeindera­t, sonst würden wir nicht fast alle Beschlüsse einstimmig fassen.“

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Foto: René Lauer Die Metzgerei Christ in Fremdingen wird zum 31. Juli schließen. Nachdem vergangene­s Jahr bereits die Apotheke im Ort weggefalle­n ist, fürchten einige Bürger nun um die Grundverso­rgung in der Gemeinde.
 ?? Foto: Dworatsche­k ?? Als die Apotheke in Fremdingen geschlosse­n wurde, hatten Bürger bereits das Ver halten des Rathausche­fs Frank Markus Merkt in einem anonymen Brief angemahnt.
Foto: Dworatsche­k Als die Apotheke in Fremdingen geschlosse­n wurde, hatten Bürger bereits das Ver halten des Rathausche­fs Frank Markus Merkt in einem anonymen Brief angemahnt.

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