Lärm wird bald zur Gewohnheit
Die Bauarbeiten an der Wemdinger Unterführung sind demnächst abgeschlossen, doch Anlieger müssen sich mit mehr Krach abfinden. Weil in Zukunft Lkw die Strecke nutzen dürfen
Die Arbeiten an der Wemdinger Unterführung sind bald fertig. Doch in Zukunft dürfen Lkw die Straße befahren.
Nördlingen Als sich Thomas Langer das letzte Mal an die Rieser Nachrichten wandte, geschah dies aus Verzweiflung. Der Lärm der Baustelle an der Wemdinger Unterführung hatte dem Nördlinger, der in unmittelbarer Nähe Am Hohen Weg lebt, den Schlaf geraubt – wie so vielen anderen Anwohnern, die sich bei unserer Zeitung gemeldet hatten. Wer Langer heute spricht, erlebt einen deutlich entspannteren Mann.
Der Krach, den der Umbau des Nördlinger Großprojektes verursacht hatte, hat sich weitestgehend erledigt. Die Arbeiten befinden sich in den letzten Zügen, der Straßenbau habe bereits begonnen, sagt der Leiter des Tiefbauamts, Michael Bauhammer. Als vor wenigen Wochen die meterlangen Spundwände aus der Erde gezogen wurden, habe bei Thomas Langer allerdings das ganze Haus gewackelt. „Die Gläser im Schrank haben geklirrt, die Lampe an der Decke ist hin und hergeflogen. Das glaubt einem keiner“, berichtet der Nördlinger. Offenbar kein Einzelfall.
Bauhammer räumt ein, dass sich während der Arbeiten einige Anlieger wegen der Vibrationen beklagt hätten. Man habe jedoch stets auf die Bürger reagiert, in stark belasteten Gebäuden Erschütterungssensoren angebracht und sogar das Verfahren zum Entfernen der Bauteile umgestellt. Einige Spundwände habe man letztendlich im Erdreich stecken lassen, weil die Gefahr zu groß gewesen sei, beim Entfernen angrenzende Gebäude zu beschädigen, so Bauhammer. Die Stadt habe lärmende Tätigkeiten stets vorher angekündigt, Betroffenen seien Entschädigungen oder Hotelübernachtungen angeboten worden. Wenn es bald dauerhaft lauter entlang der Strecke wird, müssen Anlieger allerdings damit leben.
In Zukunft darf die Unterführung auch von Lkw befahren werden, bisher war das größeren Fahrzeugen wegen der niedrigen Deckenhöhe des Tunnels nicht möglich. Das hat sich jedoch erledigt. „An den niedrigsten Stellen haben wir eine Deckenhöhe von 4,50 Metern“, sagt Bauhammer – genug Platz also für Sattelzüge. Um die beantragten Fördermittel für die Sanierung zu erhalten, müssten die Verkehrsverhältnisse so geschaffen werden, dass alle Fahrzeuge durchfahren dürfen, erklärt er.
Statt der bisher geltenden 30 Stundenkilometer werde künftig aller Voraussicht nach Tempo 50 gelten, sagt der Leiter des Tiefbauamts. Neuigkeiten, die die Anwohner wie Thomas Langer nicht erfreuen. „Das ist die kürzeste Strecke, die werden alle nehmen, auch nachts“, sagt der Nördlinger. Er habe bereits befürchtet, dass die Wemdinger Straße künftig stärker befahren werde.
Michael Bauhammer sieht das entspannter. Wie sich der Verkehr entwickeln wird, könne man schlecht voraussagen. Er gehe davon aus, dass sich der Fernverkehr auf die verschiedenen Straßen, die aus Nördlingen heraus führen, verteile. Hinzu komme, dass Lkw-Fahrer Kreisverkehre wenn möglich meiden würden, auch wenn der an der Wemdinger Unterführung für Sattelzüge ausgelegt sei.
Thomas Langer rechnet damit, dass sich wegen der kommenden Baustellen noch mehr Verkehr auf die Wemdinger Straße konzentrieren werde. Gerade ist die B466 gesperrt, weshalb viele Autos über die Verbindungsstraße von Deiningen nach Nördlingen kommen. Die Bundesstraße soll allerdings früher fertig sein als die Unterführung – wenn alles nach Plan läuft. Michael Bauhammer geht davon aus, dass die Eröffnung am 14. September gefeiert werden kann, anschließend seien noch kleinere Arbeiten zu erledigen. Geplant war ursprünglich, das gut 18 Millionen Euro teure Projekt bis Juli fertigzustellen.
Die geplante Sperrung der Nördlinger Ostumfahrung dürfte dagegen deutlichen Einfluss auf die Verkehrsbelastung nehmen. Ab September soll die Bundesstraße 25 laut Staatlichem Bauamt Augsburg gesperrt werden. Auch die Erneuerung des Inneren Rings steht bevor. Diese wird von der Stadt in drei Schritten angegangen. Der erste hiervon – zwischen der B29-Kreuzung und der Würzburger Straße – wurde vergangenes Jahr fertiggestellt. Der Bereich zwischen der
Künftig soll Tempo 50 gelten
Mehr Verkehr durch die Baustelle an der B 25
Nürnberger Straße und der Kreuzung beim Autohaus Grimm an der Würzburger Straße sollte in Angriff genommen werden, sobald die Wemdinger Unterführung fertig ist. „Wir gehen nun aber eher davon aus, den zweiten Abschnitt 2019 anzugehen, den dritten dann im Jahr darauf“, sagt Michael Bauhammer. Ihm sei bewusst, dass es die Anwohner der Baustelle nicht leicht hätten. Doch wenn alles fertig sei, würden die Vorteile der neuen Unterführung klar überwiegen.