Ein Stillstand zur Unzeit?
Das Döderlein-Gelände, die Parkplatz-Problematik, der Anbau an die Grundschule Mitte, die Debatte um das Hallenbad: Auf der Agenda des Nördlinger Stadtrats stehen genügend Themen, über die es sich zu diskutieren lohnen würde. Doch die Juni-Sitzung wurde abgesagt. Jetzt soll der Rat im Juli gleich zwei Mal zusammen kommen, so steht es derzeit im Sitzungskalender auf der Homepage der Stadt Nördlingen. Hinter den Kulissen rumort es.
Das liegt unter anderem am geplanten Anbau an die Grundschule Mitte. Die CSU wollte den von Anfang an nicht, sie favorisierte einen Neubau. Die anderen Parteien überstimmten die Christsozialen jedoch, betonten, wie wichtig eine Schule in der Altstadt sei. Nun soll das Gremium im Juli zwischen vier Varianten entscheiden, die eigentlich nur zwei sind: ein wie auch immer gestalteter Quader und ein Satteldach-Langhaus. Die erste Möglichkeit wird von vielen Nördlingern und Denkmalschützern abgelehnt. Die zweite mag zwar konform mit der Altstadtsatzung sein, bringt aber ebenfalls Nachteile mit sich – nicht zuletzt, weil die Baumgruppe im Pausenhof wohl weichen müsste. Und schön, so heißt es hinter vorgehaltener Hand aus den Reihen des Stadtrates, sei der Satteldach-Anbau auch nicht gerade. Doch die Zeit drängt, das Projekt soll nicht noch länger verschoben werden. Also werde man wohl im Juli abstimmen müssen, murrt ein Kommunalpolitiker. Zur Entscheidung verdammt zum Wohl der Stadt und ihrer Kinder? Ein Erfolgsrezept ist das sicher nicht.
Das suchen die Nördlinger auch seit Jahren in Sachen Hallenbad. Schon 2012 diskutierte man über die verschiedenen Varianten – doch den Worten sind keine Bauarbeiten gefolgt. Dem Rat, der Verwaltung und Oberbürgermeister Hermann Faul mag die Wemdinger Unterführung finanziell dazwischen gekommen sein. Eine öffentliche Debatte, an der sich die Nördlinger beteiligen können, hätte man dennoch führen müssen. Nicht zuletzt seit vergangenem Februar, als Faul von einem „Signal“an die Bürger sprach: Man müsse in Sachen Hallenbad die Weichen stellen und zeigen, dass man die Menschen ernst nehme.
In Nördlingen bedeutet das aber lediglich: Der Stadtrat unternimmt eine Informationsfahrt nach Cham und die Verwaltung lässt ein Gutachten aus dem Jahr 2012 überarbeiten. Das ist sogar Mitgliedern des Rates zu wenig, sie ärgern sich, monieren, dass alles auf die lange Bank geschoben werde. Ob sich die böse Vorahnung manches Bürgers bestätigt, dass sich bis zur Oberbürgermeister-Wahl im Jahr 2020 in der Stadt eh nichts mehr bewegt?
Es wäre ein Stillstand zur Unzeit, gerade beim Thema Hallenbäder. Da würde es sich lohnen, vom Daniel ins Ries zu schauen, in Richtung Almarin. Gemeinsam lässt sich mehr bewegen als alleine.