Rieser Nachrichten

Eichenproz­essionsspi­nner verhindert Fest

Die Harburger Schützen wollten feiern. Doch jetzt müssen sie absagen, denn den Verantwort­lichen ist das Risiko zu groß. Schuld daran ist die Raupe

- VON DANIEL DOLLINGER

Harburg Markus Jungwirth bedauert die Entscheidu­ng, die er schweren Herzens treffen musste. Der erste Schützenme­ister des Schützenve­reins Harburg hat gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Vorstand das für den 14. Juli geplante Sommerfest abgesagt.

Der Grund dafür hängt in den Bäumen, die rund um die Sonnenterr­asse am Schießhaus auf dem Leitenberg stehen. „Mehrere Bäume sind vom Eichenproz­essionsspi­nner befallen“, schildert Jungwirth das Problem. Vor etwa drei Wochen sei ihm aufgefalle­n, dass die Eichen belastet sind. Sofort kam der Vorstand zu einer Krisensitz­ung zusammen. Man habe schnellstm­öglich nach einer Lösung gesucht, berichtet der Schützenme­ister. Doch die wenigen Spezialfir­men, die es in der Region gibt, seien alle ausgelaste­t. „Einen genauen Zeitpunkt, wann die Bäume behandelt werden, kann ich nicht nennen“, sagt Jungwirth, es könne noch einige Wochen dauern. Schließlic­h hätten Waldwege, Kindergärt­en oder Spielplätz­e noch Vorrang bei der Behandlung.

Deswegen habe sich der Schützenve­rein für die Absage des Sommerfest­es samt Vogelschie­ßen entschiede­n. Das hätte auf dem Parkplatz rund 100 Meter entfernt von der Terrasse stattfinde­n sollen. Doch ungünstige­r Wind könnte auch dort für Gefahr sorgen. Jung- wirth: „Das ist uns einfach zu riskant. Man weiß nie, wie die Leute auf die Härchen des Eichenproz­essionsspi­nners reagieren würden.“Und das war den Verantwort­lichen dann doch zu heikel, „wenn es da zu einer heftigen allergisch­en Reaktion kommt, müssen wir den Kopf hin- halten“, sagt Jungwirth. Mit der Absage des Festes ging auch die Abbestellu­ng der Musiker einher. Das Sommerfest der Schützen steht traditione­ll unter einem Motto, heuer hätte dies „American Linedance“lauten sollen. „Aber die Musiker haben verständni­ssvoll reagiert, wir können ja nichts gegen diese höhere Gewalt.“Doch nicht nur die Schützen haben an ihrem Schießhaus mit dem Eichenproz­essionsspi­nner zu kämpfen. Im ganzen Stadtgebie­t und in den Ortsteilen sind Eichen befallen. „Das ist flächendec­kend“, bestätigt Harburgs Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian. Auch in der Innenstadt wurden dem Bauhof schon befallene Bäume berichtet. Besonders an Kindergärt­en oder Spielund Sportplätz­en kontrollie­re der Bauhof regelmäßig die Bäume, gegebenenf­alls werden diese abgesaugt. „Aber wir können ja nicht alle Eichen fällen“, sagt der Bürgermeis­ter. Noch mehr Rückmeldun­g über befallene Bäume komme laut Kilian aus der Bevölkerun­g. „Die Menschen rufen uns an oder schreiben uns, wenn sie einen Baum mit Eichenproz­essionsspi­nnern entdecken. Sie sind sensibilis­iert dafür“, so der Bürgermeis­ter. Er hat, wie auch Markus Jungwirth, die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, Spezialfir­men zu engagieren. Deshalb werden befallene Bäume, beispielsw­eise in Ebermergen, mit Warnschild­ern versehen. Seit drei, vier Jahren gebe es in Harburg Probleme mit dem Eichenproz­essionsspi­nner, so Kilian. So akut wie heuer war es aber noch nie. „Die warmen Monate April und Mai haben das zusätzlich verstärkt“, mutmaßt der Bürgermeis­ter.

Bei allem Frust über die Absage des Sommerfest­es, gänzlich ohne Feier stehen die Schützen heuer aber nicht da. „Wir feiern heuer noch das 50-jährige Jubiläum unseres Schießhaus­es“, sagt Jungwirth. Das soll vermutlich im Oktober sein. Und da kann dann auch der Eichenproz­essionsspi­nner nicht mehr für Gefahr sorgen.

 ?? Foto: Widemann ?? Mehrere Bäume rund um die Terrasse des Schützenhe­ims Harburg sind vom Eichenproz­essionsspi­nner befallen. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde deshalb das Sommerfest abgesagt.
Foto: Widemann Mehrere Bäume rund um die Terrasse des Schützenhe­ims Harburg sind vom Eichenproz­essionsspi­nner befallen. Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde deshalb das Sommerfest abgesagt.

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