Eichenprozessionsspinner verhindert Fest
Die Harburger Schützen wollten feiern. Doch jetzt müssen sie absagen, denn den Verantwortlichen ist das Risiko zu groß. Schuld daran ist die Raupe
Harburg Markus Jungwirth bedauert die Entscheidung, die er schweren Herzens treffen musste. Der erste Schützenmeister des Schützenvereins Harburg hat gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem Vorstand das für den 14. Juli geplante Sommerfest abgesagt.
Der Grund dafür hängt in den Bäumen, die rund um die Sonnenterrasse am Schießhaus auf dem Leitenberg stehen. „Mehrere Bäume sind vom Eichenprozessionsspinner befallen“, schildert Jungwirth das Problem. Vor etwa drei Wochen sei ihm aufgefallen, dass die Eichen belastet sind. Sofort kam der Vorstand zu einer Krisensitzung zusammen. Man habe schnellstmöglich nach einer Lösung gesucht, berichtet der Schützenmeister. Doch die wenigen Spezialfirmen, die es in der Region gibt, seien alle ausgelastet. „Einen genauen Zeitpunkt, wann die Bäume behandelt werden, kann ich nicht nennen“, sagt Jungwirth, es könne noch einige Wochen dauern. Schließlich hätten Waldwege, Kindergärten oder Spielplätze noch Vorrang bei der Behandlung.
Deswegen habe sich der Schützenverein für die Absage des Sommerfestes samt Vogelschießen entschieden. Das hätte auf dem Parkplatz rund 100 Meter entfernt von der Terrasse stattfinden sollen. Doch ungünstiger Wind könnte auch dort für Gefahr sorgen. Jung- wirth: „Das ist uns einfach zu riskant. Man weiß nie, wie die Leute auf die Härchen des Eichenprozessionsspinners reagieren würden.“Und das war den Verantwortlichen dann doch zu heikel, „wenn es da zu einer heftigen allergischen Reaktion kommt, müssen wir den Kopf hin- halten“, sagt Jungwirth. Mit der Absage des Festes ging auch die Abbestellung der Musiker einher. Das Sommerfest der Schützen steht traditionell unter einem Motto, heuer hätte dies „American Linedance“lauten sollen. „Aber die Musiker haben verständnissvoll reagiert, wir können ja nichts gegen diese höhere Gewalt.“Doch nicht nur die Schützen haben an ihrem Schießhaus mit dem Eichenprozessionsspinner zu kämpfen. Im ganzen Stadtgebiet und in den Ortsteilen sind Eichen befallen. „Das ist flächendeckend“, bestätigt Harburgs Bürgermeister Wolfgang Kilian. Auch in der Innenstadt wurden dem Bauhof schon befallene Bäume berichtet. Besonders an Kindergärten oder Spielund Sportplätzen kontrolliere der Bauhof regelmäßig die Bäume, gegebenenfalls werden diese abgesaugt. „Aber wir können ja nicht alle Eichen fällen“, sagt der Bürgermeister. Noch mehr Rückmeldung über befallene Bäume komme laut Kilian aus der Bevölkerung. „Die Menschen rufen uns an oder schreiben uns, wenn sie einen Baum mit Eichenprozessionsspinnern entdecken. Sie sind sensibilisiert dafür“, so der Bürgermeister. Er hat, wie auch Markus Jungwirth, die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, Spezialfirmen zu engagieren. Deshalb werden befallene Bäume, beispielsweise in Ebermergen, mit Warnschildern versehen. Seit drei, vier Jahren gebe es in Harburg Probleme mit dem Eichenprozessionsspinner, so Kilian. So akut wie heuer war es aber noch nie. „Die warmen Monate April und Mai haben das zusätzlich verstärkt“, mutmaßt der Bürgermeister.
Bei allem Frust über die Absage des Sommerfestes, gänzlich ohne Feier stehen die Schützen heuer aber nicht da. „Wir feiern heuer noch das 50-jährige Jubiläum unseres Schießhauses“, sagt Jungwirth. Das soll vermutlich im Oktober sein. Und da kann dann auch der Eichenprozessionsspinner nicht mehr für Gefahr sorgen.