„Özil muss sich äußern“
DFB-Chef Grindel erwartet Erklärung des Nationalspielers
Berlin Die Aufarbeitung des WMDesasters wird zum nächsten Debakel. Während der angeschlagene Joachim Löw abgetaucht ist, verheddern sich Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Boss Reinhard Grindel in der Dauerdebatte um Mesut Özil. Die Krisenmanager des deutschen Fußballs bekommen auch nach dem blamablen WM-Aus die Erdogan-Affäre nicht in den Griff. Statt an Bierhoffs Befähigung als Architekt für den Neuaufbau der Nationalmannschaft nach dessen umstrittener Interview-Offensive zu zweifeln, fokussiert sich Grindel selbst auf die Personalie Özil und macht die Zukunft des seit Wochen schweigenden Nationalspielers von öffentlichen Bekenntnissen abhängig. „Es stimmt, dass sich Mesut bisher nicht geäußert hat. Das hat viele Fans enttäuscht, weil sie Fragen haben und eine Antwort erwarten. Diese Antwort erwarten sie zu Recht. Deshalb ist für mich völlig klar, dass sich Mesut, wenn er aus dem Urlaub zurückkehrt, auch in seinem eigenen Interesse öffentlich äußern sollte“, sagte Grindel im Kicker-Interview.
Der Verbandschef forcierte damit nach dem Bierhoff-Interview in der Welt erneut den Eindruck, dass Özil zum WM-Buhmann gemacht werden könnte. „Daneben müssen wir die sportliche Analyse abwarten und schauen, ob Joachim Löw weiter mit ihm plant“, sagte der DFB-Chef. Özil hatte seit dem Erscheinen der umstrittenen Aufnahmen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Mitte Mai keine Stellungnahme abgegeben und war dafür mehrfach hart kritisiert worden. Weiter ist offen, was genau Bierhoff und Löw ändern wollen, um die gescheiterte Vier-SterneAuswahl bis September wieder auf Kurs zu bringen. Für Löw wird der Umgang mit Özil, aber auch den anderen 2014-Champions von Sami Khedira bis Thomas Müller zum Lackmustest der Reformfähigkeit. Eine Bewertung des WM-Scheiterns hat es in den ersten Tagen seit der Bekanntgabe der Fortsetzung der Arbeit von Löw als Bundestrainer und Bierhoff als Teammanager am vergangenen Dienstag noch nicht gegeben.
Immerhin äußerte der Teammanager in einem ZDF-Interview so deutlich wie nie seine und Löws Mitschuld an der Sommer-Pleite, sie seien „Teil des Problems“. In der Causa Özil ruderte Bierhoff schnell zurück und sprach von Missverständnissen und Fehlinterpretationen, nachdem er zuvor geäußert hatte, man hätte über die WMNominierung des Arsenal-Profis doch nachdenken müssen. Mesut Özils Vater Mustafa hatte den Team-Manager daraufhin scharf kritisiert. „Diese Aussage ist eine Frechheit. Sie dient nur dazu, die eigene Haut zu retten“, sagte Özil senior der Bild am Sonntag. (dpa)