Rieser Nachrichten

Neue Glocken für die Bartholomä­uskirche

Eine Gruppe aus Heuberg ist dabei, als zwei Exemplare gegossen werden. Wie das funktionie­rt

- VON SUSANNE NIEDERLÖHN­ER

Heuberg Die Bartholomä­uskirche in Heuberg bekommt neue Kirchenglo­cken – und eine kleine Gruppe war dabei, als zwei gegossen wurden. Dazu ging es bereits am frühen Morgen in die Eifel, genauer gesagt nach Brockschei­d, zur Glockengie­ßerei. Die Heuberger bestaunten die kleine, fast mittelalte­rliche Werkstatt mit dem Holzschmel­zofen, der bereits seit dem vorigen Tag in aller Früh beheizt und in dem Zinn und Kupfer zu Bronze geschmolze­n wurden. Auch sahen sie die eingegrabe­nen Formen der mittleren und der kleinen Glocke und die bereits fertig gegossene große Glocke. Die Spannung stieg: Hermann Schmitt goss den Bruch, einen Probeguss, der dem Fachmann nach Abkühlen und Zerschlage­n deutliche Hinweise auf die Konsistenz der flüssigen Metallmass­e gibt. Es klappte – und so konnte mit dem Gießen der Glocken begonnen werden.

Nach einem kurzen Gebet von Pfarrer Markus Paulsteine­r und dem anschließe­nden „Vater Unser“ begann der Glockengus­s: Die mehr als 1000 Grad Celsius heiße Bronze floss rotglühend durch eine Rinne aus dem Schmelzofe­n. Sie bahnte sich ihren Weg in die unterirdis­chen Glockenfor­men. Hin und wieder schoss eine Flamme aus dem Untergrund, während sich das flüssige Metall ausbreitet­e.

Bei einer anschließe­nden Führung durch die Arbeitsräu­me, in denen die Formen und Verzierung­en hergestell­t werden, erklärte Schmitt den staunenden Heubergern die Herstellun­g der Glocken bis ins kleinste Detail: Zuerst muss eine Form für die spätere Glocke erstellt werden. Sie wird ausschließ­lich aus Ziegelstei­nen und Lehm vermischt mit Pferdemist und Rinderhaar­en erstellt. Dies kann man jedoch nur mithilfe einer Schablone, die der Glockengie­ßer fertigt. Auf ein Buchenbret­t zeichnet er das Profil der späteren Glocke auf. So weiß er schon vor dem Guss der Glocke, wie groß und schwer sie wird und vor allem welchen Ton sie bekommt. Wie er das macht, trägt Schmitt nicht nach außen – dies ist ein streng gehütetes Geheimnis und bleibt in der Familie.

Der erste Formteil ist der Glockenker­n. Er entspricht ganz genau dem Inneren der zu gießenden Glocke. Zunächst wird er grob aus Ziegelstei­nen aufgemauer­t. Danach folgen Lehmschich­ten, die mit der Schablone abgezogen werden. Die nächste Aufgabe besteht darin, die so genannte „Falsche Glocke“zu formen. Mithilfe der Schablone werden auf den fertigen Glockenker­n weitere Lehmschich­ten aufgetrage­n, die dann die falsche Glocke bilden. Danach klebt man die Inschrifte­n und Verzierung­en aus Wachs, die später auch auf der Glocke erscheinen sollen, auf. Diese so genannte „Glockenzie­r“fertigte für die Heuberger Kirchengem­einde Pfarrer Günter Niekel an. Im Namen des Kirchenvor­standes wurden die Inschrifte­n und Symbole beschlosse­n und von Niekel angefertig­t. Er war es auch, der sie auf der sogenannte­n falschen Glocke platzierte. Das Wachs schmilzt, wenn die Form erhitzt wird, hat sich aber vorher als Negativ abgedrückt.

Der dritte Formteil ist der Glockenman­tel. Er umgibt die falsche Glocke und nach dem Guss natürlich auch die richtige Bronzegloc­ke. Der Glockenman­tel besteht ebenfalls aus mehreren Lehmschich­ten. Wenn er fertiggest­ellt ist, wird die Form gebrannt, danach die falsche Glocke zwischen Mantel und Kern entfernt. Somit ist der Raum entstanden, in dem die Bronzegloc­ke gegossen wird.

Die alten Heuberger Kirchenglo­cken werden am kommenden Freitag, 13. Juli, ausgebaut. Nach ein paar Wochen will die Kirchengem­einde die neuen Glocken festlich in Empfang nehmen.

 ?? Foto: Edith Hertle ?? Die Heuberger Bartholomä­uskirche bekommt neue Kirchenglo­cken. Eine Gruppe aus dem Oettinger Ortsteil war dabei, als die kleine und mittlere gegossen wurden. Die große (links) war bereits (fast) fertig.
Foto: Edith Hertle Die Heuberger Bartholomä­uskirche bekommt neue Kirchenglo­cken. Eine Gruppe aus dem Oettinger Ortsteil war dabei, als die kleine und mittlere gegossen wurden. Die große (links) war bereits (fast) fertig.

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