Neue Glocken für die Bartholomäuskirche
Eine Gruppe aus Heuberg ist dabei, als zwei Exemplare gegossen werden. Wie das funktioniert
Heuberg Die Bartholomäuskirche in Heuberg bekommt neue Kirchenglocken – und eine kleine Gruppe war dabei, als zwei gegossen wurden. Dazu ging es bereits am frühen Morgen in die Eifel, genauer gesagt nach Brockscheid, zur Glockengießerei. Die Heuberger bestaunten die kleine, fast mittelalterliche Werkstatt mit dem Holzschmelzofen, der bereits seit dem vorigen Tag in aller Früh beheizt und in dem Zinn und Kupfer zu Bronze geschmolzen wurden. Auch sahen sie die eingegrabenen Formen der mittleren und der kleinen Glocke und die bereits fertig gegossene große Glocke. Die Spannung stieg: Hermann Schmitt goss den Bruch, einen Probeguss, der dem Fachmann nach Abkühlen und Zerschlagen deutliche Hinweise auf die Konsistenz der flüssigen Metallmasse gibt. Es klappte – und so konnte mit dem Gießen der Glocken begonnen werden.
Nach einem kurzen Gebet von Pfarrer Markus Paulsteiner und dem anschließenden „Vater Unser“ begann der Glockenguss: Die mehr als 1000 Grad Celsius heiße Bronze floss rotglühend durch eine Rinne aus dem Schmelzofen. Sie bahnte sich ihren Weg in die unterirdischen Glockenformen. Hin und wieder schoss eine Flamme aus dem Untergrund, während sich das flüssige Metall ausbreitete.
Bei einer anschließenden Führung durch die Arbeitsräume, in denen die Formen und Verzierungen hergestellt werden, erklärte Schmitt den staunenden Heubergern die Herstellung der Glocken bis ins kleinste Detail: Zuerst muss eine Form für die spätere Glocke erstellt werden. Sie wird ausschließlich aus Ziegelsteinen und Lehm vermischt mit Pferdemist und Rinderhaaren erstellt. Dies kann man jedoch nur mithilfe einer Schablone, die der Glockengießer fertigt. Auf ein Buchenbrett zeichnet er das Profil der späteren Glocke auf. So weiß er schon vor dem Guss der Glocke, wie groß und schwer sie wird und vor allem welchen Ton sie bekommt. Wie er das macht, trägt Schmitt nicht nach außen – dies ist ein streng gehütetes Geheimnis und bleibt in der Familie.
Der erste Formteil ist der Glockenkern. Er entspricht ganz genau dem Inneren der zu gießenden Glocke. Zunächst wird er grob aus Ziegelsteinen aufgemauert. Danach folgen Lehmschichten, die mit der Schablone abgezogen werden. Die nächste Aufgabe besteht darin, die so genannte „Falsche Glocke“zu formen. Mithilfe der Schablone werden auf den fertigen Glockenkern weitere Lehmschichten aufgetragen, die dann die falsche Glocke bilden. Danach klebt man die Inschriften und Verzierungen aus Wachs, die später auch auf der Glocke erscheinen sollen, auf. Diese so genannte „Glockenzier“fertigte für die Heuberger Kirchengemeinde Pfarrer Günter Niekel an. Im Namen des Kirchenvorstandes wurden die Inschriften und Symbole beschlossen und von Niekel angefertigt. Er war es auch, der sie auf der sogenannten falschen Glocke platzierte. Das Wachs schmilzt, wenn die Form erhitzt wird, hat sich aber vorher als Negativ abgedrückt.
Der dritte Formteil ist der Glockenmantel. Er umgibt die falsche Glocke und nach dem Guss natürlich auch die richtige Bronzeglocke. Der Glockenmantel besteht ebenfalls aus mehreren Lehmschichten. Wenn er fertiggestellt ist, wird die Form gebrannt, danach die falsche Glocke zwischen Mantel und Kern entfernt. Somit ist der Raum entstanden, in dem die Bronzeglocke gegossen wird.
Die alten Heuberger Kirchenglocken werden am kommenden Freitag, 13. Juli, ausgebaut. Nach ein paar Wochen will die Kirchengemeinde die neuen Glocken festlich in Empfang nehmen.