Ausschuss lehnt Kunstrasenplatz ab
Die Fußballabteilung des TSV hatte solch ein Spielfeld beantragt. Welche Argumente ausgetauscht wurden
Nördlingen Ein Kunstrasenspielfeld, das für Wettkampfspiele zugelassen ist: Diesen Wunsch hegt offensichtlich die Fußballabteilung des TSV Nördlingen. Bereits im April beantragten die Verantwortlichen bei der Stadt, dass solch ein Feld auf einer Fläche im Rieser Sportpark im rückwärtigen Bereich der Tennishalle gebaut wird. Im Haupt- und Finanzausschuss lag es am Montagabend nun an den anwesenden Stadträten, über diesen Wunsch zu entscheiden.
Der TSV begründete den Antrag nach Angaben der Stadtverwaltung unter anderem damit, dass ein Kunstrasenspielfeld ein wichtiger Mosaikstein zur dauerhaften Sicherung des BFV-Nachwuchsleistungszentrums in Nördlingen wäre. Zudem reichten auf lange Sicht die zur Verfügung stehenden Spiel- und Trainingsmöglichkeiten nicht aus, um auf Dauer Leistungssport und Ausbildungskonzepte verwirklichen zu können. Junge Talente würden den Verein verlassen, weil sie an anderer Stelle bessere Bedingungen vorfinden würden. Teils müsste man ohne spieltechnische Vorbereitung in den Spielbetrieb starten, weil witterungsunabhängige Trainingsmöglichkeiten fehlten. Der Erhalt des Fußballstandorts Nördlingen als überregionale Marke sei nur mit einem Kunstrasenspielfeld möglich, das sei in anderen bayerischen Städten Standard.
In der Sitzung nahm zunächst der Leiter des Liegenschaftsamtes, Karl Stempfle, Stellung zum Antrag. Unbestritten sei, dass man ein solches Kunstrasenspielfeld häufiger nutzen könne, dass die Fußballvereine derzeit bei entsprechendem Wetter oftmals nach Rain oder Dorfmerkingen ausweichen würden. Dort gebe es Kunstrasenplätze, ebenso etwa in Schwabmünchen. Zudem seien solche Spielplätze an 16 von 18 Nachwuchsleistungszentren in Bayern vorhanden. Der Status als solches Zentrum gehe aber nicht verloren, wenn man keinen Kunstrasenplatz baue.
Die erste Mannschaft des TSV habe den Siegeszug in die Bayernliga auch ohne diese Spielmöglichkeit geschafft, argumentierte Stempfle. Und es sei auch nicht zu befürchten, dass der TSV seine Ausnahmestellung verliere, da die Eltern ihre Kinder nach Nördlingen fahren würden: „Sie wollen sich auf keinen Fall dem Vorwurf aussetzen, dass sie ihrem hochtalentierten Sohn eine Profilaufbahn verbauen.“Wenn doch ein Nachwuchsspieler zu den Großen in der Region wechsle, dann weil es dort einen Spieleretat von mehreren Millionen Euro gebe. Für die Pflege müsste man entweder das städtische Personal aufstocken oder sie für rund 13 800 Euro vergeben.
800 000 Euro würde solch ein Kunstrasenspielfeld kosten. Und Kämmerer Bernhard Kugler sagte, im Finanzplan der Stadt sei keine Luft mehr. Er sprach von „traumhaften Bedingungen für den TSV“, pro Kopf gebe die Stadt viel für Sportstätten aus. Sonja Kuban (Grüne/Frauenliste) meinte, es sei eine „emotionale Entscheidung“– für Rita Ortler (SPD) war es eine finanzielle. Schließlich könne man sich dieses Projekt nicht einfach leisten, sondern müsse an anderer Stelle etwas weglassen. Johannes Ziegelmeir (PWG) meinte, das Thema müsse eher im Zuge der Haushaltsberatungen behandelt werden. Oberbürgermeister Hermann Faul lehnte dies ab, um der Fußballabteilung nicht „langfristig falsche Hoffnungen“zu machen. Am Ende entschied sich die Mehrheit der Räte gegen den Kunstrasenplatz, lediglich Kuban und Rudi Koukol waren dafür.
Faul wollte am Ende von Kuban wissen, wo sie das Geld für den Platz hernehmen würde. Die Antwort: den Radweg von Holheim Richtung Ederheim streichen.