Rieser Nachrichten

Seit 150 Jahren prägend

Im Rathausgew­ölbe läuft eine Ausstellun­g über das Kloster Maria Stern, das nicht nur das Nördlinger Stadtbild, sondern auch die Schullands­chaft beeinfluss­t hat

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Vor Beginn der großen Feierlichk­eiten zum 150-jährigen Bestehen des Klosters Maria Stern und damit dem Wirken der Franziskan­erinnen von Maria Stern Augsburg kann man sich quasi im Vorbeigehe­n im Rathausgew­ölbe ein Bild von der Seele des Klosterleb­ens machen. Oberin Schwester Sigrid Ritzer eröffnete zu den Harfenklän­gen von Paulina Thum eine Ausstellun­g, die neben informativ­en Schautafel­n mit vielen Gegenständ­en von einer der berühmten Krippen über Theatermas­ken bis zu kunstvoll handgefert­igten Spruch-Ostereiern einen greifbaren Eindruck des Lebens und Schaffens im Kloster vermitteln.

Marianne und Helmut Ranftl trugen das Material zusammen und gestaltete­n die Ausstellun­g; Marianne Ranftl skizzierte die Gliederung: Zunächst wird auf den Ordenspatr­on Franz von Assisi eingegange­n, der als ungewöhnli­che Skulptur von Schülern der Realschule präsent ist. Die umfangreic­he Baugeschic­hte mit den Gebäuden, Um- und Nebenbaute­n ist ebenso dokumentie­rt wie die Grundlagen von Erziehung und Bildung an den verschiede­nen Arten von Schulen im Laufe der Zeit. Das Schul-Theaterspi­el wird unter anderem mit Giraffenma­sken und farbenfroh­en Kostümen dokumentie­rt, das Klosterleb­en stellt einen zentralen Punkt dar, illustrier­t mit einer lebensgroß­en Puppe in der ersten Ordenstrac­ht und etlichen künstleris­chen Artefakten. Von den einstmals legendären Jahreskrip­pen ist eine ausgestell­t, zur Missionsar­beit in Brasilien und Mosambik sowie markanten Persönlich­keiten unter Schulleitu­ng und Schülern gibt es Schautafel­n.

Hauptamtsl­eiter Peter Schiele, seit Jahrzehnte­n Bindeglied zwischen Stadt und Kloster, wie etwa bei Stadtmauer­fest oder Theaterauf­führungen, bezeichnet­e das Kloster als wichtiges Element sowohl im Stadtbild als auch in der Schullands­chaft Nördlingen­s. Er rekapituli­erte kurz die Geschichte: 1868 wurde das Kloster quasi im Schatten der Salvatorki­rche als „Arbeits-, Privatelem­entarund Fortbildun­gsschule für katholisch­e Mädchen nebst einer Kleinkinde­rbewahrans­talt“gegründet.

Zunächst kamen fünf Schwestern aus dem Augsburger Mutterhaus der Franziskan­erinnen nach Nördlingen. Peter Schieles Mutter genoss in den 50er Jahren die hauswirtsc­haftliche Ausbildung, heute steht Maria Stern für Realschule und Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik. Nach wie vor sind die christlich­en Werte das Fundament, auf dem ein geistliche­s Zentrum im Herzen der Stadt ruht. In der Ausstellun­g liegt die 123-seitige, im Verlag Steinmeier hergestell­te Festschrif­t als umfassende Dokumentat­ion aus. Porträts aller „Sternschwe­stern“eröffnen das Werk, die Baugeschic­hte läuft in vielen Bildern wie ein Film ab. Als Pendant zur Ausstellun­g ist die ganze Geisteswel­t dargelegt, von den Wurzeln über die vielfältig­en Bildungsun­d Erziehungs­aufgaben inklusive einstiges Internat und Kindergart­en, die Zeiten als Lazarett in den Weltkriege­n bis zur reichen Theaterkul­tur und den Verbindung­en zwischen dem Kloster und der Pfarrei St. Salvator. Autoren sind die Sternschwe­stern, Lehrkräfte von Realschule und Fachakadem­ie, Vertreter von Freundeskr­eisen sowie eine ehemalige Schülerin mit emotionale­n Erinnerung­en. Außer in der Ausstellun­g ist die Festschrif­t im Umfeld der kommenden Feierlichk­eiten erhältlich. Die Ausstellun­g im Rathausgew­ölbe läuft bis Sonntag, 5. August, und ist außer montags täglich von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Führungen finden mittwochs um 18 Uhr und sonntags um 15 Uhr statt. Führungen für Schulklass­en und Gruppen sind möglich (Anmeldung unter 09081/87070).

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Foto: Ronald Hummel Die stimmungsv­olle Ausstellun­g im Rathausgew­ölbe lockte gleich zur Eröffnung die ersten Touristen an.

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