Seit 150 Jahren prägend
Im Rathausgewölbe läuft eine Ausstellung über das Kloster Maria Stern, das nicht nur das Nördlinger Stadtbild, sondern auch die Schullandschaft beeinflusst hat
Nördlingen Vor Beginn der großen Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen des Klosters Maria Stern und damit dem Wirken der Franziskanerinnen von Maria Stern Augsburg kann man sich quasi im Vorbeigehen im Rathausgewölbe ein Bild von der Seele des Klosterlebens machen. Oberin Schwester Sigrid Ritzer eröffnete zu den Harfenklängen von Paulina Thum eine Ausstellung, die neben informativen Schautafeln mit vielen Gegenständen von einer der berühmten Krippen über Theatermasken bis zu kunstvoll handgefertigten Spruch-Ostereiern einen greifbaren Eindruck des Lebens und Schaffens im Kloster vermitteln.
Marianne und Helmut Ranftl trugen das Material zusammen und gestalteten die Ausstellung; Marianne Ranftl skizzierte die Gliederung: Zunächst wird auf den Ordenspatron Franz von Assisi eingegangen, der als ungewöhnliche Skulptur von Schülern der Realschule präsent ist. Die umfangreiche Baugeschichte mit den Gebäuden, Um- und Nebenbauten ist ebenso dokumentiert wie die Grundlagen von Erziehung und Bildung an den verschiedenen Arten von Schulen im Laufe der Zeit. Das Schul-Theaterspiel wird unter anderem mit Giraffenmasken und farbenfrohen Kostümen dokumentiert, das Klosterleben stellt einen zentralen Punkt dar, illustriert mit einer lebensgroßen Puppe in der ersten Ordenstracht und etlichen künstlerischen Artefakten. Von den einstmals legendären Jahreskrippen ist eine ausgestellt, zur Missionsarbeit in Brasilien und Mosambik sowie markanten Persönlichkeiten unter Schulleitung und Schülern gibt es Schautafeln.
Hauptamtsleiter Peter Schiele, seit Jahrzehnten Bindeglied zwischen Stadt und Kloster, wie etwa bei Stadtmauerfest oder Theateraufführungen, bezeichnete das Kloster als wichtiges Element sowohl im Stadtbild als auch in der Schullandschaft Nördlingens. Er rekapitulierte kurz die Geschichte: 1868 wurde das Kloster quasi im Schatten der Salvatorkirche als „Arbeits-, Privatelementarund Fortbildungsschule für katholische Mädchen nebst einer Kleinkinderbewahranstalt“gegründet.
Zunächst kamen fünf Schwestern aus dem Augsburger Mutterhaus der Franziskanerinnen nach Nördlingen. Peter Schieles Mutter genoss in den 50er Jahren die hauswirtschaftliche Ausbildung, heute steht Maria Stern für Realschule und Fachakademie für Sozialpädagogik. Nach wie vor sind die christlichen Werte das Fundament, auf dem ein geistliches Zentrum im Herzen der Stadt ruht. In der Ausstellung liegt die 123-seitige, im Verlag Steinmeier hergestellte Festschrift als umfassende Dokumentation aus. Porträts aller „Sternschwestern“eröffnen das Werk, die Baugeschichte läuft in vielen Bildern wie ein Film ab. Als Pendant zur Ausstellung ist die ganze Geisteswelt dargelegt, von den Wurzeln über die vielfältigen Bildungsund Erziehungsaufgaben inklusive einstiges Internat und Kindergarten, die Zeiten als Lazarett in den Weltkriegen bis zur reichen Theaterkultur und den Verbindungen zwischen dem Kloster und der Pfarrei St. Salvator. Autoren sind die Sternschwestern, Lehrkräfte von Realschule und Fachakademie, Vertreter von Freundeskreisen sowie eine ehemalige Schülerin mit emotionalen Erinnerungen. Außer in der Ausstellung ist die Festschrift im Umfeld der kommenden Feierlichkeiten erhältlich. Die Ausstellung im Rathausgewölbe läuft bis Sonntag, 5. August, und ist außer montags täglich von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Führungen finden mittwochs um 18 Uhr und sonntags um 15 Uhr statt. Führungen für Schulklassen und Gruppen sind möglich (Anmeldung unter 09081/87070).