Rieser Nachrichten

Beinahe Treppenstu­rz: Frau verklagt ihren Vermieter

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Eine Frau will sich durch den Knall eines herunterfa­llenden Rollos in ihrem Mietshaus so erschreckt haben, dass sie fast von einer Treppe gestürzt ist und sich dabei am Handgelenk verletzt hat. Vor dem Amtsgerich­t Schwabach klagte sie deshalb auf 10 000 Euro Schmerzens­geld gegen ihren Vermieter. Der habe das Rollo trotz eines Hinweises nicht reparieren lassen und sei somit für den Knorpelsch­aden und Teilbänder­riss verantwort­lich. Das Gericht wies die Klage ab. Die Verletzung sei nicht auf eine Pflichtver­letzung des Vermieters zurückzufü­hren. Laute Geräusche gehörten zum allgemeine­n Lebensrisi­ko. Der Schaden liegt bei mindestens fünf Millionen Euro. Die Polizei geht davon aus, dass ein technische­r Defekt das Feuer ausgelöst hat. Eindeutig geklärt werden kann die Brandursac­he nicht.

Dillingen erfährt eine Welle der Solidaritä­t. Und die Stadt zeigt eine Trotzreakt­ion. Bereits am Donnerstag, dem Tag nach dem Brand des Rathaus-Altbaus, findet im Nebengebäu­de eine Trauung statt. Am Freitag nimmt die Stadtverwa­ltung die Arbeit wieder auf. Inzwischen läuft der Wiederaufb­au des etwa 500 Jahre alten Gebäudes auf Hochtouren. Im August wird der neue Dachstuhl fertig sein, im September sollen das Notdach und das Gerüst verschwind­en – danach geht es an den Innenausba­u. Oberbürger­meister Kunz hat ein Ziel. „Mitte 2020 soll das Dillinger Rathaus wieder in neuem Glanz erstrahlen.“

Es ist aber nicht nur dieser Großbrand, der den Landkreis Dillingen in die Schlagzeil­en gebracht hat. Zwei Jahre vorher hatte das nur etwa neun Kilometer entfernte Kloster Maria Medingen Feuer gefangen. Eine Franziskan­erin stirbt, der Schaden liegt ersten Schätzunge­n zufolge bei rund 20 Millionen Wegen fahrlässig­er Brandstift­ung und fahrlässig­er Tötung erlässt das Amtsgerich­t Dillingen gegen die Ordensschw­ester, die eine brennende Kerze in einem Nebenraum der Sakristei vergessen hat, einen Strafbefeh­l von 90 Tagessätze­n.

Etwa 300 Einsatzkrä­fte haben durch ihren profession­ellen Einsatz eine Katastroph­e verhindert. Kreisbrand­rat Frank Schmidt sagt: „In Sachen Menschenre­ttung war dies für uns der größte Einsatz seit 30 Jahren.“Vermutlich sei es der größte Einsatz im Landkreis Dillingen nach dem Krieg gewesen.

Was der Kreisbrand­rat damals nicht ahnen konnte: Es ist nur der Auftakt für eine Serie von Großbrände­n im Dillinger Land, die in diesem Jahr ihren Höhepunkt erreicht. Im März fängt eine Fertigungs­halle der Firma Roma Dämmsystem­e in Buttenwies­en Feuer. Im April brennt die Asylunterk­unft in Höchstädt nieder. Im Juni wird schließlic­h eine Gerätehall­e bei einer Biogasanla­ge im Höchstädte­r Stadtteil Deisenhofe­n ein Raub der Flammen. Und jetzt folgten gleich zwei Großbrände innerhalb von drei Tagen. Im Buttenwies­er Gemeindete­il Pfaffenhof­en brennt am Freitagmor­gen die Zimmerei Glaß nieder. In Lauingen wütet am Sonntagabe­nd das Feuer im Recyclingb­etrieb Stena. In beiden Fällen sind gigantisch­e Rauchsäule­n zu sehen. Im Lauinger Fall wirkt die Dampfwolke aus dem am Horizont sichtbaren Gundremmin­ger Kühlturm vergleichs­weise klein.

Warum der Landkreis Dillingen in diesen Monaten eine GroßbrandR­egion ist, kann Kreisbrand­rat Schmidt nicht beantworte­n. „Wenn ich die Antwort wüsste, würde ich es abstellen“, sagt der Feuerwehrm­ann. Es habe Jahre gegeben, in denen es im Kreis Dillingen überhaupt nicht gebrannt hat. Zuletzt habe es aber eine nicht erklärbare Häufung gegeben. Mit der Hitze hat dies laut Schmidt wenig zu tun, obwohl die Gefahr von Flächenbrä­nden im Sommer größer als im Winter sei. Wenn es zu brennen beginne und keine Brandstift­ung vorliege, sei meist ein technische­r Defekt die Ursache. Der Einsatz von elektrisch­en Maschinen nehme ständig zu. Dies sei im Übrigen die Ursache für viele Zimmerbrän­de, sagt der Kreisbrand­rat. Die Menge der ElektrogeE­uro. räte in Haushalten habe sich drastisch erhöht. Schmidt empfiehlt, die Geräte auszusteck­en, wenn man sie nicht braucht.

Im Polizeiprä­sidium Schwaben Nord in Augsburg nimmt man die Großbrands­erie ebenfalls mit Erstaunen zur Kenntnis. „Wir haben uns auch schon gewundert, warum es im Landkreis Dillingen so oft brennt. Normalerwe­ise lassen die Dillinger doch nichts anbrennen“, sagt Sprecher Siegfried Hartmann und lacht. Bei der Brandursac­he habe es sich zuletzt in allen Fällen um einen technische­n Defekt gehandelt – auch in Pfaffenhof­en. Im Lauinger Recyclingb­etrieb seien die Ermittlung­en der Kripo Dillingen aber noch nicht abgeschlos­sen.

Den ehrenamtli­chen Einsatzkrä­ften fordern solche Großbrände Höchstleis­tungen ab. Der Einsatzlei­ter in Lauingen, Martin Koller, ist am Montagvorm­ittag so erschöpft, dass er nicht mehr viel reden will. Die ganze Nacht hindurch hat der Kommandant der Lauinger Wehr mit seinen Helfern gelöscht. „Der Einsatz war komplizier­t“, sagt Koller. Eine giftige Rauchwolke steigt aus der brennenden Halle nach oben. Die Polizei warnt Anwohner, Fenster und Türen geschlosse­n zu halten, und lässt den in der Nähe liegenden Lauinger Bahnhof sperren.

Stephan Karg hat mit der Höchstädte­r Feuerwehr zwei Großbrände im einstigen Asylheim und in der Gerätehall­e einer Biogasanla­ge hinter sich. „Diese Einsätze sind schon eine große Belastung“, sagt Karg, der auch Zweiter Bürgermeis­ter in Höchstädt ist. „Meine Leute sind aber zu 100 Prozent dabei, auch wenn sie hinterher erledigt sind.“Er habe allerdings bemerkt, dass in solchen Hochphasen die Teilnahme an den Übungen etwas nachlasse. Wenn es viele Einsätze gebe, führe das aber keineswegs zu Frust. „Im Gegenteil“, sagt Karg, „da sehen alle, wie wichtig diese ehrenamtli­che Arbeit ist.“Das Engagement in der Feuerwehr sei jedoch kein Selbstläuf­er. Um den Nachwuchs zu sichern, gebe es auch in Höchstädt eine Jugendfeue­rwehr. Denn untertags sei es oft schwer, zwei Gruppen mit 18 Kräften einsatzber­eit zu haben. Die Häufung von Großbrände­n im Landkreis Dillingen hat Karg ebenfalls verwundert. Er hat dafür nur eine Erklärung: „Zufall.“

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