Wie soll die neue Straße heißen?
Im Bauausschuss des Nördlinger Stadtrates wird über zwei Varianten debattiert
Nördlingen Für die neue Straße, die von der Adamstraße am BayWaGelände entlang zu Wohnanlagen am Maler-Weng-Weg und der Augsburger Straße führt, soll heute im Stadtrat der Name gefunden werden. Das muss laut Geschäftsordnung die Vollsitzung entscheiden, jedoch gab es vorgestern im Bau-, Verwaltungs- und Umweltausschuss eine Vorberatung. Zunächst stand nur der Vorschlag der Gemeinnützigen Baugenossenschaft im Raum, die Straße nach Dr. Otto Mainer zu benennen, von 1917 bis 1927 rechtskundiger Erster Bürgermeister der Stadt Nördlingen. Er gab 1918 den Anstoß zur Gründung der Baugenossenschaft, 1924 wurden in seiner Amtszeit auch der Verein Alt Nördlingen (VAN) und die Knabenkapelle gegründet.
Dann kam noch ein Vorschlag von Grüne/Frauenliste sowie SPD auf den Tisch: Maria Penn, die Witwe von Josef Wittmann, der zusammen mit Konrad Schröpel wegen Widerstands gegen das NS-Regime im Dritten Reich ermordet worden war. Laut Rita Ortler (SPD) habe Maria Penn nicht kraft eines hohen Amtes gewirkt, sondern aus eigener Kraft die Anfeindungen im Dritten Reich ertragen und trotzdem noch sozial viel bewirkt, vor allem in der Arbeiterwohlfahrt. Dafür sei sie mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland sowie der Verdienstmedaille der Stadt Nördlingen ausgezeichnet worden.
Gegen Dr. Mainer als Namensträger sei absolut nichts einzuwenden, erklärten Wolfgang Goschenhofer (Grüne) und Rita Ortler (SPD). Ortler stellte fest, dass es Zeit wäre, einer verdienten Frau die
Nur Maria Holls Name verewigt
Ehre zu geben, nachdem dies in Nördlingens Geschichte erst einmal mit Maria Holl geschehen sei. Maria Penn stehe seit fast 25 Jahren auf einer Liste mit Vorschlägen für Straßennamen; auf dieser Liste finden sich auch Hans Eichmeier, Zweiter Bürgermeister von Nördlingen, die beiden genannten Widerstandskämpfer, Ernst Rohmer, Inhaber der C.H. Beck’schen Buchhandlung, Gründer der Gewerbebank und aktiv im Genossenschaftswesen, sowie Walter Schülen, der sich jahrzehntelang um den Schwäbischen Albverein Sektion Nördlingen verdient gemacht hatte. Die Stadt Nördlingen würde mit dem Namen der Witwe eines Widerstandskämpfers im Dritten Reich als Straßennamen ein Zeichen gegen den allgemeinen Rechtsruck der Gesellschaft setzen. Wolfgang Goschenhofer merkte an, dass von den 20 Bürgermeistern der vergangenen 300 Jahre bereits ein gutes Drittel in Straßennamen verewigt sei. Oberbürgermeister Hermann Faul sowie Stadtarchivar und Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel befürworteten, beide Namen dem Stadtrat zur Abstimmung vorzulegen.