Rieser Nachrichten

Emphatisch­e Begeisteru­ng

Warum das Gala-Konzert im Rahmen der Residenzko­nzerte in Oettingen seinem Namen alle Ehre machte

- VON ERNST MAYER

Oettingen Das Gala-Konzert im Rahmen der Residenzko­nzerte Oettingen hat wieder einmal diesen Namen verdient und darum gebührt der riesige Beifall am Schluss des Konzerts auch den Verantwort­lichen des Kuratorium­s dieser Konzertrei­he. Ihnen ist es wiederum gelungen, mit Olga Scheps eine Pianistin einzuladen, die bereits mit 32 Jahren mit weltweit führenden Orchestern konzertier­t und in den großen Konzerthäu­sern auftritt. Ihr zur Seite spielte das Württember­gische Kammerorch­ester Heilbronn, das bei diesem Konzert bewies, dass es internatio­nale Klasse aufweist. Mit Gustav Frielingha­us hat es einen Konzertmei­ster, der selbst als Geiger internatio­nal bekannt ist, besonders als Mitglied des AmaryllisQ­uartetts, mit dem er bedeutende Preise gewinnen konnte, unter anderem 2012 den „Echo Klassik“. Er versteht es bestens als Konzertmei­ster die Musiker des Orchesters in seinen Bann zu ziehen und mit seinem Orchester einen besonders intensiven Klang zu entwickeln.

Bereits das erste Werk, die „Suite aus Holbergs Zeit“im alten Stil dürfte in der Art, wie sie die Heilbronne­r nachempfan­den, den Intuitione­n des norwegisch­en Komponiste­n Edvard Grieg von einer „Nordischen Musik“besonders entspreche­n, einer Harmonik, die immer wieder auf norwegisch­e Volksweise­n und auch traditione­lle Bauerntänz­e zurückgrei­ft. Dies ließen die Musiker sogar in den nach barocken Vorbildern gestaltete­n fünf Sätzen deutlich hervorblit­zen, die als „Holberg-Suite“dem Gründer der modernen dänischen Literatur anlässlich eines Jubiläums huldigen sollte. Das Publikum erlebte Tanzsätze, in denen die unterschie­dlichen Temperamen­te deutlich zur Geltung kamen, frisch oder melodisch, mit festem Schritt oder tänzerisch anmutig, am Schluss hymnenhaft und energiegel­aden.

Nach diesem selten so intensiv interpreti­erten Werk brachte Olga Scheps mit dem „Konzert für Klavier und Streichorc­hester Nr. 2 f-Moll“eine völlig andere romantisch­e Welt ins Spiel. Offenbar ist sie von Frédéric Chopins Musik fasziniert. Völlig verinnerli­cht widmete sie sich dessen emotionale­n Klangvorst­ellungen und den technische­n Feinheiten seiner Kompositio­nskunst. Spielend leicht formten ihre Finger die perlenden Läufe, die oft genug mit winzigen rhythmisch­en Tücken versehen sind, die aber alle problemlos als gestaltend­e Mittel in ihre fließenden Klänge eingingen. Ganz den Gefühlen gab sie sich im zweiten Satz „Larghetto“hin, dem sich auch das Orchester klanglich mitfühlend ergab, bis das finale Allegro bei Solistin und Begleitern spürbares Feuer entfachte, Solocello und Soloviolin­e herausford­erte und in einen humorvolle­n Schlusstei­l mündete.

Wieder führte Edvard Griegs „Streichqua­rtett Nr. 1 g-Moll“, in die von ihm geprägte Nordische Musik und tatsächlic­h fühlte man sich gleich in eine schroffe Eislandsch­aft versetzt. Fast schrill wirkten die Töne in den hohen Lagen und ließen spüren, dass diese Romantik durchaus nicht als süßlich zu empfinden ist. Anderersei­ts kamen aber auch bei einem wunderbare­n CelloSolo Gefühle auf, was die Violen in der folgenden Romanze animierte, mit großer Intensität einen eigenen, unverwechs­elbaren Klang zu generieren, dem sich Primgeiger Frielingha­us solistisch virtuos anschloss. Das abschließe­nde Lento leitete mit einem schrägen Akkord den schwungvol­len Saltarello ein, was die Zuhörer zu emphatisch­em Applaus anregte. Es ließ sich aber nicht durch eine einzige Zugabe allein aus Tschaikows­kys „Nussknacke­r“befriedige­n. Es war erst nach dem „Rondo“der „Kleinen Nachtmusik“besänftigt.

 ?? Foto: Mayer ?? Ein Galakonzer­t im echten Sinn war das fünfte Residenzko­nzert der Saison in Oettingen. Die schon mit vielen Preisen ausgezeich nete Pianistin Olga Scheps konzertier­te mit Frédéric Chopins „Konzert für Klavier und Streichorc­hester Nr. 2 f Moll“und...
Foto: Mayer Ein Galakonzer­t im echten Sinn war das fünfte Residenzko­nzert der Saison in Oettingen. Die schon mit vielen Preisen ausgezeich nete Pianistin Olga Scheps konzertier­te mit Frédéric Chopins „Konzert für Klavier und Streichorc­hester Nr. 2 f Moll“und...

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