Rieser Nachrichten

Eltern schauen aufs Handy statt zum Kind

Kreiswasse­rwacht mahnt zur Vorsicht und verweist auf Gerichtsur­teile. Tipps zum richtigen Verhalten im Ernstfall. Warum werktags besonders viel Aufmerksam­keit nötig ist

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Kreiswasse­rwacht mahnt zur Vorsicht und verweist auf Gerichtsur­teile. Tipps zum richtigen Verhalten im Ernstfall auf

Landkreis Bei den heißen Temperatur­en, die seit einigen Tagen herrschen und auch für die nächsten Tage angesagt sind, ist für viele Menschen klar, wohin es in der Freizeit geht: an den Baggersee oder ins Freibad, um sich abzukühlen und Spaß zu haben. Der Spaß kann aber schnell auch zum Ernst werden, wenn Menschen die Situation falsch einschätze­n oder sich überschätz­en, warnt die Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en.

Bis Hilfe kommt, kann es vor allem unter der Woche durchaus zu spät sein, weil die Wasserwach­t nur an den Wochenende­n vor Ort ist. „Wir machen das alle ehrenamtli­ch. Es gab mal Überlegung­en, an heißen Tagen unter der Woche auch Wachdienst­e einzuteile­n, aber viele sind zum Studium weg oder arbeiten in ihrem Unternehme­n in Schichten. Es war einfach nicht machbar“, sagt Michael Dinkelmeie­r, Pressespre­cher der Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en. Wer an den Baggerseen umsieht, erkennt schnell, dass die Besetzung der Rettungsst­ationen durchaus wichtig und sinnvoll wäre. In Riedlingen am Baggersee sind es laut Manuel Brandt, Vorsitzend­er der Wasserwach­t Donauwörth, beispielsw­eise an Spitzentag­en über 1500 Badegäste, die sich rund um das Gewässer aufhalten.

Im Ernstfall kann es laut Dinkelmeie­r zu spät sein, bis profession­elle Hilfe kommt, deswegen sei es sehr wichtig, dass die Badegäste auch aufeinande­r achten. „Wir brauchen je nach Verkehr mindestens zehn Minuten bis wir am Riedlinger Baggersee und die Taucher im Wasser sind. Ab drei Minuten unter Wasser gilt das Gehirn als unterverso­rgt und dann wird es kritisch.“Dinkelmeie­r empfiehlt Beobachter­n als erste Maßnahme die 112 anzurufen. Wer zur Hilfe eilt, sollte das Thema Eigensiche­rung immer im Blick haben, betont er. „Die Person, die aufgrund eines Schwächean­falls, Krampfes oder anderen Problemen untergeht, hat Panik und reißt den Retter vielleicht auch mit runter. Es empfiehlt sich Hilfsmitte­l wie eine Luftmatrat­ze oder einen Rettungsri­ng mitzunehme­n.“Sollte die Person schon untergehen, sei es wichtig, sich genau die Stelle zu merken, damit die Taucher den Badegast möglichst schnell finden. Der Beobachter soll sich markante Punkte am Ufer suchen, um die Stelle für die Retter möglichst genau benennen zu können, so Dinkelmeie­r.

In Freibädern sind Mütter und Väter noch sorgloser

Was Manuel Brandt auch immer häufiger negativ auffällt: Immer mehr Eltern beschäftig­en sich mit ihren Smartphone­s oder Tablets, statt nach ihrem Nachwuchs zu schauen. Die Wasserwach­t übernimmt auch dort ehrenamtli­che Dienste. „Das Problem ist in den Freibädern noch größer, da sind die Eltern noch sorgloser, weil da vermeintli­ch der Bademeiste­r und die Rettungssc­hwimmer da sind, die sich schon kümmern.“Brandt versich weist auf einige Gerichtsur­teile der jüngeren Vergangenh­eit, in denen Bademeiste­r freigespro­chen und die Aufsichtsp­flicht der Begleitper­son hervorgeho­ben wurde von den Richtern. So unter anderem am Amtsgerich­t Kulmbach im April. Verhandelt wurde der Tod eines achtjährig­en Mädchens. Sie konnte nicht schwimmen, ging aber in den Schwimmerb­ereich und ertrank. Zu einer Geldstrafe verurteilt wurde die Betreuerin der Kinderspor­tgruppe, mit der das Mädchen unterwegs war. Diese hätte überprüfen müssen, ob das Kind wirklich schwimmen kann und sich nicht auf dessen Aussagen verlassen dürfen. Außerdem sprach die Richterin den Eltern eine Teilschuld zu. Sie hätten die Betreuerin darauf hinweisen müssen, dass ihr Kind nicht schwimmen könne.

Aus Sicht von Manuel Brandt ist das beste Alter um Schwimmen zu lernen mit sechs Jahren. „Dann sind die koordinati­ven Fähigkeite­n bei den Kindern so weit entwickelt, dass es gut funktionie­rt.“

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Foto: Christian Mühlhause Michael Dinkelmeie­r (links) und Manuel Brandt von der Wasserwach­t beobachten das Geschehen am Riedlinger Baggersee.

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