Eltern schauen aufs Handy statt zum Kind
Kreiswasserwacht mahnt zur Vorsicht und verweist auf Gerichtsurteile. Tipps zum richtigen Verhalten im Ernstfall. Warum werktags besonders viel Aufmerksamkeit nötig ist
Kreiswasserwacht mahnt zur Vorsicht und verweist auf Gerichtsurteile. Tipps zum richtigen Verhalten im Ernstfall auf
Landkreis Bei den heißen Temperaturen, die seit einigen Tagen herrschen und auch für die nächsten Tage angesagt sind, ist für viele Menschen klar, wohin es in der Freizeit geht: an den Baggersee oder ins Freibad, um sich abzukühlen und Spaß zu haben. Der Spaß kann aber schnell auch zum Ernst werden, wenn Menschen die Situation falsch einschätzen oder sich überschätzen, warnt die Kreiswasserwacht Nordschwaben.
Bis Hilfe kommt, kann es vor allem unter der Woche durchaus zu spät sein, weil die Wasserwacht nur an den Wochenenden vor Ort ist. „Wir machen das alle ehrenamtlich. Es gab mal Überlegungen, an heißen Tagen unter der Woche auch Wachdienste einzuteilen, aber viele sind zum Studium weg oder arbeiten in ihrem Unternehmen in Schichten. Es war einfach nicht machbar“, sagt Michael Dinkelmeier, Pressesprecher der Kreiswasserwacht Nordschwaben. Wer an den Baggerseen umsieht, erkennt schnell, dass die Besetzung der Rettungsstationen durchaus wichtig und sinnvoll wäre. In Riedlingen am Baggersee sind es laut Manuel Brandt, Vorsitzender der Wasserwacht Donauwörth, beispielsweise an Spitzentagen über 1500 Badegäste, die sich rund um das Gewässer aufhalten.
Im Ernstfall kann es laut Dinkelmeier zu spät sein, bis professionelle Hilfe kommt, deswegen sei es sehr wichtig, dass die Badegäste auch aufeinander achten. „Wir brauchen je nach Verkehr mindestens zehn Minuten bis wir am Riedlinger Baggersee und die Taucher im Wasser sind. Ab drei Minuten unter Wasser gilt das Gehirn als unterversorgt und dann wird es kritisch.“Dinkelmeier empfiehlt Beobachtern als erste Maßnahme die 112 anzurufen. Wer zur Hilfe eilt, sollte das Thema Eigensicherung immer im Blick haben, betont er. „Die Person, die aufgrund eines Schwächeanfalls, Krampfes oder anderen Problemen untergeht, hat Panik und reißt den Retter vielleicht auch mit runter. Es empfiehlt sich Hilfsmittel wie eine Luftmatratze oder einen Rettungsring mitzunehmen.“Sollte die Person schon untergehen, sei es wichtig, sich genau die Stelle zu merken, damit die Taucher den Badegast möglichst schnell finden. Der Beobachter soll sich markante Punkte am Ufer suchen, um die Stelle für die Retter möglichst genau benennen zu können, so Dinkelmeier.
In Freibädern sind Mütter und Väter noch sorgloser
Was Manuel Brandt auch immer häufiger negativ auffällt: Immer mehr Eltern beschäftigen sich mit ihren Smartphones oder Tablets, statt nach ihrem Nachwuchs zu schauen. Die Wasserwacht übernimmt auch dort ehrenamtliche Dienste. „Das Problem ist in den Freibädern noch größer, da sind die Eltern noch sorgloser, weil da vermeintlich der Bademeister und die Rettungsschwimmer da sind, die sich schon kümmern.“Brandt versich weist auf einige Gerichtsurteile der jüngeren Vergangenheit, in denen Bademeister freigesprochen und die Aufsichtspflicht der Begleitperson hervorgehoben wurde von den Richtern. So unter anderem am Amtsgericht Kulmbach im April. Verhandelt wurde der Tod eines achtjährigen Mädchens. Sie konnte nicht schwimmen, ging aber in den Schwimmerbereich und ertrank. Zu einer Geldstrafe verurteilt wurde die Betreuerin der Kindersportgruppe, mit der das Mädchen unterwegs war. Diese hätte überprüfen müssen, ob das Kind wirklich schwimmen kann und sich nicht auf dessen Aussagen verlassen dürfen. Außerdem sprach die Richterin den Eltern eine Teilschuld zu. Sie hätten die Betreuerin darauf hinweisen müssen, dass ihr Kind nicht schwimmen könne.
Aus Sicht von Manuel Brandt ist das beste Alter um Schwimmen zu lernen mit sechs Jahren. „Dann sind die koordinativen Fähigkeiten bei den Kindern so weit entwickelt, dass es gut funktioniert.“