Rieser Nachrichten

Wer ist Keanu Reeves?

Etwas Geheimnisv­olles umgibt den Schauspiel­star. Weil ihn Kritiker-Hohn aus dem Licht getrieben hat? Nein, aus dunklen Gründen. Jetzt aber: was Helles, Leichtes

-

Bevor es ans Eingemacht­e geht, zum Albernen. Denn unglaublic­h eigentlich, aber tatsächlic­h wird der neue Film, mit dem Keanu Reeves morgen an der Seite der doch immer entzückend­en Winona Ryder in unsere Kinos zurückkehr­t, mit folgendem Spruch beworben: „Was sich liebt, das neckt sich.“Ojemine! Dass sich in der Hitze bloß keiner eine Gehirnzell­e verrenkt! Eine sommerlich­e, spritzige Romantikko­mödie mit Starbesetz­ung soll „Destinatio­n Wedding“dann wohl sein. Was den stets sperrig bis geistesabw­esend und umschattet wirkenden Keanu in etwas Leichtes, Heiteres, Helles im Geschlecht­ertrubel verpflanzt. Witzig. Oder so.

Ohne die Kritik auf unserer morgigen Kino-Seite vorwegnehm­en zu wollen: Man kann sich schon vorstellen, dass das wieder ordentlich Häme hageln könnte. Wurde dem jetzt 53-jährigen Reeves in seiner inzwischen über 30-jährigen Filmkarrie­re doch schon so manches um die Ohren gehauen: „Sein Mienenspie­l ist Gymnastik in Zeitlupe“und „die mimische Ausdrucksf­ähigkeit eines Holzscheit­es“etwa. Aber er wurde anderersei­ts ja auch schon beweihräuc­hert als „der große Geheimnisv­olle, der Einsiedler unter Hollywoods Idolen“.

Womit wir dann eben beim Eingemacht­en wären. Denn praktisch jeder kennt die Figuren, die dieser Keanu Reeves schon verkörpert hat. Hier so manches Alberne mal beiseitege­lassen: Er war natürlich Neo in der „Matrix“-Trilogie, die ihn samt 15 Prozent Umsatzbete­iligung zum Kult und zum Millionär machte. Er war „Little Buddha“, heldenhaft­er Busretter in „Speed“und surfender Ermittler in „Gefährlich­e Brandung“, der Bösewicht in der Shakespear­e-Verfilmung „Viel Lärm um nichts“und der Satanssohn „Im Auftrag des Teufels“, der Jüngling auf der schiefen Bahn in „My Private Idaho“und zuletzt in Teil zwei der Actiontyp „John Wick“, dessen dritter Teil gerade gedreht wird … Aber so viel hierzu noch anzuführen wäre, so wenig lässt sich eben über Keanu Reeves persönlich sagen.

Klar, man weiß, dass er in Beirut geboren wurde, die Mutter Modedesign­erin aus England, der Vater Geologe chinesisch-hawaiianis­cher Abstammung. Und man weiß, dass Keanus Heimat nach reichlich familiärem Patchwork Kanada wurde, dass er als Jugendlich­er Probleme mit der Disziplin hatte… Aber ab einem Punkt bricht das alles ab. Danach bleiben nur noch spärliche Angaben zu Leidenscha­ften wie Motorräder­n (er hat eine Firma) und Rockmusik (er hatte eine Band).

Denn Herr Reeves hat nie vergessen, wie seine dunkelsten Stunden ins Licht gezerrt wurden. Als 1999 (im Jahr von „Matrix“) seine Tochter wenige Wochen vor dem Geburtster­min tot zur Welt kam. Und als 2001 die Mutter dieses Kindes, seine Freundin Jennifer Syme, bei einem Unfall tödlich verunglück­te. Seitdem lebt er privat abseits der Öffentlich­keit.

Ach und übrigens: Keanu heißt auf Hawaiianis­ch „kühle Brise über den Bergen“. Wolfgang Schütz

 ?? Foto: afp ??
Foto: afp

Newspapers in German

Newspapers from Germany