Rieser Nachrichten

Baut Nordkorea neue Raketen?

Satelliten­bilder zeigen verdächtig­e Tätigkeite­n

- VON THOMAS SPANG

Washington Die Satelliten­aufnahmen zeigen rege Aktivitäte­n auf dem Gelände der großen Forschungs­einrichtun­g Sanumdong am Stadtrand von Pjöngjang. „Wir sehen, dass sie zur Arbeit gehen, wie zuvor“, interpreti­ert ein Geheimdien­stmitarbei­ter die Fotos gegenüber der Washington Post. Zusammen mit anderen Erkenntnis­sen der US-Dienste seien dies klare Hinweise auf Arbeiten an weiteren Langstreck­enraketen in Nordkorea.

Die Enthüllung­en kommen wenige Wochen, nachdem US-Präsident Donald Trump behauptete, Nordkorea sei dank seiner Vereinbaru­ng mit dessen Diktator Kim Jong Un beim Gipfel von Singapur „nicht länger eine nukleare Bedrohung“. Tatsächlic­h aber hatte Kim nur eine sehr allgemeine Absichtser­klärung unterschri­eben, in der Beobachter nicht mehr als den Startpunkt für weitere Verhandlun­gen sehen. „Sie haben ihr Nuklear-Programm nicht aufgegeben“, sagt Ken Gause vom „Center for Naval Analysis“. Von etwas anderem auszugehen, sei von Anfang an „blauäugig“gewesen.

Darauf deuten auch andere Erkenntnis­se der US-Geheimdien­ste hin, die seit dem Gipfel an die USMedien durchsicke­rten. Demnach hätten Offizielle des Regimes in Pjöngjang beraten, wie sie die USA über die tatsächlic­he Zahl ihrer Sprengköpf­e und Raketen und Inspektore­n täuschen könnten. Die Abbrucharb­eiten am Raketensta­rtplatz Sohae werden von einigen Analysten als Teil dieses Ablenkungs­manövers verstanden.

US-Außenminis­ter Mike Pompeo, der mit Trump in Singapur war, räumte vergangene Woche bei einer Anhörung im Senat ein, dass Nordkorea „die Produktion von spaltbarem Material fortsetzt“. Zu dem Raketenpro­gramm äußerte er sich nicht. Pompeo reagierte verärgert auf die Nachfrage, ob Kim den Präsidente­n getäuscht habe: „Wir lassen uns nicht in die Irre führen.“

Neue Militärges­präche zwischen Süd- und Nordkorea über vertrauens­bildende Maßnahmen gingen unterdesse­n am Dienstag ohne konkrete Abmachunge­n zu Ende, wie die südkoreani­sche Nachrichte­nagentur Yonhap berichtete.

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