Viel Auto für wenig Geld
13000 Euro? Doch, da bekommen Asketen schon ein passables Fahrzeug. Einen Nissan Micra zum Beispiel
Schauen wir einmal – was man auch beim Autokauf nie machen sollte – nur auf den Preis. Ab schlanken 12990 Euro steht der Nissan Micra Visia in der Liste. Er befindet sich in dieser Preisklasse in bester Gesellschaft. Einen Kia Rio, einen Opel Corsa, einen VW Polo oder einen Ford Fiesta gibt es für ähnlich kleines Geld; manche unterbieten den Micra sogar.
Spätestens jetzt sollten selbst die größten Pfennigfuchser den Blick jedoch lenken – weg von den Euros, hin zur Ausstattung. Hier bringen die Importeure beziehungsweise die Marken der zweiten Reihe häufig mehr mit als die Premium-Konkurrenz. So auch der Nissan. Selbst in der Basisversion rollt der kleine Japaner unter anderem mit Spurkontrolle, Geschwindigkeitsbegrenzer, LED-Tagfahrlicht, Isofix-Kindersitzhalterung und einem höhenverstellbaren Sportlenkrad vor.
Was braucht der Sparfahrer mehr zum Glück? Eigentlich nichts, außer er will auf ein zeitgemäßes Radio, das via Bluetooth auch die Musik vom Smartphone spielt, nicht verzichten. Und außerdem wäre natürlich eine Klimaanlage schön, die wenigstens, wenn sich die Temperatur schon nicht per Automatik einregeln lässt, ein wenig kalte Luft in den Innenraum bläst. Das Problem: Kommen diese beiden Extras dazu, steigt der Preis auf 14 590 Euro. Gönnt man sich ferner eine peppige Metallic-Lackierung, die zu dem frech gestylten Micra durchaus passt, muss das Budget schon 15 100 Euro betra- gen. Da sind die knapp 13 000 Euro vom Anfang schon recht weit entfernt. Verglichen mit der Mittelund Oberklasse sind solche Summen trotzdem ein Witz. Schon ein 3erBMW lässt sich mit so vielen teuren Optionen vollstopfen, dass man dafür zwei Micras bekäme.
Die wiederum wären ihr Geld allemal wert, verdient doch der Kleine mit viel gutem Willen das Prädikat „erstwagentauglich“. Das hat er vor allem seinem Platzangebot zu verdanken. Die Türen öffnen weit, wobei die Griffe für die hinteren superschick versteckt angebracht sind. Das unten abgeflachte Lenkrad erleichtert dem Fahrer das Einsteigen zusätzlich. Die Sitze sind für einen Kleinwagen erstaunlich breit und komfortabel. Da die Rücksitzlehnen des vorderen Gestühls dünn gehalten sind und die Rückbank weit hinten in der Fahrgastzelle platziert ist, bleibt selbst den Fondpassagieren ausreichend Kniefreiheit. Für Kinder reicht der Platz allemal. Zahlreiche Ablage- und Staufächer sowie Getränkehalter nehmen üblichen Krimskrams auf.
Apropos Stauraum: Das Gepäckabteil schluckt 300 Liter. Es ist damit etwas größer als des eines Opel Corsa (285 Liter) und etwas kleiner als das eines VW Polo (305 Liter). Da der Kofferraum jedoch sehr tief und dank der großen niedrigen Ladeöffnung gut zugänglich ist, transportiert der Wagen auch sperrigere Gegenstände. Notfalls lässt sich die Rückbank im Verhältnis 60:40 umklappen; auch diese Funktion ist serienmäßig an Bord.
Dank seiner guten Rundumsicht, seiner leichtgängigen Lenkung und nicht zuletzt dank seines kleinen Wendekreises von unter zehn Metern kommt der Wagen im Stadtverkehr prima zurecht. Der Micra ist im neuen Modelljahr zwar gewachsen, bleibt aber unter der Vier-Meter-Marke. Damit ist er etwas kürzer als der VW Polo, weist aber den nahezu gleichen Radstand von 2,53 Metern auf. Daher rührt das großzügige Raumgefühl im freundlich gestalteten Interieur, das gemessen am Preis mit akzeptablen Materialien ausstaffiert ist.
Nach all den positiven Überraschungen folgt eine negative: der Motor, ein Dreizylinderchen mit knapp einem Liter Hubraum und gerade einmal 71 PS. Er agiert so schwächlich, wie er klingt. Angesichts von 15,1 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer kann von „Beschleunigung“kaum die Rede sein. Voll besetzt und beladen wird der Basis-Micra auf der Autobahn zur absoluten Spaßbremse. Spätestens beim Tankstopp sollten sich die Mienen aber aufhellen. 4,6 Liter beträgt der Normverbrauch; in der Praxis nahm sich unser Testwagen einen Liter mehr. Da kommen Auto-Asketen nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Betrieb auf ihre Kosten. Datenblatt Nissan Micra Visia ● Hubraum 998 ccm ● Leistung 71 PS bei 6300/min ● Drehm. 95 Nm bei 3500/min ● Länge/B./H. 3,99/1,73/1,46 m ● Leergewicht/Zul. 1045/445 kg ● Anhängelast gebr. k. A. ● Kofferraum 300 – 1004 l ● 0 – 100 km/h 15,1 s ● Top Tempo 161 km/h ● Normverbrauch 4,6 l Super ● CO2 Ausstoß 103 g/km ● Energieeffizienzklasse B ● Preis 12 990 Euro