Was blüht da am Straßenrand?
Welche Pflanzen Kreisgartenfachberater Paul Buß bei Alerheim entdeckt hat
Alerheim Meist werden sie kaum beachtet. Und wenn doch, dann dienen sie oft nur als Müllablageplatz – die Gräben an den Straßen in der Region. „Es ist unglaublich, was viele unserer Zeitgenossen alles an Müll aus dem Auto werfen, das ist wirklich nicht mehr schön. Was wir so alles entsorgen müssen, eine Schande!“, schimpft Dionys Leinfelder, Mitarbeiter des Kreisbauhofes. Er ereifert sich, weil er seine Arbeit mag und weil es ihn schmerzt, wenn viele Mitmenschen so achtlos mit unserer Natur umgehen.
Eine Natur, die selbst auf dem kleinen Abschnitt, einem ganz normalen Straßengraben, erstaunlich vielfältig und bunt ist. Paul Buß, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege, erklärt, dass beispielsweise in der Nähe des Wennenberges nur zweimal gemäht werde – außer natürlich am unmittelbaren Straßenrand – um den Pflanzen die Möglichkeit zu geben, richtig auszuwachsen und sich fortpflanzen zu können. Wunderbar gelb blüht zum Beispiel das Jakobs-Kreuzkraut, das allerdings, wie Paul Buß gleich klarstellt, giftig ist und als Schädling immer mehr heimische Pflanzen vertreibt. Und er zeigt auf den Wiesen-Pippau, genauso schön gelb blühend, aber heimisch und sehr gut für Insekten.
Auch der Blaue Natterkopf wird sehr gerne von Hummeln angeflogen, daneben gleich eine Wegwarte, die im Ries sehr weit verbreitet ist. Ebenso die weiß blühende Wilde Möhre und natürlich die Schafgarbe. Auch der Wiesen-Storchschnabel bestimmt oft die Farbgebung an den Rieser Straßenrändern und beinahe selbstverständlich wachsen in dieser trockenen Umgebung viele Arten von Disteln, Gänse- und Ackerkratzdisteln zum Beispiel. Einen eher seltenen Fund macht der Experte unweit des Wennenbergs aber auch noch: Mädesüß, eine Heilpflanze, die eigentlich nicht an solch unwirtlichen Plätzen wächst. Wilder Fenchel ist ebenfalls relativ häufig zu finden, essbar, wie sein kultivierter Bruder und eigentlich noch würziger, aber eben vom Straßenrand nicht wirklich für die heimische Küche zu empfehlen. Wenn man ihn reibt, und kostet, schmeckt er leicht nach Lakritz.
Von den Eingrünungen mit Blühpflanzen um Maisfelder herum hält Buß eher wenig: „Da werden Insekten regelrecht angelockt und wenn dann Spritzmittel auf den Mais kommt, ist es für die Insekten auch vorbei, es ist eine regelrechte Todesfalle.“Aber zurück zum Straßengraben: Wider Erwarten findet sich dort eine schöne Vielfalt an Pflanzen, die mehr Beachtung verdient hätte. Vielleicht hält der oder die eine oder andere bei der nächsten Ausfahrt oder Fahrradtour an und schenkt der heimischen Straßenflora einen intensiveren Blick.