Dick, Löw, Wiedemann – das bedeuten die Namen
Namensforscher teilen Familiennamen in fünf Hauptgruppen ein. Einige von ihnen stammen aus dem Ries
Landkreis Namensforscher teilen die Entstehung der Familiennamen nach fünf Hauptgruppen ein. Die wichtigste Gruppe ist diejenige, die von Berufen abgeleitet ist. So zählen die Namen Müller, Schmidt, Schneider und Fischer zu den vier häufigsten Namen in Deutschland. Bei der Gruppe der nach Wohnstätten gebildeten Namen ist der Name „Meyer“mit seinen unterschiedlichen Schreibweisen der häufigste. Der Meier (lateinisch major: der größere) bewirtschaftete im Mittelalter den größten Bauernhof eines Dorfes, den sogenannten Meierhof. Er hatte üblicherweise auch Verwaltungsfunktionen und besondere Vorrechte in der Dorfgemeinschaft. Da es in praktisch jedem Dorf einen solchen Meierhof gab, bildete sich dieser Name in unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit.
Der ebenfalls sehr häufige Name „Wiedemann“geht auf den Besitzer des Widdumhofes zurück. Diese Höfe waren im Mittelalter in den meisten Dörfern anzutreffen und für die Versorgung des Pfarrers gewidmet. Ähnlich den beiden vorigen Beispielen sind Namen wie Steger (für jemanden, der an einem Steg wohnte) oder Berger (eine an oder auf einem Berg wohnende Person) in ganz unterschiedlichen Regionen gleichzeitig entstanden. Anders verhält es sich mit den Namen „Ganzenmüller“(abgeleitet von der Ganzenmühle bei Niederaltheim) oder „Goschenhofer“vom Goschenhof bei Fürnheim, deren Herkunftsort einmalig, oder zumindest sehr selten ist. Dementsprechend ist auch heute eine deutliche Konzentration der Verbreitung dieser Namen im Ries zu erkennen. Bei den allermeisten in Ballungsräumen wie München, Nürnberg und Augsburg vorkommenden Trägern dieses Namens ist bei genauer Forschung eine Herkunft aus dem Ries nachweisbar. Dabei wird deutlich, dass bei der Suche nach der Deutung der Namen möglichst weit zurück zu den frühesten Schreibweisen und den ersten Nennungen gegangen werden muss. Mancher Namen kann eben nur mit bestimmten Wörtern in einer Dialektregion oder Ortsnamen einer bestimmten Region erklärt werden.
Ganz ähnlich ist eine Gruppe von Familiennamen nach der Herkunft entstanden. Hier wird vor allem zwischen Stammesnamen (Schwab, Franke, Bayer, Sachs) und Ortsnamen (Nürnberger, Oettinger, Frankfurter usw.) unterschieden. Bei den aus Ortsnamen gebildeten Familiennamen ist die Zahl der entstandenen Namen natürlich sehr groß. Im Ries ist bemerkenswert, dass es den Namen Offinger in Marktoffingen oder Löpsinger in Löpsingen gibt. Diese Namen haben mindestens zweimal den Ort gewechselt. Zum einen ist vor etwa 600 Jahren eine Person beispielsweise von (Markt-)Offingen in einen anderen Ort gezogen und wurde dann beispielsweise als „Hans (der) Offinger“bezeichnet. Generationen später ist dann ein Vertreter dieses Namens wieder in das Heimatdorf zurückgekommen und hat damit diese eigentümliche Konstellation verursacht.
Bei den aus Rufnamen gebildeten Nachnamen wird meistens auf den Vornamen des Vaters Bezug genommen. In Niederdeutschland ist hier meist die Endung „-sen“(oder in Skandinavien „-son“) anzutreffen. Petersen bezeichnet also den Sohn eines Peter. In Süddeutschland wurden die Vornamen meist ohne Endung angefügt. So trifft man hier auch Namen wie „Konrad“, „Heinrich“oder „Gerhart“.
Die letzte Gruppe der aus Übernamen gebildeten Namen ist teilweise schwer zu erklären. Neben den eigentlich selbst redenden Namen wie „Kurz“, „Dick“oder „Lang“wird es bei vielen anderen Namen sehr kompliziert. Die Tiernamen beispielsweise können einerseits die Eigenschaft des jeweiligen Tieres zum Ausdruck bringen, mit dem der Träger in Verbindung gebracht wird. So gilt der Fuchs als besonders schlau, der Hahn oder Pfau vielleicht als sehr eitel oder aufgeblasen. Beim Strauß könnte man ausgeprägt hervorstehende Augen als Merkmal annehmen und ein Hase (Familienname Haas) wird allgemein als sehr schreckhaft oder ängstlich charakterisiert. Da jedoch auch Namen wie „Löw“oder „Adler“vorkommen, kann man eine Ableitung auch von den Hausnamen der Gastwirtschaften oder Bürgerhäuser vermuten.
Neben vielen Namen, die seit Jahrhunderten hier ansässig sind, gab es immer wieder Zuwanderungen. Vor allem nach dem 30-jährigen Krieg wanderten in das Ries viele Österreicher oder Leute aus Altbayern, Böhmen oder der Schweiz mit bis dahin fremden Familiennamen ein. Manche kamen, weil sie im katholischen Österreich aufgrund ihres evangelischen Glaubens vertrieben worden waren, andere suchten einfach nur in den stark zerstörten und entvölkerten Gegenden Schwabens und Frankens ein besseres Auskommen. So sind viele Namen alpenländischen Ursprungs (Schwarzländer, Mühlbacher, Eckmeier, Steingruber) in dieser Zeit ins Ries gekommen. Durch vielfältige Handelskontakte nach Italien kamen im 17. und 18. Jahrhundert auch vereinzelte Namen von dort hierher. Mit „Dantonello“ist beispielsweise ein heute in der Oettinger Gegend weit verbreiteter Name nachweislich im Jahr 1703 von dort zugewandert.
Eine weitere massive Einwanderung ist aus den deutschen Ostgebieten (vor allem dem Sudetenland) nach dem 2. Weltkrieg zu verzeichnen. Solche Namenszuwanderungen sind auch heute noch lange nicht abgeschlossen.