Flohmarkt besucher trotzen der Hitze
Die hohen Temperaturen beeinflussen den Ablauf des Nördlinger Altstadtflohmarktes, aber schmälern nicht das Vergnügen. Vor allem in den frühen Morgenstunden herrscht viel Betrieb auf den Straßen
Die hohen Temperaturen beeinflussen den Ablauf des Nördlinger Altstadtflohmarkts, trüben aber nicht die Stimmung.
Nördlingen Wie fast alle FreizeitVeranstaltungen, die derzeit draußen stattfinden, stand auch der Nördlinger Stadtflohmarkt im Zeichen der Hitzewelle. Für einen Großteil der Händler ging es schon um fünf, sechs Uhr morgens los und dann, zum Teil an Standplätzen ohne jeden Schatten, in die früh einsetzende Hitze hinein, die bald wieder die 30-Grad-Celsius-Marke überschritt.
Die Konsequenzen waren vorhersehbar: Etliche Händler und Kunden verzichteten heuer auf den Besuch, die große Mehrheit, die sich das Vergnügen an der Kult-Veranstaltung nicht nehmen ließ, machte sich noch in den frühen, angenehm kühlen Morgenstunden auf den Weg. „Hier war schon immer zu früher Stunde viel Betrieb“, sagte ein Händler mit Schmuck und anderem bunten Sortiment, „aber heute konzentrierte sich der Betrieb deutlich nach vorne.“Die Reaktion auf die Hitze hatte auch Vorteile: „Die Kinder sind wieder zurückgekehrt vor die Stadtbibliothek“, stellte Johannes Ziegelmeir vom Veranstalter, dem Stadtmarketingverein „Nördlingen ist’s wert“, schon frühzeitig fest.
In den vergangenen Jahren hatte sich der eigene Kindermarkt zusehends aufgelöst und vermischte sich im Altstadtgebiet, weil die Kinder offenbar glaubten, günstigere Standorte zu finden oder sich Anderen anschlossen. Doch heuer fanden sie wieder zurück unter die großen, schattigen Bäume. „Hier herrscht auch die absolute Verkehrssicherheit“, merkt Johannes Ziegelmeir an. Umgekehrt brächten Sicherheitsbestimmungen auch Vorteile für das Flair des Marktes ohne jegliches Gedränge: „Wir legen nicht alle Vorschriften kleinlich aus“, sagt Susanne Vierkorn, Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, „aber bei der Freihaltung der FeuerwehrDurchfahrtswege gibt es für uns keine Diskussionen“. Höchstens ganz kurze, wenn ein Händler auf die Straße zeigt und meint, da wäre doch genug Platz, aber vergesse, dass oben sein Schirm zwei Meter weit in die Notfall-Fahrbahn hinein ragt. „Das ergäbe einen DominoEffekt – nimmt man es bei einem nicht genau, bauen die Nachbarn die Rettungswege immer weiter zu.“So entstehe hier nicht nur Sicherheit, sondern automatisch überall ohne Ausnahme genügend Platz zum Flanieren für die Besucher. Zu den Händlern habe sich im Laufe der Jahre ein insgesamt freundschaftliches Verhältnis entwickelt, man begrüße sich wie alte Bekannte. „Manche merkten auch lobend an, dass sich die Standgebühren schon länger nicht mehr erhöht haben“, sagt Susanne Vierkorn. „Da zeigen wir eben selbst Flohmarkt-Mentalität – es geht uns nicht um GewinnMaximierung, sondern darum, dass die Kosten für Werbung und Sicherheitsmaßnahmen wieder hereinkommen.“
So erreichte also das StimmungsBarometer ähnliche Höchststände wie die Temperatur und man konnte sich wieder auf die Jagd nach zum Teil skurrilen Dingen machen unter dem Motto „Es gibt hier nichts, was es nicht gibt.“Zum Beispiel die „Känguruh-Stiefel“, wie Skistiefel mit Sprungfedern, die wie LkwBlattfeder-Stoßdämpfer konstruiert sind. Oder ein Damen-Handtäschchen, das eine gewisse Wehrhaftigkeit der Besitzerin signalisiert, da der Bügel an einen Schlagring erinnert (nicht funktionsfähig, da ja die Tasche dranhängt). Manche Artikel können sofort eingesetzt werden – Fächer oder spitzenbesetzte Sonnenschirme etwa. Blechwannen oder -töpfe und andere Metallwaren werden in der prallen Sonne zu „heißer Ware“, doch jedes Töpfchen findet sein Deckelchen, wie man von den vielen Cafés mit Außenbestuhlung aus feststellen kann, wenn eine Frau einen Sessel mit prächtigen roten Barockmustern wegträgt oder ein sehr großer, kräftiger Mann ein Plüsch-Schaukelpferd unter den Arm geklemmt hat.
In der Hitze wurden insgesamt wohl nicht ganz so viele Geschäfte getätigt wie im Vorjahr, doch ein Gewinn für den Ruf der lebendigen Nördlinger Altstadt war der Flohmarkt allemal.