Schöne Landpartien
Mit einem Buch durch deutsche Landschaften
Jetzt ist die schönste Zeit des Jahres, und dazu gibt der Kalender auch noch einiges her: Ein Feiertag folgt dem anderen. Wer nicht in die Ferne reisen will, kann auch einfach ins Auto steigen und Deutschland erkunden. Denn wer kennt schon die eigene Umgebung so richtig gut?
Das Buch „Landpartie“verspricht nicht nur „schöne Routen zum Autofahren“, sondern auch „spannende Sehenswürdigkeiten und „faszinierende Naturräume“. Und wer drin blättert, findet sicher ein Ziel, das ihn lockt – und noch dazu leicht zu finden ist, weil das Buch neben praktischen Kartenausschnitten auch noch einen detaillierten Straßenatlas zu bieten hat. Man reist von Nord nach Süd, beginnt an Schleswig-Holsteins Nordseeküste und endet zwischen Burghausen und Bad Reichenhall.
Auf den ersten Blick bietet das Buch eine Menge, Insidertipps für die Gegend, Übernachtungsmöglichkeiten, kleine Geschichten und Hinweise auf Feste und Events. Die Fotos wirken einladend, die meist kurzen Texte bieten einiges an Hintergrund. Aber natürlich muss so ein umfassendes Werk auch Mut zur Lücke haben. Deutschland ist viel zu groß (und viel zu schön), um allem gerecht zu werden. Wer eine Wochenendtour mit diesem Buch machen will, muss sich der Autorin anvertrauen, die kreuz und quer durchs Land gereist ist und eine echte Fleißarbeit abgeliefert hat.
Heidi Siefert ist eine erfahrene Reisejournalistin, sie hat so manchen Geheimtipp parat. Aber hin und wieder stimmt die Relation nicht so ganz. Augsburg etwa wäre mehr wert gewesen als den Hinweis auf einen originellen Shop, und das Ulmer Münster hätte man zu gerne in voller Schönheit und nicht abgeschnitten gesehen. Manchmal füllt ein Gasthaus den ganzen Text über einen Ort, dann wieder erfährt man einiges über geschichtliche Hintergründe oder über Besonderheiten in der Natur. Auch die Kriterien für die Auswahl der Hotels erschließen sich nicht so recht. Trotzdem, als Appetitanreger für Touren im eigenen Land ist „Landpartie“gut geeignet. Lilo Solcher
» Heidi Siefert: Landpartie. Deutschland mit dem Auto entdecken – die schönsten Wochenendtouren. Manche Frage traut man kaum zu stel len – nicht einmal dem Partner, und auch nicht einem Arzt oder Anwalt. Das Thema ist unangenehm, der Einblick in die persönlichen Lebensumstände könnte peinlich und tief werden, vielleicht drohen sogar rechtliche Kon sequenzen. Doch wie gut, dass ei nen Freund gerade ganz genau dassel be Problem beschäftigt. Fragen wir also doch mal für ihn…
Die Frage heute: Mein Freund sitzt im Zug lieber allein und reserviert deswegen zwei Plätze. Ist das okay? Der Freund hat ganz schön Nerven – und liegt ziemlich daneben. Abgese hen davon, dass es in den auf vielen Strecken ohnehin gut ausgebuchten Fernzügen in Deutschland recht rück sichtslos ist, einfach einen Platz zu belegen, sind die Regeln für Sitzplatz reservierungen nicht auf seiner Sei te. Denn wie die Deutsche Bahn er klärt, geben die ganz genau an, wie lange eine Sitzplatzreservierung gültig ist: Exakt bis 15 Minuten nach Ab fahrt des Zuges. Dann verfällt sie.
Das muss den Freund natürlich nicht davon abhalten, sich zwei Sitzplätze kostenpflichtig zu reservieren. Pro Strecke kostet das 4,50 Euro pro Sitz in der zweiten Klasse, macht also 9 Euro insgesamt. Die Hälfte davon streicht allerdings die Bahn ein. Denn ist der Sitz nach 15 Minuten nicht in Gebrauch, kann ihn theoretisch jeder einnehmen. Dann hat der Freund bezahlt und bekommt trotzdem nicht seinen Freiraum.
Den Streit auf engem Raum gegen Bahnpersonal und andere Fahrgäs te, die gern sitzen wollen, wird er ver lieren. (dpa)