Massenhaft Obst: Bäume drohen zu brechen
Die Ernte bei Äpfeln, Birnen oder Zwetschgen dürfte heuer vielerorts rekordverdächtig ausfallen. Dies hat aber eine Kehrseite. Ein Fachberater gibt Ratschläge
Landkreis Da freut sich jeder Gartenbesitzer: Egal, ob Äpfel, Birnen oder Zwetschgen – die Obstbäume biegen sich in Nordschwaben heuer angesichts der Menge von Früchten. Doch genau das wird inzwischen zu einem Problem. Das Gewicht wird immer größer und nicht selten brechen ganze Äste ab. „Die Masse der Früchte kann Bäume regelrecht auseinanderreißen“, warnt Paul Buß, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege. Der empfiehlt in dieser Situation einige Maßnahmen.
Die Haupternte geht laut Buß zwar erst Anfang September los, jedoch zeichnet sich schon jetzt ab, dass vielerorts ein rekordverdächtiger Ertrag zu erwarten ist: „Dieses Jahr kann man sich über fehlendes Obst nicht beschweren.“2017 war die Lage noch völlig konträr. Da blühten die Bäume bis Anfang Mai perfekt, ehe nochmals einen Wintereinbruch für Schnee und Frost sorgte. Die Folge: Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen gab es an den Bäumen kaum Obst.
Dies ist Buß zufolge neben der guten Witterung im Frühjahr 2018 ein Grund dafür, dass die Blüte heuer besonders üppig war: „Die Bäu- me hatten richtig Energie.“Profis – also Obstbauern – reagieren in diesem Fall, schildert der Fachberater. Da bekannt sei, dass ein Baum eine derartige Fülle von Früchten nicht wie gewohnt versorgen kann und diese am Ende kleiner bleiben, werde in solchen Fällen ein Teil der Blüten oder noch jungen Früchte abgezupft beziehungsweise herausgenommen.
Hobbygärtnern falle dieser Schritt natürlich schwer, so Paul Buß: „Da blutet einem das Herz.“Deshalb hingen in einem Jahr wie diesem eigentlich zu viele Früchte an den Ästen. Bei späten Sorten empfehle es sich aktuell noch, einen Teil der Äpfel oder Birnen zu entfernen. Richtig sei auch, die Äste mit Stangen abzustützen.
Bricht dennoch ein Ast ab, sollte – so der Rat des Fachmanns – die Wundfläche möglichst klein gehalten werden. Das heißt: Die Stelle, an welcher der Ast abgerissen ist, sollte sauber abgesägt werden. Gerade ein Apfelbaum heile relativ schlecht. Die Gefahr sei, dass sich Pilzsporen an der Wundstelle ansiedeln. Ob es sinnvoll sei, diese mit Baumlack zu bestreichen, sei unter Experten umstritten. „Man sollte die Wunde zumindest trockenhalten“, empfiehlt Buß. Werde sogar der Stamm aufgerissen, könne sogenannte Wundfolie, die um den geschädigten Bereich gewickelt wird, sinnvoll sein. Ansonsten wisse sich die Natur oft selbst am besten zu helfen.
Eine weitere Kehrseite der Obstschwemme in diesem Jahr: 2019 wird die Ernte bei vielen Sorten mit ziemlicher Sicherheit recht mager ausfallen. Grund: Der Baum nehme sich eine regelrechte Verschnaufpause. Es gebe aber Sorten, die jedes Jahr relativ zuverlässig tragen, erklärt Paul Buß. Darüber könnten sich Gartenbesitzer bei Experten informieren.