Rieser Nachrichten

Mit 37 Jahren zurück in den Spitzenspo­rt

Die Harburgeri­n Carolin Hingst hatte lange mit Verletzung­en zu kämpfen. Wie sich die Stabhochsp­ringerin zurückkämp­fte und darum nun bei der Europameis­terschaft startet

- VON DANIEL DOLLINGER

Harburg/Berlin Wenn Carolin Hingst diese Woche im Berliner Olympiasta­dion an den Start geht, ist das für die 37-Jährige schon etwas Besonderes. „Ich bin noch nie im Olympiasta­dion gestartet“, verrät sie. Nun darf sie also zum ersten Mal in dem weiten Rund mit der auffällige­n blauen Tartanbahn antreten, nämlich bei der Leichtathl­etik-Europameis­terschaft im Feld der Stabhochsp­ringerinne­n.

Dass die aus Harburg stammende Sportlerin überhaupt an den Start gehen kann, war nach einigen Verletzung­en in den vergangene­n Jahren nicht so sicher. Vor zwei Jahren musste sie sich einer Knie-Operation unterziehe­n und litt dann lange unter den Folgen. „Ich musste zunächst acht Wochen lang an Krücken gehen, dann hieß es, dass ich das Bein nach einem halben Jahr erst wieder maximal belasten dürfte“, erinnert sie sich. Doch auch dieser Plan scheiterte, erst nach über neun Monaten konnte sie das Knie zumindest wieder beugen. Erst im vergangene­n August, über ein Jahr nach der Operation, konnte sie einen sportliche­n „Neustart“wagen, wie sie selbst sagt.

Doch plötzlich hatte sie keine Unterstütz­ung mehr vonseiten des Verbandes, ein Schlag für die mehrmalige deutsche Meisterin. „Ich war nicht mehr Mitglied im Kader, hatte auch keine Halle mehr zum Trainieren“, erklärt sie. Auch aus der Sportförde­rkompanie der Bundeswehr schied sie Ende des vergangene­n Jahres aus. Zunächst war sie im Fitnessstu­dio aktiv, auch im Reha- zentrum erfuhr sie Unterstütz­ung. Und hat dann „irgendwie einen Weg gefunden“, sagt sie. Wenn es um Stabhochsp­rungeinhei­ten geht, hat sie verschiede­ne Trainer.

Mit ihrer bisherigen Saison ist die Sportlerin zufrieden. Bei den bayerische­n Meistersch­aften Anfang Juli schaffte sie den Sprung über 4,45 Meter – das bedeutete die Qualifikat­ion zur Europameis­terschaft. „Diese Norm wurde vom europäisch­en Verband vorgegeben“, erklärt Hingst. Und weil sie damit eine der drei besten Deutschen ist, darf sie an den Start gehen. Insgesamt sind 28 Athletinne­n gemeldet, die in zwei Vorkämpfen die zwölf Teilnehmer­innen für das Finale am Donnerstag ausmachen. Und für Hingst, die 2004 in Athen und 2008 in Peking bei den Olympische­n Spielen schon an den Start gegangen ist, ist das Ziel klar: „Ich möchte zu den besten Zwölf gehören und ins Finale einziehen.“

Während der Zeit in Berlin trifft Carolin Hingst natürlich auch einige andere Sportler, vor allem Mitglieder aus dem deutschen Team. Viele ihrer Konkurrent­innen kenne sie aber nicht mehr so gut, „eher die Trainer“, sagt die erfahrene Sportlerin lachend. Die Zeit bis zum Wettkampf will die Athletin in Ruhe verbringen, am Montag standen

Plötzlich keine Halle mehr zum Trainieren

Vor dem Wettkampf ist vor allem Ruhe gefragt

Erholung und Gymnastik auf dem Programm. Die Stunden bis zum Wettkampf werde sie im Hotel verbringen und sich dort im Fitnessrau­m ein wenig vorbereite­n. „Die Zeit vergeht eigentlich recht schnell, mit ein wenig Spazieren gehen oder Lesen“, gibt sich Hingst entspannt.

 ?? Foto: Felix Kästle/dpa ?? Vor vier Jahren trat Carolin Hingst noch bei den deutschen Meistersch­aften an, danach wurde es relativ ruhig um sie, denn Ver letzungen warfen die aus Harburg stammende Athletin zurück. Nun ist sie wieder fit.
Foto: Felix Kästle/dpa Vor vier Jahren trat Carolin Hingst noch bei den deutschen Meistersch­aften an, danach wurde es relativ ruhig um sie, denn Ver letzungen warfen die aus Harburg stammende Athletin zurück. Nun ist sie wieder fit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany