Wagner will Bürgerladen für Oettingen
Ein Geschäft mit Lebensmitteln soll den Einzelhandel in der Stadt wieder ankurbeln. Die Rathauschefin erzählt im Gespräch mit unserer Zeitung auch vom Traum eines Campingplatzes
Frau Wagner, Sie haben den Bürgern vor Ihrer Wahl versprochen, die Wirtschaft zur Chefsache zu machen. Wie setzen Sie das um?
Petra Wagner: Ich treffe mich mit Vertretern der Wirtschaft oder Firmeninhabern. Unter anderem geht es bei diesen Gesprächen darum, herauszufinden, in welchen Bereichen bei den Betrieben und den Firmeninhabern Handlungsbedarf gesehen wird. Auch der Kontakt zur Werbegemeinschaft, den Bäckern, den Metzgern und den Wirten ist mir wichtig. Wir planen, die Innenstadt mit einem Bürgerladen zu beleben. Dazu werden im Herbst Fragebögen in Oettingen und den Stadtteilen verteilt. Mit der Werbegemeinschaft habe ich mich abgestimmt, dass wir erst abwarten, bis Rewe und Rossmann eröffnet haben.
Wo soll denn der Bürgerladen hinkommen?
Wagner: Ich würde den Bürgerladen gerne in der Innenstadt platzieren, damit wieder mehr Leben und Bewegung in der Stadt stattfinden.
Vermutlich ist die Antwort der Bürger klar: Die Leute wollen schließlich Leben in der Innenstadt und einen Laden, in dem sie Lebensmittel einkaufen können.
Wagner: Genau, und deswegen möchten wir den Bedarf der Bürger ermitteln. Eventuell könnte es auch das Angebot von Vorbestellungen oder lokale Produkte von regionalen Anbietern im Sortiment geben. Einen besonderen Service gibt es unter anderem schon bei Feinkost Christ, dort wird ein Lieferservice nach Hause angeboten.
Das Freibad wird nun erst 2019 saniert. Glauben Sie wirklich, dass die Ausschreibung günstiger wird?
Ja, auf jeden Fall. Wir haben bessere Erfahrungen mit Ausschreibungen in den Wintermonaten gemacht. Wenn wir zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschrieben hätten, hätte es sein können, dass wir teure Ausschreibungsergebnisse erhalten hätten, ähnlich wie jüngst beim THG geschehen.
In einem Jahr, in dem auch Großveranstaltungen wie der Historische Markt in Oettingen stattfinden, haben Verwaltung und Bauamt viel zu tun. Wäre es sonst zeitlich umsetzbar gewesen?
Wagner: Zeitlich war es immer möglich. Es gab im Planungsprozess etwas Verzögerungen durch Krankheitsausfälle, trotzdem sind die Planungen so verlaufen, dass dieses Projekt im Herbst hätte umgesetzt werden können.
Wie weit sind Sie in der Entwicklung eines neuen Gewerbegebiets? Wagner: Aktuell laufen Grundstücksverhandlungen. Die wollen wir in diesem Jahr abschließen, sodass wir nächstes Jahr mit der Erschließung anfangen können.
Wissen Sie schon, wo das neue Gewerbegebiet entstehen soll?
Wagner: Wir haben verschiedene Überlegungen. Es gäbe Grundstücke an der Bundesstraße 466, das lässt sich aber jetzt zeitlich nicht schnell realisieren. Dann gibt es am Sportplatz draußen noch ein Gelände, da haben wir aber das Problem des Anbindegebots (Neue Baugebiete dürfen nur in Anbindung an bestehende Siedlungen ausgewiesen werden). Dann noch im Bereich der Munninger Straße.
Wenn jetzt Betriebe anfragen, müssen Sie diese vertrösten?
Wagner: Ja, manchmal. In einigen Fällen haben wir an Privateigentümer vermitteln können. Auch haben wir es geschafft, Betriebserweiterungen schnell und zügig zu ermöglichen, zum Beispiel bei der Firma Lessmann und KGM.
Das geplante Hotel am Zwinger kommt nicht, die Krone kommt mit der Notsicherung in kleinen Schritten voran. Aber ein großes Hotel fehlt Oettingen. Wie geht es weiter?
Wagner: In dem ehemaligen Jung- haus eine Übernachtungsmöglichkeit zu schaffen, wäre ideal gewesen. Aber das ist aus privaten Gründen nicht möglich. Beim Hotel Krone sind wir wenigstens einen kleinen Schritt weiter gekommen. Aber es ist noch ein langer Weg, das wissen wir. Ziel ist es, dass die Krone wieder als Hotel am Marktplatz betrieben wird.
Wird das ehemalige Junghaus nun wieder verkauft? Es ist ja durchaus attraktiv für andere Investoren. Wagner: Ja, der Eigentümer will es wieder verkaufen.
Einigen Bürgern fehlt ein Anwohnerparken oder ein Parkkonzept für Kunden. Die Bäckerei Emmendörfer am Orgelhof kämpft seit Jahren gegen schwindende Umsätze, denn Wildparker verhageln ihnen das Geschäft. Was halten Sie von einem Parkplatzkonzept für Oettingen?
Wagner: Die Stellflächen auf dem Orgelhof sind private Parkplätze. Jeder, der am Orgelhof einkauft oder eine der vielen Arztpraxen besucht, hat das Recht, dort zu parken. Ansonsten stehen öffentliche Parkplätze zur Verfügung. Deswegen weisen wir unter anderem beim Friedhof auf diese Parkplätze durch Beschilderung hin. Aber trotzdem ist es sehr schwierig, das Parkverhalten zu verändern. Und grundsätzlich?
Wagner: … sind in Oettingen genügend Parkplätze vorhanden.
Anwohnerparken und Parkgebühren der Besucher wären doch eine gute zusätzliche Einnahmequelle?
Wagner: Parkausweise für Anwohner sind von uns schon immer kategorisch abgelehnt worden. Wo fängt man an und wo hört man auf? Wir versuchen, Autofahrern Dauerparkplätze zur Verfügung zu stellen. Vor Kurzem haben wir zum Beispiel beschlossen, einige Parkplätze am Saumarkt für Dauerparker auszuweisen. Wir haben sehr viele Dienstleister in der Innenstadt, die auf Parkplätze für ihre Kunden angewiesen sind.
In Nördlingen belagern allerdings auch nicht alle Anwohner jeden Parkplatz. Tagsüber arbeiten viele.
Wagner: Aber man weiß ja auch, dass die Leute am liebsten mit dem Auto ins Geschäft hineinfahren wollen. Mir war es wichtig, den Parkplatz am Saumarkt besser zu nutzen. Weitere Dauerparkplätze gibt es in Oettingen am Entengraben, im Museumshof, in der Bachgasse, beim Seniorenheim und auch am Schlossbuck.
Wie würden Sie Ihre Bilanz nach vier Jahren als Bürgermeisterin bewerten? Wagner: Innerhalb von vier Jahren konnte ein neues Wohnbaugebiet Kelterfeld Nord ausgewiesen werden. Es wurden bereits 22 Bauplätze verkauft, vier sind reserviert. Insgesamt sind dort 53 Bauplätze entstanden. Auch in der Goethestraße ist ein neues Baugebiet entstanden. Auf der Warte hat der Landkreis ein Grundstück an einen privaten Investor verkauft. Dort sind zwölf Wohneinheiten entstanden, acht Doppelhaushälften und zwei Einfamilienhäuser. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Ausbau des Breitbands. Wir erschließen aktuell das Gewerbegebiet im geförderten Verfahren. Ich hoffe, dass bald die Freischaltung erfolgt. Aber auch die Stadtteile werden durch ein weiteres Förderverfahren mit Breitband erschlossen.
Welches Projekt war für Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit noch wichtig? Wagner: Dass die Montessori- Schule in Oettingen einen Neubau erstellen wird, dass wir für das Kinderheim mit der Lebenshilfe eine gute Nachnutzung erhalten und der ökologische Ausbau des Augrabens.
Wie kam denn die Idee zustande? Wagner: Für den ökologischen Ausbau eines Gewässers gibt es ein Programm, das mit 75 Prozent gefördert wird. Wir haben die Möglichkeit gesehen, die Regenrückhaltung für die Anwohner der Steinerbachsiedlung deutlich zu verbessern.
Was muss Oettingen für den Tourismus tun?
Wagner: Unser großes Potenzial liegt im Freibad und dem damit verbunden Wohnmobilstellplatz. Unser Freibad wird nächstes Jahr renoviert. Am Wohnmobilstellplatz haben wir in diesem Jahr die Stellfläche erweitert. Unser großer Traum ist es, auf diesem Gelände einen Campingplatz zu errichten. Vorschläge hierzu haben wir bereits durch einen Planungswettbewerb.
Niederhofen ist mehrmals hintereinander von starken Regengüssen getroffen worden. Kürzlich war das Treffen mit Behörden, um die Situation zu verbessern. Welche Entscheidung wurde getroffen?
Wagner: Die Bankette wurden von Lohe nach Niederhofen wieder hergerichtet, die waren stark ausgeschwemmt. Wir haben uns mit Vertretern des Amtes für Landwirtschaft, Wasserwirtschaftsamt Krumbach, Landratsamt, den Ortsbeauftragten und den Landwirten getroffen. In den jeweiligen Vorträgen wurde auf einzelne Maßnahmen zur Verbesserung hingewiesen. Diese neuen Anregungen werden nun überdacht und ausgetestet.
Das Interview führte Verena Mörzl