Kabarett, Konzert und Kleinkunst
Beim Festival in der Altstadt war auch ein umfangreiches Kulturprogramm geboten
Nördlingen Ein wesentlicher Teil des Cittaslow-Festivals war von kulturellen Veranstaltungen geprägt, wobei vor allem am Samstag die Sparte „Kabarett und Kleinkunst“breiten Raum einnahm.
Den Auftakt machten bereits am Nachmittag die „Mehlprimeln“aus Kaisheim. Trotz hochsommerlicher Temperaturen hatte sich eine treue Fangemeinde vor der Bühne versammelt. Passend zur Witterung hatten die Panitz-Brüder ihre Lieder und Texte unter das Motto „Sommer und Urlaub“gestellt. Nach den „13 Doppeldecker-Bussen“lautete die musikalische Empfehlung „Sie sollten gelegentlich mal verreisen“, bevor der zeitlos lustige „Stau am Leuchtenbergring“für Lacher sorgte. Beim Best-Of-Streifzug durch 40 Jahre Musik-Kabarett durften natürlich Klassiker wie das bitterböse „Mein Weib will mich verlassen“oder der „Zwieback im Biwak“zur Melodie der treuen Bergvagabunden nicht fehlen. Nach zwei Zugaben wurde das Duo mit Applaus verabschiedet. Zur Prime-Time hatten die Veranstalter die 13. Auflage der Offenen Unterhaltungsbühne (OUB) ins Programm genommen, die wie immer von Lokalmatador Dominik Herzog moderiert wurde. Als Erster durfte der Manchinger Ralf Winkelbeiner auf die Bühne, der im Februar beim Kleinkunstpreis „Die Sau von Nördlingen“den zweiten Platz belegt hatte. Im oberbayerischen Dialekt arbeitete sich der bekennende Flüssig-Veganer („Nur Weizen und Obstler“) am Zeitgeist ab: Von unpassenden Vornamen („Ryan Häusl“) über die „SUV-LatteMacchiato-Mutti“bis hin zur Inflation hochbegabter Kinder („jed’s, des net an am Legostein erstickt“) wurde der satirische Bogen gespannt.
Nach einer Spontan-Einlage des „Rappers“Ingo aus Sachsen fand Dominik Herzog im Publikum „rein zufällig“seinen VAN-Kumpel Alexander Plöger. Der enterte sofort das Podium und sorgte nicht nur mit einer herrlichen Schwulen-Parodie („ich glaub’ es nicht“) für Stim- mung, sondern begeisterte auch als ausdrucksstarker Robbie-WilliamsImitator („Angels“).
Florian Simbeck war einst der Käppi-und Handtuch-Träger beim Komiker-Duo „Erkan & Stefan“. Inzwischen ist er als Stand-Up-Comedian aus dem Fernsehen („Die Komiker“) bekannt und verarbeitet in seinem Programm seine Erfahrungen als zweifacher Familienvater. So schwadronierte er in Nördlingen über Mutter-Witze und I-Phones, über tätowierte Eltern und sprachliche Missverständnisse („Konzentrationslager statt Besinnungstage“) und sprach dabei wohl vielen „Leidensgenossen“aus der Seele.
Das Finale bestritt das bereits mehrmals in der OUB aufgetretene Gespann „Böckh & Olschewski“, das erneut eine schräg-skurrile Show ablieferte. Nach einer „Selbstverstümmelung“am Piano wurde aus dem Türmer-Ruf „So G’sell so“kurzerhand eine „We Will Rock You“-Interpretation, ehe bei einer Bühnen-Prügelei die Federn flogen.
Trotz des ansprechenden Proheftigem Bei Ralf Winkelbeiner aus Manching ging es unter anderem um unpassende Vorna men und die Inflation „hochbegabter“Kinder. gramms muss die Frage gestellt werden, ob das Cittaslow-Festival der passende Rahmen für ein so treffliches Kabarett-Format wie die OUB ist. Jedenfalls erreichten die Künstler – schon rein akustisch – nur Besucher in Bühnennähe, und gerade bei den Auftritten der WortAkrobaten ging die eine oder andere gute Pointe im permanenten Hintergrundrauschen des Festes unter.
Für den musikalischen Ausklang des Samstags sorgte „Donnerbalkan“, neun junge Musiker aus München. Mit fünf Bläsern, Schlagzeug, Akkordeon, Geige und Gesang bot die Truppe eine abwechslungsreiche Mischung aus Balkan-Beat, Reggae, Hip-Hop, Brass-Pop, Folk und gefühlvollen Balladen mit deutschen Texten.
Allerdings gefielen nicht allen Besuchern die getragenen und bisweilen langatmigen Passagen im Mittelteil des Auftritts. Erst gegen Ende des Konzerts, als die Band das Tempo wieder forcierte, ging dann auch das Publikum wieder mit, und vor der Bühne wurde ausgelassen getanzt. Alexander Plöger parodierte bei seinem Auftritt unter anderem den Popmusiker Ro bie Williams.