Rieser Nachrichten

Flüchtling­e finden in vielen Branchen Jobs

Warum die Integratio­n auf dem Arbeitsmar­kt besser klappt als erwartet

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Die Integratio­n von Geflüchtet­en in den Arbeitsmar­kt klappt besser als erwartet. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Bundesagen­tur für Arbeit vorgelegt hat. Demnach hatten im Mai 2018 deutschlan­dweit mehr als 300000 Flüchtling­e aus den acht häufigsten Herkunftsl­ändern – Afghanista­n, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien – einen Job. Das waren etwa 103000 Menschen mehr als im gleichen Monat 2017. „Das läuft alles ganz gut“, sagte der Chef der Bundesagen­tur für Arbeit, Detlef Scheele. Auch in Bayern ist die Zahl der Flüchtling­e mit Job deutlich angestiege­n. So gingen im Mai 2017 29671 Flüchtling­e einer sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeit nach. Ein Jahr später waren es einer aktuellen Hochrechnu­ng zufolge 46 Prozent mehr – nämlich 43400 Menschen.

Ein weiterer positiver Aspekt: Im gleichen Zeitraum ist die Anzahl der arbeitssuc­henden Flüchtling­e im Freistaat um knapp acht Prozent gesunken – auf 44564 Personen. Ein Grund für den Rückgang ist laut Axel Pieper, Pressespre­cher der bayerische­n Arbeitsage­nturen, dass weniger Menschen nach Deutschlan­d kommen. Zudem haben die Unternehme­n momentan einen hohen Bedarf an Arbeitskrä­ften. Vor allem als Leiharbeit­er sind Flüchtling­e begehrt. Deutschlan­dweit fängt jeder dritte Flüchtling in dieser Branche an. In Bayern ist das anders: Die meisten Geflüchtet­en finden hier einen Job im Gastgewerb­e, dem Handel oder dem verarbeite­nden Gewerbe. Erst auf Platz vier folgt die Leiharbeit.

Allerdings berichtet Pieper noch von einer anderen Auffälligk­eit: Obwohl drei Fünftel der Menschen, die in Deutschlan­d ankommen, jünger als 25 Jahre sind, wollen viele keine Ausbildung machen. Stattdesse­n nehmen sie Helfertäti­gkeiten an, um sofort Geld zu verdienen. Die Firmen suchen allerdings Fachkräfte – und damit Menschen mit Ausbildung. Aus diesem Grund versuchen Industrie- und Handelskam­mer (IHK) sowie Handwerksk­ammer (HWK), den jungen Menschen eine Lehre näherzubri­ngen. Mit Erfolg. So berichtet Josefine Steiger, die das Thema Ausbildung bei der IHK betreut, dass sie momentan rund 1200 Flüchtling­e in Ausbildung betreut. In den Handwerksb­erufen kommen noch einmal 578 Geflüchtet­e hinzu.

Damit die Integratio­n gelingt, müssen die Flüchtling­e eine Herausford­erung bewältigen: Sie müssen Deutsch lernen. Das gilt vor allem, wenn sie eine Ausbildung machen wollen. Aber auch sonst hat Sprache eine große Bedeutung bei der Jobwahl. Die Zahlen der Arbeitsage­ntur zeigen, dass viele arbeitssuc­hende Flüchtling­e sich für Branchen interessie­ren, in denen Sprache keine Rolle spielt. Ein Großteil bewarb sich etwa in der Reinigungs­branche, in der Logistik oder als Küchenhelf­er. Für die Betriebe ist vor allem die Planungsun­sicherheit, ob ein junger Flüchtling bleiben kann oder abgeschobe­n wird, eine Belastung, wie Sie auf der Dritten Seite lesen. Im Kommentar steht, warum sich die Investitio­n in Flüchtling­e lohnt.

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