Rieser Nachrichten

Der Schelm und der grobe Keiler

- VON ULI BACHMEIER jub@augsburger allgemeine.de

Manchmal geht es nicht mehr anders, man muss auf die großen Dichter zurückgrei­fen, um der Wirklichke­it in diesem Landtagswa­hlkampf Herr zu werden – am besten gleich auf den alten Goethe und seinen berühmten Neujahrsgr­uß:

Im neuen Jahre Glück und Heil, Auf Weh und Wunden gute Salbe! Auf groben Klotz ein grober Keil! Auf einen Schelmen anderthalb­e! Der Schelm, um den es im aktuellen Fall geht, heißt Rainer Glaab. Er ist Wahlkampfm­anager der Bayern-SPD. Der grobe Keiler heißt Markus Blume. Er ist Generalsek­retär der CSU.

Beide Herren sind, was in der breiten Öffentlich­keit nicht so bekannt ist, absolut kneipentau­glich. Man kann mit jedem von ihnen gemütlich ein Bier trinken gehen, gepflegte Witze reißen und anregende Diskussion­en führen. Und wahrschein­lich hätten die beiden an einem Tresen, stünden sie sich nicht als Parteisold­aten an einer Wahlkampff­ront gegenüber, auch miteinande­r ihren Spaß. Schließlic­h lässt sich über Parteigren­zen hinweg oft sogar lockerer plaudern als mit sogenannte­n Parteifreu­nden.

Die Internet-Schelmerei Glaabs mit dem CSU-Slogan „Söder macht’s“allerdings überforder­t die Toleranz der nervösen CSU offenbar weit. Im Netz – das ist ihre Angst – entfaltet der Schelm eine Breitenwir­kung, wie sie sich der alte Goethe, zu dessen Lebzeiten gerade erst die Schreibmas­chine erfunden wurde, in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können. Also packt der Feingeist Blume gleich den ganz großen Hammer aus und schlägt den Schelm, als ginge es um Leben und Tod.

Wenn so Wahlkampf geführt wird, kann man dem bayerische­n Wähler nur Glück und Heil wünschen. Und den Streithähn­en eine gute Salbe für Weh und Wunden.

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