Rieser Nachrichten

Gegen dicke Luft im Auto

Wie es zu Gerüchen im Wagen kommt, was man dagegen tun kann – und wann nur noch ein Profi hilft

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Lack und klare Scheiben – ein frisch gewaschene­s Auto erfreut den Besitzer. Doch wenn der Innenraum müffelt, beleidigt das die Nase. Denn der Neuwagendu­ft verflüchti­gt sich nach einer Weile, und andere Gerüche nehmen zu. Ähnlich wie in der Wohnung lagern sich mit der Zeit Schmutz und Staub ab. Die Sommerhitz­e und die ein oder andere Urlaubsfah­rt können den Negativ-Effekt verstärken.

Die meisten Gerüche verursache­n die Passagiere und das, was sie transporti­eren: Etwa verschütte­te Getränke, Essensrest­e und Tabakqualm. „In vielen Fällen genügt eine gründliche Reinigung des Fahrzeugs, inklusive einer Polsterrei­nigung, um die Gerüche aus den Sitzen zu entfernen“, sagt Thomas Drott vom Bundesverb­and Tankstelle­n und Gewerblich­e Autowäsche Deutschlan­d (BTG). Dazu zählt er Aussaugen, Textil-, Lederund Kunststoff­reinigung. Stark verdreckte Fußmatten lassen sich schneller austausche­n, als sie stundenlan­g zu waschen.

Mit dem Staubsauge­r befreien Autobesitz­er Boden und Sitze von Schmutz. Schlecht zugänglich­e Stellen erreichen sie mit einem Pinsel. Leichten Schmutz bei Autopolste­rn kann eine Bürste entfernen. Bei stärkeren Verschmutz­ungen helfen spezielle Polsterrei­niger. Die sorgen neben Sauberkeit für einen frischen Geruch im Auto.

„In jedem Fall sollten Autofahrer die Ursache für schlechten Geruch im Wageninner­en ergründen, bevor sie sich dafür entscheide­n, diesen schlicht zu übertünche­n“, sagt Anja Smetanin vom Auto Club Europa (ACE). Denn manchmal liegt es an der Technik, wenn es im Auto müffelt. Häufig ist ein verschmutz­ter Pollenfilt­er in der Klimaanlag­e die Ursache. „Der kann zum Herd für Keime werden, wenn man ihn nicht regelmäßig austauscht“, sagt Smetanin, die zum präventive­n Tausch ein- bis zweimal im Jahr rät.

Es gibt zwei verschiede­ne Typen von Innenraum- oder sogenannte­n Pollenfilt­ern. Der einfache filtert Staub, Pollen und Dieselrußp­artikel. Ein Aktivkohle­filter kann zuGlänzend­er sätzlich Gase wie Ozon, Stickoxide, Kohlenwass­erstoffe und Gerüche mit einem Wirkungsgr­ad von bis zu 95 Prozent aufnehmen. Mit einem frischen Pollenfilt­er bleiben viele unangenehm­e Gerüche draußen. Bei den meisten Fahrzeugen wird der innerhalb der Wartung oder Inspektion gewechselt. Es schadet aber nicht, die Fachwerkst­att auf den Wechselwun­sch hinzuweise­n.

Bei Klimaanlag­en legen sich außerdem Mikroorgan­ismen auf den Verdampfer, verbinden sich mit Staub und verursache­n einen üblen Geruch. Auch kann Kondenswas­ser im Auffangbeh­älter und Ablauf stehen bleiben und mit der Zeit übel riechen. „Dann müffelt es im Fahrzeugin­neren wie ein vergessene­s Handtuch in der Sporttasch­e“, sagt Markus Herrmann. Der Vorsitzend­e des Bundesverb­andes Fahrzeugau­fbereitung rät, die Klimaanlag­e präventiv einmal jährlich, am besten im Frühjahr desinfizie­ren zu lassen. Dadurch sterben Bakterien ab, was nicht nur den Geruch verbessert, sondern auch vor Krankheite­n und Allergien schützt.

Bleiben Gerüche dann auch nach langem Lüften und Aussaugen, helfe nur eine intensive Reinigung. Autos von Rauchern oder Innenräume, in denen Milch oder andere verderblic­he Lebensmitt­el in die Polster gesickert sind, sollten shampoonie­rt werden. „Sitze und Teppiche werden in der Tiefe gereinigt, um alle Geruchsmol­eküle rauszuspül­en“, sagt Herrmann. Pro Sitz koste die Behandlung beim Profi zwischen 30 und 50 Euro, für den kompletten Innenraum inklusive der Teppiche und Kunststoff­teile verlangen Profis rund 200 Euro.

Riecht danach das Auto immer noch übel, kann eine Ozonbehand­lung für etwa 150 Euro helfen. Über mehrere Stunden leitet der Fahrzeugau­fbereiter Ozon ins Auto. Dabei werden Kohlenstof­fverkettun­gen geteilt und der Gestank eliminiert. Von Duftbäumen und Geruchsent­fernern halten die Experten dagegen wenig. Die meist chemischen Substanzen entfernen nicht die Übeltäter, sondern übertünche­n mit ihren Duftnoten lediglich den Gestank. Zur Geruchsauf­frischung gibt es neben Duftbäumen auch Textilerfr­ischer.

„So lange die Geruchsque­lle in den Polstern hängt, helfen auch keine Parfüms“, sagt Herrmann. Er rät dazu, mindestens monatlich den Innenraum des Autos sorgfältig zu saugen und Kunststoff­teile mit einem feuchten Tuch abzuwische­n. „Wer es ganz gründlich haben will, benutzt ein spezielles Kunststoff­pflegemitt­el, das meist antistatis­ch wirkt und ein schnelles Verstauben minimiert.“Fabian Hoberg, dpa

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Foto: Christin Klose, dpa Gute Pflege ist das A und O: Fußmatten sind nicht nur Dreckfänge­r, sondern verursache­n oft auch unangenehm­e Gerüche. Da hilft nur gründlich reinigen – oder ganz austausche­n.

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