Rieser Nachrichten

Kein Durchbruch in Sicht

Mit großen Verspreche­n sind die Technologi­en rund um die virtuelle Realität gestartet. So fasziniere­nd wie erwartet sind die künstliche­n Welten noch lange nicht. Und doch hat sich seitens der Geräte einiges getan. Ein Überblick

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in der Action sein und nicht nur vor dem Bildschirm sitzen – das soll virtuelle Realität (VR) möglich machen. Auch wenn der Durchbruch von VR bislang ausbleibt: Mittlerwei­le gibt es ganz schön viele Geräte, die sich in Leistung, Preis und Anwendung teilweise stark unterschei­den. Was sie leisten und worin sie sich unterschei­den – ein Überblick. ● Cardboard und Co. Der einfachste Weg zur virtuellen Realität ist ein Smartphone mit Googles Cardboard. Das ist ein Pappschube­r mit Linsen, in den das Smartphone eingelegt wird. Über geeignete Apps lassen sich dann einfache VR-Anwendunge­n nutzen oder 360-GradVideos ansehen. Analyst Brian Blau vom US-Marktforsc­hungsinsti­tut Gartner sieht die Pappbrille aber skeptisch: zu unbequem, zu einfach. Und die Möglichkei­ten für Anwender halten sich in Grenzen. „Ich würde Cardboard nicht empfehlen“, sagt er. Für den ersten Einblick taugt das System mit den günstigen Anschaffun­gskosten aber allemal.

● Gear VR und Google Day

dream VR Dieser VR-Bereich ist deutlich ausgefeilt­er. Beide Brillensys­teme von Samsung und Google sind bequem zu tragen und kosten zwischen 70 und 90 Euro. Zum Be- trieb ist ein hochwertig­es Smart- phone nötig. Samsung setzt mindestens ein Galaxy S6 voraus, Google listet mehr als zehn kompatible Geräte der Oberklasse. Lenovos Mirage Headset ist ein Daydream-fähiges Gerät für rund 400 Euro, das die Technik bereits eingebaut hat.

Sowohl Samsung als auch Google bieten eigene App-Shops und Inhalte für die VR-Brillen, außerdem können Nutzer die Anwendunge­n durch drahtlose Controller recht komfortabe­l steuern. Die leistungss­tarken Smartphone­s liefern hochauflös­ende Bilder. Branchenex­perte Mark Sievers von der Unternehme­nsberatung KPMG sieht in dieser Geräteklas­se derzeit das größte Potenzial – eben weil schon viele Nutzer kompatible Smartphone­s haben. ● Alles in einem: Oculus Go Seit Mai hat VR-Hersteller Oculus mit Oculus Go ein Komplettge­rät im Angebot. Hier steckt die ganze Technik in einer Brille, die ohne Kabel auskommt, sich leicht einrichten und einfach bedienen lässt. Vorteil für Kunden: Sie brauchen kein 500 bis 800 Euro teures Smartphone – das Gerät gibt es für rund 220 bis 270 Euro, dazu einen App-Store mit diversen Spielen, Videos, interaktiv­en Geschichte­n und mehr. „Wenn Sie in die virtuelle Realität einsteigen wollen, ist Smartphone-VR oder Oculus Go eine gute Lösung“, sagt Brian Blau. „Die Software ist gut, das Angebot an Apps und Inhalten ist groß und es ist nicht sehr teuer.“Vor allem im Videoberei­ch sieht er großes Potenzial für diese Geräteklas­se.

● Playstatio­n VR Diese Lösung taugt nur für Besitzer einer Playsta- tion 4 von Sony. Hier wird die Brille über einen Zusatzkast­en mit Rechen-Hardware angeschlos­sen, im Paket ist außerdem die notwendige Kamera enthalten. Die bunten, VRkompatib­len Move Motion Controller gibt es separat.

Mit einem Preis von rund 300 Euro ist Playstatio­n VR eines der günstigere­n Sets im Handel, außerdem ist die Brille vergleichs­weise bequem zu tragen. Etliche Spiele sind bereits verfügbar und weitere in Arbeit. Für die Konkurrenz­konsole Xbox One gibt es laut Hersteller Microsoft aktuell keine konkreten VR-Pläne.

● Windows Mixed Reality Die VRTechnik von Microsoft markiert die Grenze zum Profi-Bereich. Wer sie nutzen will, braucht einen recht akMittendr­in tuellen Windows-10-PC und eines der Headsets, die diverse Hersteller für 340 bis 600 Euro anbieten. Mixed Reality ermöglicht 360Grad-Videos, Spiele wie zum Beispiel „Minecraft“in VR am PC – aber auch Kreativanw­endungen. Mit Mixed Reality lassen sich etwa auch zusammen mit Microsofts Paint 3D dreidimens­ionale Objekte erschaffen.

Microsofts VR-Lösung integriert auch einen weiteren Aspekt: Die so genannte Augmented Reality (AR). Hierbei wird durch Kameras in der Brille der reale Raum erfasst, die Software erlaubt dann das Einbinden virtueller Objekte. So landen zum Beispiel virtuelle Möbel im Wohnzimmer, damit die echten Möbel später auch passen. Oder Spiele blenden Inhalte in die Umgebung der Wohnung ein.

● Die Königsklas­se „Wenn Sie Videospiel­er sind und Geld kein Problem ist, entscheide­n Sie sich für PC-VR“, sagt Experte Brian Blau und meint die beiden Profi-VRBrillen Oculus Rift und HTC Vive (circa 380 bis 680 Euro). Hier gibt es die beste Leistung und durch ausgefeilt­e Handcontro­ller ein Höchstmaß an Interaktiv­ität. Man braucht aber auch einen leistungss­tarken Computer oder Laptop, damit die Brillen funktionie­ren. Und Platz. Beide Systeme überwachen nämlich nicht nur die Kopfbewegu­ngen der Nutzer, sondern auch ihre Bewegungen im Raum. Damit sie ihre Fähigkeite­n für anspruchsv­olle Spiele ausreizen können, braucht es ein großes Wohnzimmer. Beide Modelle sind mit ihren schweren Kabeln und der dadurch begrenzten Beweglichk­eit noch etwas sperrig zu nutzen. Doch kabellose Lösungen dürften nicht mehr lange auf sich warten lassen. HTCs auf der Messe CES im Januar vorgestell­te, aber noch nicht verfügbare Pro-Version der Vive (880 bis 1400 Euro) soll es gegen Aufpreis mit einem Funkadapte­r geben.

Und dort wird laut Mark Sievers auch im Bereich Virtual Reality die Reise hingehen: zu kabellosen und vor allem leichteren Geräten. „Damit haben Sie ein besseres Erlebnis“, sagt er. Ob nun im virtuellen Kampf gegen Drachen oder entspannt auf dem Sofa im virtuellen Heimkino. Till Simon Nagel, dpa

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Foto: Franziska Gabbert, dpa Nicht von Pappe: Anders als Googles Cardboard ist die Daydream VR (Bild) des Suchmaschi­nenriesen nicht aus Karton gefertigt. Google bietet für die VR Brille einen eigenen App Shop. Gesteuert wird sie über einen drahtlosen Controller.
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Foto: Andrea Warnecke, dpa Hier hängt sie noch an einem lästigen Kabel, aber wie lange noch? Die HTC Vive Pro soll es gegen Aufpreis mit einem Funkadapte­r geben.
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Foto: Andrea Warnecke, dpa Viele VR Brillen brauchen ein Smartphone oder einen PC. Diese nicht. Die Mirage Solo von Lenovo funktionie­rt ohne zusätzlich­e Hardware.

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