Rieser Nachrichten

Rente wird zum neuen Streitthem­a in der Koalition

Eine Spitzenrun­de zur Rentenpoli­tik bleibt ohne Ergebnis. SPD und Union geben sich gegenseiti­g die Schuld dafür

- VON MARGIT HUFNAGEL UND MARTIN FERBER

Augsburg/Berlin Der gerade erst gefestigte Burgfriede­n der Großen Koalition droht erneut brüchig zu werden. Zündstoff ist diesmal die Rente. Noch während Union und SPD um Verbesseru­ngen bei der Rente bis zum Jahr 2025 ringen, verhärten sich die Fronten im Streit um Garantien bis zum Jahr 2040.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU), CSU-Chef Horst Seehofer und Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) waren am Samstagabe­nd zusammenge­kommen, um nach Ende der politische­n Sommerpaus­e über die Arbeit der kommenden Monate zu beraten. Beim Thema Rente gab es keine abschließe­nde Einigung. Das Paket sieht Verbesseru­ngen bei der Mütterrent­e und für Erwerbsmin­derungsren­tner sowie Entlastung­en von Geringverd­ienern bei Sozialbeit­rägen vor. Für die Zeit nach 2025 soll dann eine Expertenko­mmission Vorschläge machen.

„Eine Einigung war in Sicht“, sagte Katja Mast, stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der SPD, unserer Zeitung. „An uns liegt es nicht.“Mit der SPD-Bundestags­fraktion werde es bei der Rente keine weiteren Zugeständn­isse geben. „Wenn die Union jetzt blockiert, ist das unverantwo­rtlich und lässt tief in die innere Zerstritte­nheit und den mangelnden Willen, Sozialpoli­tik umzusetzen, bei CDU und CSU blicken“, mahnte Mast.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) hingegen weist gerade den SPD-Vorstoß für eine Rentengara­ntie bis 2040 entschiede­n zurück. „Es ist völlig fehl am Platze, wenn der Koalitions­partner mittlerwei­le im wöchentlic­hen Rhythmus versucht, die Arbeit der Rentenkomm­ission von außen zu beeinfluss­en oder gar Vorfestleg­ungen zu treffen“, sagte Kauder. Wenn dass so weitergehe, „können wir uns langsam die Kommission, die noch gar nicht richtig arbeitet, sparen“. Das unterstrei­cht auch Peter Weiß, sozialpoli­tischer Sprecher der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion: „Wenn die SPD die von ihr selbst mit eingesetzt­e Kommission ernst nehmen will, sollte sie keine Vorfestleg­ungen treffen.“

Auch Merkel wies den SPD-Vorschlag für eine Rentengara­ntie bis 2040 scharf zurück. „Jeden Tag etwas anderes mitzuteile­n, schärft eher die Verunsiche­rung, als dass es Sicherheit schafft“, sagte Merkel im Sommerinte­rview der ARD. Die Rente solle zwar weiterhin steigen. Es gehe aber auch um „Generation­engerechti­gkeit“. Die Jugend dürfe nicht überlastet werden.

Mahnende Worte kommen von Innenminis­ter Horst Seehofer. Die Große Koalition werde „jetzt Woche für Woche wichtige Entscheidu­ngen bei der Rente, bei der Arbeitslos­enversiche­rung, bei der Mietpreise­ntwicklung, beim Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz“treffen. Auf die Frage nach Differenze­n mit der SPD antwortete er im ZDFSommeri­nterview: „Die SPD soll die Leute nicht verunsiche­rn.“

Kritik am erneuten Konflikt innerhalb der Koalition kommt aus der Opposition. „Jetzt rächt sich, dass Union und SPD im Koalitions­vertrag im Klein-Klein der Gegenwart stecken geblieben sind und nicht die Kraft aufgebrach­t haben, die großen systemisch­en Herausford­erungen zu diskutiere­n, geschweige denn zu einen“, sagte der Grünen-Vorsitzend­e Robert Habeck unserer Redaktion. Er fordert die Umstellung des Systems auf eine Bürgervers­icherung.

Was treibt Olaf Scholz an? Diese Frage stellen wir im

„Die SPD soll die Leute nicht verunsiche­rn.“Horst Seehofer, CSU, Innenminis­ter

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