Rieser Nachrichten

Der Dieter. Der Thomas. Der Heck

Stars reagieren betroffen auf den Tod des legendären „Mister Hitparade“. Warum viele in Erinnerung­en schwelgen

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Als die „ZDF-Hitparade“– es war 1984 – zum letzten Mal von Dieter Thomas Heck moderiert wurde, war ich ein Kindergart­enkind. Aber auf meine Freunde und mich machte dieser Heck Eindruck. Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Viktor Worms. Später noch, in der Grundschul­e, imitierten wir Heck: „Hier ist Berlin“, sagten wir, und kamen uns bedeutend vor. Oder verhackstü­ckten ganze Sätze in Heckscher Stakkato-Manier.

Der Dieter. Der Thomas. Der Heck. Ist am Donnerstag mit 80 Jahren gestorben, wie Medienanwa­lt Christian Schertz am Freitagabe­nd mitteilte.

Bereits kurz darauf – es ist 2018 – trauerte die Twitter-Gemeinde. „Eine Legende ist von uns gegangen!“, schrieb Schauspiel­erin Veronica Ferres. Selbst Rapper Kool Savas rief ihm ein „Ruhe in Frieden Dieter Thomas Heck“samt Herzchen-Symbol nach. Und nicht nur die Schlagerwe­lt schwelgte in Erinnerung­en. „Du warst für mich eine Fernsehiko­ne als Kind, später ein Freund, auf den man immer aufgeschau­t hat“, twitterte Schlagerst­ar Patrick Lindner. Nicole Diekmann, Korrespond­entin im ZDF-Hauptstadt­studio, fasste wohl am schönsten zusammen, warum gerade die Jüngeren der Tod eines Showmaster­s, der schon in den 80ern wie aus der Zeit gefallen zu sein schien, so bewegt. „In Schlafanzu­g und Puschen auf dem braunen Samtsofa, ein Butterbrot mit Kinderwurs­t kauend, und zusammen mit Mama und Papa ,Hitparade‘ gucken: Ein Stück Kindheit ist gestorben.“

Bei mir ist dieses Stück Kindheit weitaus früher gestorben. Dazu genügte ein kurzer Moment im MDRLandesf­unkhaus Thüringen in Erfurt, es war Anfang des 21. Jahrhunder­ts und Heck ein Moderation­sFossil. Eines Abends sah ich Praktikant ihn dort eine Treppe – beileibe keine Showtreppe – hinunterla­ufen, begleitet von einer kleinen Entourage, die ihn hörbar umschmeich­elte. Ich hatte den Dieter, den Thomas, den Heck, einen der Stars meiner Kindheit, anders in Erinnerung. Ich war erschrocke­n von dem Anblick. Heck moderierte damals für MDR1 Radio Thüringen eine Sendung, in meinen Ohren klang sie wie ein fader Aufguss längst vergangene­r, besserer Tage. Beliebt war die Sendung trotzdem. Im Sender erzählten mir Kollegen Geschichte­n über Heck, die wenig schmeichel­haft ausfielen. Meist ging es dabei um Alkohol. So ist das mit Kindheitse­rinnerunge­n, sie verklären, und überstehen die Konfrontat­ion mit der Wirklichke­it oft nicht.

Dieter Thomas Heck war unbestreit­bar eine Legende, einer, der das deutsche Fernsehen und die Schlagerwe­lt geprägt hat. Seine unnachahml­iche Stimme wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. 2007 zog er sich zurück, nun hat er die Showbühne für immer verlassen.

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Foto: Martin Schutt, dpa 2007 moderierte Dieter Thomas Heck seine letzten großen Sendungen, wie hier die ZDF Gala „Melodien für Millionen“. Danach zog er sich zurück.

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