Nur die Baufahrzeuge haben freie Fahrt
Die neue Wemdinger Unterführung ist zu 90 Prozent fertig – aber immer noch eine Baustelle. So mancher Nördlinger ignoriert das und läuft durch. Doch das ist verboten
Die neue Wemdinger Unterführung ist noch eine Baustelle. Dennoch werden darin immer wieder Fußgänger beobachtet. »
Nördlingen Noch ein bisschen mehr als zwei Wochen brauchen die Nördlinger Geduld. Dann ist die Verbindung zwischen der Kernstadt und dem größten Stadtteil fertig: Am 14. September wird die neue Wemdinger Unterführung offiziell eingeweiht. Am Montag darauf soll – wenn alles klappt – die offizielle Verkehrsfreigabe sein, sagt Michael Bauhammer, Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Nördlingen. Doch mancher Rieser scheint bis dahin nicht warten zu wollen. Immer wieder werden Radfahrer und Fußgänger in der Baustelle beobachtet.
Das bestätigt Polizeichef Walter Beck. Zwei Personen habe eine Streife schon erwischt: „Wir kontrollieren gelegentlich.“Alles sei korrekt beschildert, sagt Beck – es bestehe ein Verbot für Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger. Und wer das nicht beachte, der müsse mit ei- ner Verwarnung rechnen. 15 bis 20 Euro koste die für Rad- und Autofahrer, fünf bis zehn Euro für Fußgänger. Der Polizeichef berichtet, dass die zuständige Baufirma Thannhauser die Baustelle sogar mit Gitter absichere, die wiederum mit Kabelbinder verbunden werden. Doch den hätten Personen aufgezwickt und die Absperrung zu Seite geschoben. Das Betreten der Baustelle sei nicht nur verboten, sondern auch gefährlich, betont Beck, selbst nach Feierabend. Denn der Fußgänger- und Radweg in der Unterführung liegt höher als die Fahrbahn, am Absatz waren bis gestern noch keine Gitter angebracht. „Die Baufirma hat alles getan. Wenn jetzt da einer durch geht und stürzt, ist er selbst verantwortlich“, sagt Beck.
Leonhard Nagler ist Bauleiter beim Unternehmen Thannhauser. Er berichtet, dass mancher sogar während der Bauarbeiten durch die Unterführung laufen würde. Das sei zum Teil gefährlich, schließlich arbeiteten seine Kollegen mit großen Baumaschinen. Nagler vertritt die Meinung, dass es sich um ein gesellschaftliches Problem handle. Die Menschen würden Schilder und Absperrungen schlicht ignorieren.
Nagler selbst ist als kleiner Bub immer wieder durch den Wemdinger Tunnel gelaufen, unangenehm sei das gewesen. Dass die Stadt jetzt den Umbau gestemmt habe, sei richtig, nicht zuletzt angesichts der hohen Zuschüsse, die sie dafür bekomme. Wie berichtet, kostet das Bauwerk nach Auskunft von Stadtkämmerer Bernhard Kugler insgesamt rund 18 Millionen Euro, die Stadt Nördlingen muss davon nur 4,5 Millionen Euro bezahlen.
Die Mutmaßungen mancher Rieser, die Unterführung sei zu eng, entgegnet Nagler: Das Projekt sei jahrelang geplant worden, da wäre es vermessen zu sagen, er wäre zu eng. Tatsächlich sei die Fahrbahn sieben Meter breit, zwischen den Stützwänden, die den Gehweg abgrenzen, seien es acht Meter – und zwischen den Tunnelinnenwänden sogar 14,60 Meter. Auch Michael Bauhammer bestätigt: „Da muss sich niemand Gedanken machen.“
Derzeit werden die Deckenbeleuchtung montiert und die Gehwege fertiggestellt, 90 Prozent der Arbeiten sind fertig. Zudem werde eine spezielle Beschichtung an den Wänden aufgetragen, berichtet Bauhammer, darauf halten Graffiti nicht. Noch fehlten die AsphaltDeckschicht und die Fahrbahnmarkierungen, beides ist für die Woche vom 14. September eingeplant. Doch das Wetter müsse mitspielen, sagt Bauhammer, die Markierungen könnten nur aufgebracht werden, wenn es trocken ist. Regnet es also, müssen sich die Menschen noch ein kleines bisschen länger gedulden, bis sie durch die neue Unterführung fahren dürfen.