Rieser Nachrichten

Die Rente treibt Bürger um

Im Infomobil des Deutschen Bundestage­s reden Besucher über ihre Sorgen, sagen ihre Meinung und gewinnen Einblicke in die Arbeit des Parlaments

- VON CHRISTINA ZUBER

Nördlingen 17 Meter lang, neun Meter breit und 24 Tonnen schwer – mit einem gewichtige­n Info-Truck informiert der Deutsche Bundestag über seine Arbeit. Das Bundestags­Mobil tourt durch ganz Deutschlan­d und machte auch drei Tage in Nördlingen Station. Heinz Lackmann ist einer von drei Mitarbeite­rn im Truck und hat mit vielen Riesern über die Arbeit des Bundestage­s gesprochen. „Manche hatten Aha-Erlebnisse“, erzählt er. Und so manche Vorurteile konnte er ausräumen. Warum es bei TV-Übertragun­gen aus dem Parlament oft so leer aussehe, haben nicht nur in Nördlingen viele Leute gefragt. Lackmann klärt auf: Ein großer Teil der parlamenta­rischen Arbeit findet in den Ausschüsse­n statt, „das sind richtige Kleinparla­mente“. Gerade dort sei Fachwissen und Kompetenz wichtig. Außerdem könne jeder Abgeordnet­e die Sitzungen des Bundestage­s in seinem Büro live verfolgen und bei Bedarf binnen Minuten zu einer Abstimmung kommen. Im Truck gibt es viel Infomateri­al in gedruckter Form, aber auch DVDs für Kinder und Schüler, kostenlos zum Mitnehmen. Lehrer informiere­n sich gerne und decken sich mit Lernmateri­al ein.

Was hat denn die Rieser besonders interessie­rt? Welche Themen treiben sie um? „Ganz zentral ist das Thema Rente und Altersvers­orgung“, sagt Lackmann im Rückblick auf seine Gespräche in Nördlingen. Das sei ein bundesweit­er Trend. Ältere Bürger, aber auch Eltern mit Kindern machten sich Sorgen, wie sie im Alter finanziell auskommen sollen. Umweltthem­en wie Plastikmül­l in den Weltmeeren seien auch oft als wichtig genannt worden. Grundsätzl­ich geben die Truck-Mitarbeite­r Kritik und Anregungen an die zuständige­n Stellen in Berlin weiter.

Sina Kocourek aus Nördlingen und Alisa Uhl aus Fessenheim sind zufällig am Truck vorbeigeko­mmen und arbeiten sich am großen TouchScree­n durch ein Quiz mit Fragen rund um den Bundestag. „Das meiste habe ich schon mal gehört“, sagt die 19-jährige Sina, die gerade ihr Fachabitur in der Tasche hat. In der Schule habe sie im vergangene­n Jahr viel zum Thema Wahlen erfahren und sich als Erstwähler­in auch gezielt informiert. Ihrer Meinung nach ist das wichtigste Thema für den Bundestag momentan die Zuwanderun­g. Persönlich verfolgt sie die Debatten um neue Polizeiges­etze, Cannabis-Legalisier­ung und Themen rund um Technologi­e und Fortschrit­t. Gerade die Ausstattun­g von staatliche­n Schulen sollte die Regierung verbessern, meint Sina Kocourek. Ihre gleichaltr­ige Freundin hat ein Bufdi-Jahr im Krankenhau­s gemacht, das Thema Pflege ist ihr sehr wichtig, genauso wie Umweltschu­tz.

Eine Rentnerin aus München ist als Touristin in Nördlingen zu Gast. Die Info-Tafeln und das Lesemateri­al im Infomobil beurteilt sie sehr interessan­t. Über den aktuellen Bundestag ärgert sie sich: „Da geht nichts vorwärts, weil nur gestritten wird“, meint die 69-Jährige. Das Thema Migration und Asylanten müsse man endlich in den Griff bekommen. „Das meine ich ganz neutral“, sagt sie. Dass man Flüchtling­e, die eine Lehre angefangen haben, abschiebt, und dagegen Straftäter bleiben dürfen, könne sie nicht verstehen.

Laura Schwetz aus Nördlingen hat ein ganz persönlich­es Anliegen. Sie würde gerne ein Praktikum im Bundestag machen. Gerade hat sich die 20-Jährige für ein Studium der Sozialwiss­enschaften eingeschri­eben – mit dem Ziel, selbst einmal in die Politik zu gehen. Momentan ist sie bei den Jusos aktiv, Helmut Schmidt sei für sie ein Vorbild. „Politiker wie Gysi, die Profil haben, finde ich gut“, sagt Schwetz. Auch sie sagt: Die Rente ist das zentrale Thema der nächsten Jahre. Ihre Mutter Renate Schwetz nickt dazu. „Als ich so jung war, hat uns das nicht interessie­rt. Für die junge Generation ist das leider anders.“

Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange war am Dienstag für zwei Stunden zu einer offenen Bürgerspre­chstunde im Infomobil. Auch er berichtet, dass in den Gesprächen klar wurde, dass das Thema Rente die Leute sehr bewege. Er habe sich gefreut, dass so viele Menschen sich für die parlamenta­rische Arbeit generell interessie­rten. Und speziell, dass er mehrfach auf verbessert­e Bahnverbin­dungen in der Region angesproch­en wurde. Das sei für ihn eine Bestätigun­g gewesen.

 ?? Foto: Zuber ?? Laura Schwetz aus Nördlingen (Mitte) möchte gerne selbst in die Politik gehen. Die 20 Jährige besuchte mit ihrer Mutter Renate (links) das Infomobil. Mitarbeite­r Heinz Lackmann konnte der Studentin Tipps geben, wie sie an einen Praktikums­platz im Bundestag kommen kann.
Foto: Zuber Laura Schwetz aus Nördlingen (Mitte) möchte gerne selbst in die Politik gehen. Die 20 Jährige besuchte mit ihrer Mutter Renate (links) das Infomobil. Mitarbeite­r Heinz Lackmann konnte der Studentin Tipps geben, wie sie an einen Praktikums­platz im Bundestag kommen kann.

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