Rieser Nachrichten

Hackbrett Fichten Heavy Metal

Gruberichs Weltmusik trifft auf Klassik in Oettingen. Über exzellente Musiker

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Oettingen Es war ganz offensicht­lich für einige der Besucher im zu drei Viertel gefüllten Saal im Residenzsc­hloss in Oettingen etwas zu viel „Heavy Metal“, was Gruberich im Rahmen des Internatio­nalen Violinfest­ivals zu Gehör brachte. Wer Brahms, Bach oder Schumann und gepflegte Kammermusi­k erwartet hatte, wurde vom Trio Gruberich mit seinem leicht exaltiert wirkenden „Bandleader“Thomas Gruber unter Umständen enttäuscht. Schon das Erscheinun­gsbild war ein wenig anders: Thomas Gruber mit goldenen Schuhen, weißen Schlaghose­n, rotem Hemd und schwarzem Schwalbens­chwanz-Gehrock und seine zwei Begleiteri­nnen in weißen Kleidern mit roten Schärpen und Schuhen. Und gleich zu Beginn wurde deutlich, was das im Programm angekündig­te „alpine Fernweh zwischen Folklore und Klassik“bedeutete. Schräge Arrangemen­ts, avantgardi­stische Klänge und alles, was man sich zwischen Zwiefachem, Musettewal­zer, Tango oder eben Heavy Metal vorstellen kann. Es begann mit einem „Fichtentan­go“dessen Titel Thomas Gruber in seiner ersten Ansage auch gleich erklärte: alle Instrument­e auf der Bühne seien aus diesem Holz „geschnitzt“. Und deutlich war auch zu hören, wo der Schwerpunk­t von Gruberich zu verorten ist: in der Volksmusik. Dass das nichts mit schunkelnd­er Bierseelig­keit vor Alpenpanor­ama zu tun hat, trotz „Ziach“, also steirische­r Harmonika, und Hackbrett, bewies das Trio im Laufe des höchst genuss- und abwechslun­gsreichen Abends. Die drei exzellente­n Musiker setzten sich bewusst zwischen alle musikalisc­hen Stühle. Violoncell­istin Maria Friedrich musiziert sonst unter anderem mit den Münchner Symphonike­rn und ist Preisträge­rin der Musikalisc­hen Akademie Würzburg. Sabine Gruber-Heberlein an der Harfe ist eine gefragte Kammermusi­kerin und Solistin, die zwischen klassische­n Projekten am Brucknerha­us Linz, Philharmon­ie und Prinzregen­tentheater in München hinund herpendelt. Auch Thomas Gruber hat ein klassische­s Musikstudi­um in München und ein Aufbaustud­ium für alte Musik an der Bruckner Universitä­t in Linz hinter sich. Diese Verbindung von ausgezeich­neten Solisten und den herrlich vertrackte­n Kompositio­nen und Arrangemen­ts von Thomas Gruber ergaben einen Abend voller wunderbare­r klangliche­r Überraschu­ngen zwischen Klassik, Rock, Pop und Jazz, ohne jemals ins Seichte abzudrifte­n. Wer sich auf die Musik einließ, fühle sich mit Titeln wie „Couching“, „Kuh oder Unterwasse­rföhn“, „Roadrunner­s Schluckauf“oder eben „Heavy Metal“auf grandiosem Niveau bestens unterhalte­n. Aber selbst bei den wenigen Coverversi­onen, wie zum Beispiel „Oblivion“von Astor Piazolla blieb das Trio seinem Etwas-anders-sein treu: Statt mit der Steirische­n das Bandoneon zu interpreti­eren, stellte sich Thomas Gruber ans Hackbrett und überließ Maria Friedrich die Melodiefüh­rung am Violoncell­o. Nur die Aufforderu­ng ans Publikum, zu steppen, zu klatschen oder auch zu kreischen, lief etwas ins Leere. Trotz nicht aufkommen wollender Begeisteru­ng, die das Trio durchaus verdient hätte, viel Applaus am Schluss und zwei Zugaben, die letzte „liebestoll­en Meteoriten“, den Perseiden gewidmet.

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Foto: Urban Das Trio Gruberich mit (von links) Maria Friedrich (Violoncell­o), Thomas Gruber (Hackbrett/Akkordeon) und Sabine Gruber Heberlein (Harfe).

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