Hallenbad: Was kann sich Nördlingen leisten?
Im Klösterle macht Stadtkämmerer Bernhard Kugler den Besuchern deutlich, wie sehr ein Anbau und eine Sanierung den finanziellen Spielraum der Stadt einschränken würden. Eine „Vorfestlegung“ist getroffen
Bei der Bürgerversammlung sorgen vor allem die Erläuterungen von Kämmerer Bernhard Kugler für Ernüchterung.
Nördlingen Deutlich hat Stadtkämmerer Bernhard Kugler die Nördlinger darauf hingewiesen, welche Folgen eine Umgestaltung des Hallenbades haben könnte. Bei der Bürgerversammlung im Klösterle rechnete er den Besuchern vor, wie hoch die jährliche Belastung für die Stadt sein könnte. Dabei nahm er an, dass das Bad in der Gerhart-Hauptmann-Straße saniert und erweitert wird (wir berichteten). Dies würde rund 13 Millionen Euro kosten. Circa elf Millionen Euro müsste nach derzeitigem Stand die Stadt tragen, sagte Kugler.
Weitere Eckpunkte seiner Rechnung waren die jährliche Zahl der Besucher – 40000 für das Bad, 15 000 für die Sauna –, Kredite über 25 Jahre zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent und eine moderate Erhöhung der Eintrittspreise um zehn Prozent. Legt man den aktuellen Tarif zugrunde, dann würde die Tageskarte für Erwachsene damit nach der Sanierung 3,85 Euro kosten, die für Familien 9,35 Euro und die Saisonkarte für Erwachsene 130,35 Euro. Kugler erläuterte den Besuchern, dass das Bad bei dieser Berechnung rund 1,034 Millionen Euro Defizit jährlich erwirtschaften würde, satte 670000 Euro mehr als bislang.
Bereits jetzt habe die Stadt nach Abzug der Kredittilgung nur rund vier Millionen Euro für Investitionen übrig. Einige Projekte für die Zukunft stünden allerdings schon fest, unter anderem die Sanierung von Stadtmauer und Sankt Georg, die Zuschüsse für neue Kindertagesstätten oder die Erneuerung von Straßen und Brücken. Ziehe man dann noch die Kosten für das Bad ab, bleibe lediglich eine Summe von rund 150 000 Euro pro Jahr für sonstige Investitionen. Der Kämmerer betonte, er wolle nicht sagen, dass die Sanierung und Erweiterung des Bades nicht möglich sei. Es sei eine „wichtige und unverzichtbare“Einrichtung. Jedoch gehe es ohne zusätzliche Einnahmen und Fördermittel nicht.
Wie berichtet, hat die Stadt be- reits entsprechende Schritte unternommen. Sie will von einem Programm des Bundes profitieren, bis zu vier Millionen Euro könnten aus Berlin kommen. Dafür musste allerdings eine sogenannte Projektskizze eingereicht werden, die Stadt entschied sich dabei für die Erweiterung und Sanierung am bisherigen Standpunkt. Auf eine Frage von Luise Müller sagte Oberbürgermeister Hermann Faul, man habe nur einen Vorschlag einreichen können. Die Chancen auf Förderung eines Neubaus seien nur unter „erschwerten Rahmenbedingungen“möglich. Daher sei man jetzt in Richtung Erweiterung am Standort „abgefahren“, es gebe eine „gewisse Vorfestlegung“. Allerdings könnte es sein, dass Nördlingen bei diesem Programm nicht zum Zug komme und man eine andere Lösung finde. Bei der Stadtratssitzung am 18. September stehe das Thema auf der Agenda.
Faul hatte die Bürgerversammlung zu Beginn mit einem Rückblick auf die Debatte um das Hallenbad eingeleitet. Anfang 2015 habe man das Thema aufgrund der Wemdinger Unterführung auf Priorität zwei gestellt, wolle es aber jetzt angehen. Bis Oktober, Anfang November sei klar, ob die hohen Zuschüsse vom Bund kommen. Man könne nicht auf alle Wünsche eingehen, Faul betonte die Finanzierbarkeit: „Wir müssen auch mal Nein sagen.“
Anschließend referierte Architekt Robert Stärr vom Unternehmen Fritz Planung. Er trug die Zahlen vor, die er dem Stadtrat bereits im Juli präsentiert hatte (wir berichteten). Stärr hatte 2012 untersucht, was eine Sanierung beziehungsweise ein Neubau eines Hallenbades für Nördlingen kosten würde. Bei den aktuellen Zahlen habe er eine Kostensteigerung zum Jahr 2012 von 30 Prozent eingeplant. Stärr hat eine Sanierung des Bestandes, einen Neubau und eine Sanierung mit Anbau untersucht. Am günstigsten wäre eine reine Sanierung mit circa 4,2 Millionen Euro. Bei einem Neubau geht er von Kosten von rund 11,93 Millionen Euro für das Bad und circa 1,7 Millionen Euro für die Sauna aus. Die Sanierung und Erweiterung würde seiner Schätzung zufolge insgesamt rund 13 Millionen Euro kosten.
Es ist die Variante, die die Stadtverwaltung favorisiert: im neuen Anbau ein Sportbecken mit sechs Bahnen, im Erdgeschoss des Altbaus ein Lehrschwimmbecken und einen Kinderbereich. Im ersten Stock sind drei Saunen und ein Außenbereich vorgesehen. Auch die Turnhalle würde saniert werden. Der Leiter des Liegenschaftsamtes, Karl Stempfle, machte noch einmal deutlich, welche Argumente gegen den Standort Marienhöhe sprechen. Beispielsweise müsste eine neue Heizung gebaut, die Kinder mit einem Shuttlebus zum Bad gebracht werden.
Auch gegen den Standort im Sportpark führte Stempfle einige Punkte auf, etwa den für die Kinder weiten Weg. Bei einer Erweiterung in der Gerhart-Hauptmann-Straße müsse man lediglich 250000 Euro für weitere Parkplätze investieren. Stempfle versprach, die Verwaltung werde ihre „ganze Dynamik hineinwerfen, um das Projekt voranzutreiben“.
Architekt Jürgen Eichelmann präsentierte schließlich seine Studien, wie das neue Bad nach einem Umbau aussehen könnte. Er hatte auch eine zweite Variante dabei: den Neubau von Bad und Turnhalle am bisherigen Standort.