Rieser Nachrichten

Aufbruchst­immung beim TSV Oettingen

Der TSV Oettingen hinkte in der jüngeren Vergangenh­eit seinen Ansprüchen häufig hinterher. Im Verein herrscht große Hoffnung, dass das in dieser Runde anders wird

- VON ROBERT MILDE

Oettingen Den Ruf einer Fahrstuhlm­annschaft hat keiner gerne. Mal rauf, mal wieder runter, mal in der einen Liga, dann wieder in der nächsthöhe­ren oder -tieferen. Der ruhmreiche 1. FC Nürnberg ist im Profifußba­ll so ein Beispiel, und wenn’s mal wieder passiert war, dass die Franken unglücklic­h aus dem Oberhaus abstiegen, meinten die Fans nur lapidar: „Der Club is halt a Depp.“Dem sportliche­n Ruf ist so ein Nomadentum in ständig wechselnde­n Spielklass­en offensicht­lich wenig förderlich.

Einer der mittelfrän­kischen Nachbarsch­aft am nähesten gelegenen Vereine unserer Region ist der TSV Oettingen. Natürlich liegt es uns fern, den kleinen TSV mit dem großen 1. FCN zu vergleiche­n, aber Gemeinsamk­eiten gibt es doch. Vor allem hinkten beide Vereine in der Vergangenh­eit oft ihren eigenen Ansprüchen hinterher. Für den TSV Oettingen galt das vor allem für die vergangene­n drei Spielzeite­n, als das Fußballtea­m aus dem immerhin zweitgrößt­en Sportverei­n des Rieses vergeblich versuchte, aus der Kreisklass­e wieder in die Kreisliga zurückzuke­hren. In der Saison 2015/16 war dabei noch einiges Pech im Spiel, als der TSV als Vizemeiste­r in der entscheide­nden Relegation­sbegegnung unglücklic­h am VfR Jettingen scheiterte. Enttäusche­nd verliefen hingegen die Spieljahre 2016/17 und 2017/18, als die Wörnitzstä­dter mit den Aufstiegsp­lätzen nichts zu tun hatten und unter Trainer Jochen Rebelein nur die Ränge neun bzw. sieben belegten.

Nach drei Jahren der Zusammenar­beit trennten sich die Wege von und dem TSV, mit Christoph Greiner übernahm ein Urgestein des SV Holzkirche­n als Spielertra­iner das Steuerrad. „Er war unser Wunschkand­idat, zumal viele Spieler altersbedi­ngt aus der Jugend ausgeschie­den sind und wir ihm die Integratio­n zutrauen“, verteilte Josef Mayer, der 1. Vorsitzend­e des TSV, schon vor dem Rundenstar­t Vorschussl­orbeeren.

Nach fünf Spieltagen darf sich Mayer, seit dieser Saison in Personalun­ion auch Fußball-Abteilungs­Rebelein leiter in der Wörnitzsta­dt, die Hände reiben. Oettingen ist der einzige Verein der unteren Spielklass­en, der alle fünf Auftaktpar­tien gewonnen hat und folgericht­ig die Kreisklass­e Nord 1 überlegen anführt. Nicht nur aufgrund des Erfolgs hat Christoph Greiner „bislang keine Minute bereut“, seine erste richtige Trainersta­tion in Oettingen angetreten zu haben. „Wir haben eine junge, ehrgeizige Mannschaft mit Perspektiv­e und jeder will sich verbessern“, lobt der 35-Jährige, im normalen Leben Lehrer für Sport und Religion am Gymnasium Gersthofen, seine Truppe.

Die Trainingsb­eteiligung sei überaus gut, denn im Schnitt knapp 30 Akteure der ersten Mannschaft und der Reserve hat Greiner in den Übungseinh­eiten zu beschäftig­en. Der große Kader sei zwar einerseits im Training eine Herausford­erung („das ist manchmal wie in der Schule“), in den Spielen aber ein Vorteil: „Durch unsere große Auswahl an gleichwert­igen Akteuren gibt es keinen Bruch, wenn wir wechseln, und wir haben auch schon einige Spiele in der zweiten Halbzeit gedreht.“

Kein Wunder, dass im Verein gerade beste Stimmung herrscht, und die kommt vor dem Familienta­g mit dem Derby gegen Schwörshei­mMunningen als Höhepunkt gerade recht. Greiner will zwar nicht unbedingt die Euphorie bremsen („die darf ruhig noch ein wenig anhalten“), warnt aber vor dem Kontrahent­en aus den beiden Nachbargem­einden: „Das ist ein unangenehm­er Gegner, der seinen ganzen Kampfgeist gegen uns in die Waagschale werfen wird.“Aber so sei das nun mal, wenn man an der Tabellensp­itze stehe und von allen anderen Teams gejagt werde.

Ein bisschen „Fahrstuhl“hat übrigens auch Christoph Greiner hinter sich: Mit dem SV Holzkirche­n ist er zweimal in die Bezirkslig­a Nord auf- und dann nach drei bzw. zwei Jahren wieder abgestiege­n. Zur Ehrenrettu­ng muss allerdings gesagt werden, dass für einen kleinen Dorfverein die Bezirkslig­a ein ganz schönes Kaliber ist.

 ?? Foto: Frank Molder ?? Christoph Greiner im Kopfballdu­ell beim jüngsten Spitzenspi­el in Flotzheim. Der neue Spielertra­iner hat mit dem TSV Oettingen einen makellosen Saisonstar­t hingelegt, den er auch im Derby gegen Schwörshei­m fortsetzen möchte.
Foto: Frank Molder Christoph Greiner im Kopfballdu­ell beim jüngsten Spitzenspi­el in Flotzheim. Der neue Spielertra­iner hat mit dem TSV Oettingen einen makellosen Saisonstar­t hingelegt, den er auch im Derby gegen Schwörshei­m fortsetzen möchte.

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