Rieser Nachrichten

Keine Debatte

- VON MARTINA BACHMANN redaktion@rieser nachrichte­n.de

Wie hieß es in dieser Woche noch aus den Reihen des Nördlinger Stadtrates? Ja, genau: Man wolle erst einmal die Bürgervers­ammlung am Mittwochab­end im Klösterle abwarten, erst dann könne man sich auf die Zukunft des Hallenbade­s festlegen. Eine Aussage, die scheinbar suggeriert: Liebe Bürger, Ihr seid uns wichtig. Auf Eure Meinung kommt es an. Aber nein, falsch gedacht. Diese Aussage heißt offensicht­lich nur: Wir lassen andere erklären, warum beim Nördlinger Hallenbad kein großer Wurf möglich ist. Und dass es sein könnte, dass alles schon entschiede­n ist. Diese Bürgervers­ammlung war keine Plattform für Diskussion­en, es war lediglich eine für Informatio­nen.

Fakt ist: Die Stadt hat sich für ein Förderprog­ramm beworben und könnte dadurch für die Sanierung des Hallenbade­s bis zu vier Millionen Euro Zuschuss aus Berlin bekommen. Eingereich­t wurde genau der Vorschlag, den die Stadtverwa­ltung favorisier­t – die Sanierung plus Anbau in der Gerhart-Hauptmann-Straße. Das Ries hat bekannterm­aßen gute Beziehunge­n nach Berlin, es könnte also durchaus sein, dass Nördlingen zum Zug kommt. Sollte diese Vermutung am Ende zutreffen, steht schon seit Anfang August fest, wie das künftige Hallenbad aussehen wird. Die Bürger hätten dann nicht einmal durch die von ihnen gewählten Stadträte ein Wörtchen mitreden können. Denn einen Beschluss des Gremiums zu dem Thema gibt es (noch) nicht.

Das allein ist schon bemerkensw­ert, doch geradezu aufrütteln­d war für viele Besucher der Bürgervers­ammlung offensicht­lich der Auftritt von Kämmerer Bernhard Kugler. Der rechnete vor: Wenn Nördlingen die Sanierung plus Anbau in Angriff nimmt, schnürt sich die Stadt ein derart enges finanziell­es Korsett, dass sie kaum Luft zum Atmen bekommt. Nun sind Kämmerer richtigerw­eise die Wächter des Stadtsäcke­ls, und es ist wichtig, die Finanzen im Auge zu behalten. Doch Kugler hat den Besuchern nur eine von vielen Zukunftspe­rspektiven präsentier­t, und zwar eine recht pessimisti­sche. Fair wäre es gewesen, eine weitere, optimistis­chere, ebenfalls vorzutrage­n: Eine, in der der Bund tatsächlic­h einen Zuschuss gibt. In der mehr als 15 000 Gäste die Sauna besuchen (in Dinkelsbüh­l sind es pro Jahr 17 000). Eine, in der man realistisc­h die anderen Projekte der Stadt betrachtet – und die Wahrschein­lichkeit, wann sie tatsächlic­h finanziert werden müssen, Stichwort Anbau Grundschul­e Mitte.

Prognosen sind schwierig, vor allem, weil sie die Zukunft betreffen – wer auch immer diesen Satz gesagt hat, hat recht. Vielleicht treffen Kuglers Prognosen am Ende zu, vielleicht aber auch nicht. So wie 2017, als die Stadt – dank Sondereffe­kten – keine Millionens­chulden machen musste, sondern am Ende Millionen übrig blieben.

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