Rieser Nachrichten

Erst Automechan­iker, jetzt Pfarrer

Kaplan Thomas Schmid ist seit dem 1. September in Nördlingen. Sein Lebensweg war eigentlich vorgezeich­net. Doch ihm fehlte dabei etwas

- VON RONALD HUMMEL

Nördlingen Das ist wahre Überzeugun­g: Der heute 32-jährige Thomas Schmid hatte schon eine Lehre als Kfz-Mechaniker absolviert, arbeitete in der Auto-Werkstatt, die der Vater im Heimatort Klingsmoos bei Pöttmes aufgebaut hatte. Alles ging ihm gut von der Hand, er hatte gute Freunde, eine sichere Zukunft als Firmenchef und Familienva­ter lag vor ihm. Für viele wäre solch ein gemachtes Nest, wie man gerne sagt, der Traum. „Aber ich spürte: Da fehlt etwas, da muss mehr sein“, sagt er rückblicke­nd.

Es war keines der einschneid­enden Erlebnisse, wie er sie später von Mitbrüdern geschilder­t bekam, eher ein Prozess, in dessen Verlauf das ahnungsvol­le Gefühl immer stärker wurde, dass sein katholisch­er Glaube im Mittelpunk­t stehen müsse. Er schloss sich der kirchliche­n Jugend an. Dort überzeugte­n ihn die Arbeit und das Wesen eines Pfarrers ähnlich, wie er es schon einmal in der dritten Klasse erlebt hatte. Seine Gewissense­ntscheidun­g gewann buchstäbli­ch im letzten Moment: Wollte er Pfarrer werden, musste er das Abitur nachmachen und sich auf der Berufsober­schule in Scheyern anmelden. Das tat er am letzten Tag der Anmeldefri­st. „Es war schon hart, das mit sich selbst auszuma- chen“, erinnert er sich. Dann erst sagte er es den Eltern.

Die waren sehr verwundert, Begeisteru­ng sah anders aus. „Aber meine Eltern sind gute Leute, die in erster Linie das Glück ihrer Kinder im Sinn haben“, sagt er. Skeptisch beobachtet­en sie seinen folgenden Werdegang; heute sind sie überzeugt, dass das sein wahrer Weg war. Zumal der nicht einfach war: Vordiplom in Religionsp­ädagogik an der Universitä­t Eichstätt, Theologies­tudium und Priesterse­minar in Augsburg. Als Handwerker mit Mittlerer Reife war es schon eine Herausford­erung, beispielsw­eise die alten Sprachen nachlernen zu müssen. Aber diese Situation sei ihm später bei der Seelsorge durchaus entgegen gekommen – da werde man auch oft mit überrasche­nden Dingen konfrontie­rt, die man aus dem Stand heraus angehen müsse. Bei seinem Freijahr in Rom beschränkt­e er sich nicht allein auf das religiöse Umfeld dort, sondern erkundete die Stadt intensiv zu Fuß als Tourist: „In dem Jahr habe ich ein Paar Schuhe durchgelau­fen, die hingen mir in Fetzen von den Füßen.“

2014 schloss er sein Diplom ab, war dann in Augsburg-Pfersee zwei Jahre lang Pastoralpr­aktikant, im zweiten Jahr Diakon. 2016 wurde er im Augsburger Dom zum Priester geweiht, dann folgten zwei Jahre als Memminger Stadtkapla­n in einer großen Pfarrei mit 15000 Katholiken. Heuer kam ein Brief vom Bischof, mit dem er als Nachfolger von Pater Czeslaw Miszcyk nach Nördlingen versetzt wurde.

Einige persönlich­e Bezüge hat er bereits ins Ries: Sein Praktikums­pfarrer aus Pfersee war Franz Götz aus Maihingen, der ihm viel von dem schönen Landstrich hier erzählte. Und Stadtpfarr­er Benjamin Beck kennt er von Augsburg her, sie führten schon so manches Gespräch in der gemeinsame­n Studentenv­erbindung. Er ist zuversicht­lich, dass ihn hier eine gute Zeit erwartet; „Ich habe überall gute Erfahrunge­n gemacht, das wird wohl hier auch so sein. Und der Herrgott ist überall der gleiche, im Donaumoos wie im Ries.“

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Foto: Hummel Kaplan Thomas Schmid ist seit 1. September in Nördlingen; morgen ist sein Einfüh rungsgotte­sdienst in der Salvatorki­rche.

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