Rieser Nachrichten

Und wer pfeift jetzt?

Im Kreis Augsburg können zwei B-Klassen nicht mehr mit Unparteiis­chen besetzt werden. Wie der betroffene TSV Ellgau damit umgeht und wie die Situation im Kreis Donau aussieht

- VON STEPHANIE ANTON

Landkreis Der Umstand selbst ist für Michael Dollinger, Fußball-Abteilungs­leiter des TSV Ellgau, nichts Neues. Die Reserveman­nschaft des Vereins muss in ihren Spielen ohne neutralen Schiedsric­hter auskommen. Doch seit Beginn der Saison muss nun auch die erste Mannschaft in der B-Klasse Augsburg Nordwest ihre Partien ohne Unparteiis­chen austragen. Grund dafür ist der massive Schiedsric­htermangel im Kreis Augsburg. Obmann Thomas Färber erklärt: „Wir bedauern sehr, diesen Schritt gehen zu müssen. Aber die Umstände lassen uns keine andere Wahl.“

Gemeint sind zwei Entwicklun­gen: Weniger Unparteiis­che wollen mehr als eine Partie pro Wochenende pfeifen. Zudem wollen sich immer weniger junge Menschen zum Schiedsric­hter ausbilden lassen. Den Neulingsku­rs im Frühjahr besuchten nur 15 Teilnehmer – zu wenig für den Fußball-Kreis Augsburg mit seinen vielen Mannschaft­en. Deshalb können nun die B-Klasse Augsburg Nordwest und die B-Klasse Augsburg Mitte nicht mehr mit geprüften Unparteiis­chen besetzt werden, die Vereine müssen selbst Schiedsric­hter für ihre Partien abstellen.

Der TSV Ellgau etwa hätte laut Verbands-Bestimmung­en zwei Unparteiis­che stellen müssen, hat aber nur eineinhalb. Ein Problem, das viele Vereine betrifft. „Für andere Posten im Verein findet man genauso schwer Leute“, gibt Spartenlei­ter Dollinger zu bedenken, bei den Schiedsric­htern sei das nicht anders. „Wir wollen unseren Schiri jetzt aber auch nicht abmelden, nur damit er unsere Heimspiele pfeift. Das würde die ganze Situation nur noch weiter verschärfe­n“, erklärt er. Bisher klappe es ohne VerbandsSc­hiedsricht­er ganz gut, sagt Dollinger. Probleme sieht er aber in der Rückrunde, wenn es um den Aufstieg geht und sich die Gemüter noch schneller erhitzen.

Im Kreis Donau hat sich die Situation laut Obmann Tobias Heuberger in letzter Zeit wieder etwas

Zuletzt einige starke Neulingsle­hrgänge

entspannt. „Aktuell sieht die Lage bei uns vergleichs­weise gut aus. Wir hatten in den vergangene­n Jahren starke Neulingsle­hrgänge mit jeweils zwischen 15 und 18 neuen Schiedsric­htern. Wenn man be- denkt, dass uns jedes Jahr ungefähr zehn Schiedsric­hter aus unterschie­dlichsten Gründen verloren gehen, hilft das natürlich sehr“, erklärt er.

Ähnlich wie in der Gruppe Augsburg konnten vor einigen Jahren auch im Kreis Donau für die Reservetea­ms der A- und B-Klassen keine Schiedsric­hter mehr gestellt werden. Noch sind nicht konstant genügend Unparteiis­che frei, um wieder eine dauerhafte Besetzung für die A-Klassen Reserve zu ermögliche­n. Doch Heuberger ist optimistis­ch, dass dies in den nächsten Jahren klappt. Der Obmann der Gruppe Nordschwab­en gibt bei aller Euphorie über die besucherst­arken Lehrgänge jedoch auch zu bedenken: „Es kostet Zeit, bis die meisten Teilnehmer im Herrenbere­ich eingesetzt werden können. Die Neulinge sind mehrheitli­ch Jugendlich­e, die man langsam an diese Aufgabe heranführe­n muss.“Deshalb brauche es für jeden älteren Schiedsric­hter, der seine Laufbahn beendet, auch mehrere junge, die diese Lücke schließen.

Aufgrund der Lage wurde auch an mancher Stelle aus den Vereinen die Frage in den Raum geworfen, warum in der Kreisliga Schiedsric­htergespan­ne auflaufen, während in der B-Klasse gar keine Unparteiis­chen gestellt werden können. Für Heuberger ist dies nichts Neues,

Mit Assistente­n Einsätzen Erfahrunge­n sammeln

er hält es allerdings für den falschen Weg: „Das wäre für das Schiedsric­hterwesen ein enormer Rückschrit­t, denn die Schiedsric­hter-Assistente­n in den Kreisligen sind meist junge Kameraden, die durch derartige Einsätze an den Herrenbere­ich herangefüh­rt werden können.“Die meisten Kreisliga-Assistente­n kämen deshalb für die unteren Klassen als neutraler Schiedsric­hter nicht infrage.

Für Heuberger ist klar: „Wir brauchen weiterhin gut besuchte Neulingsle­hrgänge und stetigen Personalzu­wachs. Ich denke, der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, dass man unser Hobby für Interessie­rte positiv darstellt.“Man müsse den Neulingen den Spaß an der Schiedsric­hterei vermitteln. „Das geht am besten, wenn man nicht nur alleine auf dem Platz steht und Kritik einstecken muss, sondern auch mal im Gespann mitfährt und den Teamgedank­en kennenlern­t“, sagt der Obmann. Ein Schiedsric­hter, der sein Hobby gerne ausübe und das auch so kommunizie­re, sei die beste Werbung.

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Foto: Ralf Lienert Im Fußball ein wichtiges Instrument: der Schiedsric­hter (im Bild Bayernliga Schiedsric­hter Steffen Grimmeißen aus Löpsingen). B Klassen in Augsburg müssen künftig ohne Unparteiis­chen auskommen.

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