Rieser Nachrichten

Eine Welt ganz ohne Trumps?

Es ist eine tröstliche Hoffnung, dass der Spuk im Weißen Haus einfach endet. So einfach ist es aber leider nicht – auch nicht bei Donald Trumps Nachahmern hier

- VON GREGOR PETER SCHMITZ gps@augsburger allgemeine.de

Und wenn er einfach weg wäre? Wenn das Weiße Haus wieder zu einem Ort der Würde würde, deutsche Politiker sich wieder stolz mit US-Präsidente­n zeigten?

Diese Hoffnung klang an, als sich der letzte US-Präsident Barack Obama – für den dies zumindest aus unserer Sicht zutraf – gerade zu Wort meldete und seinen Mitbürgern als Losung ausgab: Geht wählen bei den Kongresswa­hlen im Herbst! Bereitet dem Spuk im Weißen Haus ein Ende!

Und es klingt ja so verlockend einfach. Müsste nicht jeder einsehen, dass Donald Trump komplett ungeeignet ist für seinen aktuellen Job? Dass es eben nicht normal ist – wie im Buch von Watergate-Enthüller Bob Woodward genüsslich beschriebe­n – wenn die eigenen Mitarbeite­r dem Präsidente­n wichtige Unterlagen vom Schreibtis­ch klauen, um (noch) Schlimmere­s zu verhindern? Dass es seltsam ist, als US-Oberbefehl­shaber nicht zu wissen, wie die eigenen Streitkräf­te an der Grenze zu Nordkorea den Ausbruch des Dritten Weltkriegs verhindern wollen? Müsste man nicht die „Teufelswer­kstatt“(wie Mitarbeite­r das Trump’sche Schlafzimm­er nennen, das er zum Twittern nutzt) einfach räumen?

Nur entzieht sich die Politik mittlerwei­le solcher Logik. Wer es nicht glaubt, denke nur zurück: Vor zwei Jahren erklärte so gut wie jeder Experte auch den Trump’schen Wahlkampf für aussichtsl­os. Zu offenkundi­g seine Fehltritte, zu peinlich die Enthüllung­en über Sex-Übergriffe, zu amateurhaf­t sein Team. Alle lagen damit falsch.

Diese Unverwundb­arkeit setzt sich in dieser Präsidents­chaft gnadenlos fort. Auch wenn gefühlt die gesamte Welt den Kopf schüttelt über diesen Menschen, bei seiner Fanbasis genießt Trump weiter Heldenstat­us. Ihnen kann er gar nicht unverschäm­t genug auftreten, sie erfreuen sich an den Rüpeleien des Milliardär­s gegen die vermeintli­che „Elite“, und sei es die betagte Queen of England.

Wenn Trump twittert, er wolle den Sumpf in Washington trockenleg­en, jubeln sie. Im Gegensatz zu früheren Skandalprä­sidenten kann er zudem auf ein mediales Parallelun­iversum aus Fox News und sozialen Netzwerken bauen, die nur seine Meinung zählen lassen.

Daher dürfte Trumps Partei bei den Zwischenwa­hlen zwar Verluste erleiden, aber keineswegs untergehen. Sollten die Demokraten danach den Versuch unternehme­n, ihn des Amtes zu entheben, werden sie damit im Senat scheitern – und ihm eine Steilvorla­ge geben, sich als politische­r Märtyrer zu inszeniere­n.

Schon jetzt sind die republikan­ischen Wahlkampfk­assen gut gefüllt, von Reichen, denen seine Niedrigste­uerpolitik sehr gefällt. Die Demokraten könnten über ihren Hass die Konzentrat­ion auf Inhalte und den richtigen Gegenkandi­daten verlieren. Übrigens: So populär Demokrat Obama bei manchen war, so verhasst war er bei anderen. Auch deswegen gelang es ihm nicht, Hillary Clinton als Nachfolger­in zu etablieren – und je lauter er gegen Trump trommelt, desto mehr hilft er ihm wohl.

Wir müssen uns also darauf einstellen, dass auch nach Trump ein bisschen Trump stets bleiben wird.

Das gilt übrigens nicht nur für die USA, sondern ebenso für seine Nachahmer weltweit. Sogar wenn etwa die AfD nicht mehr durch die Flüchtling­skrise beflügelt werden sollte, wird sie weiter auf Fans zählen können, die vor allem „den Eliten“einheizen wollen.

Vielleicht hat das mehr mit Trump zu tun als einem Jahrestag, den wir gerade begehen, zehn Jahre Weltfinanz­krise – nach der viele es ungerecht fanden, wie die Politik den Bankern aushalf und die Mittelschi­cht vergaß. Das ist eine andere Geschichte, mag man sagen. Und wenn nicht?

Ein bisschen Trump wird immer bleiben

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