Rieser Nachrichten

Für jedes Bier ein eigenes Glas

Bayern gelten als Bierliebha­ber, aber in einem Punkt machen sie alles falsch: beim Glas. Denn Krug und Weizenglas sind ungeeignet. Welche Gefäße besser sind

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München/Bamberg Bier trinkt sich am besten aus dem Krug – noch besser aus einem Maßkrug, oder? Falsch! Da sind sich Bierverkos­ter einig, sie sagen sogar: Wer Bier genießen will, sollte die Finger vom Krug lassen. Denn Krüge sind aus kulinarisc­her Sicht überhaupt nicht zum Biertrinke­n geeignet. Das Bier wird wegen der Dicke des Glases schnell warm. Und aus einem dünnen schmeckt es besser, sagen die Experten. Worauf kommt es dann bei der Wahl des Glases an?

1Die Form „Die Glasform hat einen ganz entscheide­nden Einfluss auf den Geschmack“, sagt Markus Raupach, Biersommel­ier und Gründer der Deutschen Bierakadem­ie in Bamberg. Das könne jeder selbst ausprobier­en, indem er ein Bier aus einer Pilsstange und einem Rotweingla­s kostet. „Es wird ihm vorkommen wie zwei verschiede­ne Getränke.“Ein Bierglas erfüllt eine doppelte Funktion. „Zum einen soll es die Aromen optimal entfalten und zum anderen die Schaumbild­ung fördern“, erläutert Julian Menner, Braumeiste­r bei der Brauerei Glaabsbräu in Seligensta­dt. Deutschlan­d ist wohl das einzige Land, in dem die Biertrinke­r großen Wert auf den Schaum legen. Ein Bier ohne Schaum – das wirkt auf deutsche Augen abgestande­n und daher nicht schön. „Landläufig heißt es, die Blume muss über dem Glas sein“, sagt Raupach. Doch sein Tipp: Es schmeckt besser, wenn zwischen Schaum und Glasrand noch ein bis zwei Zentimeter Platz sind. Denn dann ist da noch Raum für die Nase – mit ihr werden die meisten Aromen wahrgenomm­en. Das ist auch der Grund, warum Bier nicht aus der Flasche getrunken werden sollte. Geschmeckt wird dann nämlich nur über den Mund.

2 Die Dicke Gute Gläser sind dünn, weil so die Temperatur des Getränks besser gehalten wird. Denn vom Bier wird etwas Schwierige­s erwartet: Es soll schmecken und erfrischen, doch das ist temperatur­mäßig ein Widerspruc­h. „Acht Grad sind für ein Bier optimal, bei stärkeren Bieren kann es auch mal zehn Grad sein“, erklärt Raupach. „Wenn es noch wärmer wird, erfrischt es nicht mehr.“Das heißt: Wer den Bierkrug nehmen möchte, sollte ihn wenigstens kühlen.

3 Die Farbe Ein hochwertig­es Bierglas sollte aus einem sehr lichtdurch­lässigen und neutralen Kristallgl­as sein – das Bier sieht darin ganz anders aus als in günstigere­n Gläsern, die meist einen Blaustich haben. Die Qualität zeigt sich auch an einem dünnen und glatten Glas. So bleibt das Getränk kühl und voller Kohlensäur­e und Aromastoff­e.

4 Der Rand Außerdem ist der Glasrand am besten glatt und nicht – wie bei weniger hochwertig­en Produkten – gerollt. „Dieser Rollrand ist wie eine Sprungscha­nze für das Getränk“, erklärt Sandra Ganzenmüll­er vom österreich­ischen Verband der Diplom-Biersommel­iere. Das Bier kommt so erst im hinteren Teil des Mundes an und kann dort keinen runden Geschmack mehr entwickeln. Gute Gläser haben daher einen geschliffe­nen Rand. Hier wird nichts verwirbelt, das Getränk läuft schön vorne in den Mund hinein.

5 Die Sauberkeit Für alle Gläser gilt: Sie müssen absolut sauber sein. Ob sie besser per Hand gespült oder in der Spülmaschi­ne gereinigt werden, darüber scheiden sich die Geister. Auf jeden Fall sollte das Glas vor dem Eingießen des Bieres noch einmal mit klarem Wasser ausgespült werden, damit sich später der Bierschaum hält. Denn Geschirrsp­ülmittel vernichtet Eiweiße und damit auch den Schaum.

Und welches Glas eignet sich nun für welche Biersorte? Um allen Sorten gerecht zu werden, sollte ein Bierliebha­ber verschiede­ne Glasformen im Schrank haben. „Mit vier verschiede­nen Formen wäre ein Endverbrau­cher gut ausgerüste­t“, findet Ganzenmüll­er.

● Hopfennote So sollten hopfenbeto­nte Biere in Gläsern mit einem recht großen Durchmesse­r kredenzt werden. Denn im Hopfen stecken starke Aromen, die sich beim Eingießen schnell verflüchti­gen. Je größer die Oberfläche des Getränks im Glas also ist, desto besser für den Geschmack.

● Malzbiere „Für malzbetont­e Biere ist dagegen ein bauchiges Glas ideal, das sich nach oben verjüngt“, erklärt Ganzenmüll­er. Hier können sich die Aromen gut ausbreiten.

● Hefearoma Biere mit Hefearomen wie das Weißbier sollten aus großen, leicht bauchigen Gläsern getrunken werden. Hier kommen die fruchtigen Aromen wie Apfel, Mango oder Banane besonders gut zur Geltung, da sie sich entfalten können. Daher ist das typische bayerische Weißbiergl­as für den Genuss völlig ungeeignet. „Aber das hat sich eben eingebürge­rt“, sagt Raupach.

● Alleskönne­r Die vierte Bierglasfo­rm im Sortiment eines Bierfans sollte ein Alleskönne­r sein. Laut der Empfehlung von Menner kann dies einfach ein Weinglas sein, zur Not reicht ein Becher.

 ?? Foto: master1305, stock.adobe.com ?? Es gibt jede Menge unterschie­dliche Formen für Biergläser – nach der Einschätzu­ng von Bier Experten ist das auch gut so.
Foto: master1305, stock.adobe.com Es gibt jede Menge unterschie­dliche Formen für Biergläser – nach der Einschätzu­ng von Bier Experten ist das auch gut so.

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