Rieser Nachrichten

Natürliche Neugier der Kinder nutzen

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger allgemeine.de

Es gibt ein Projekt an Bayerns Schulen, in dem Kinder aus verschiede­nen Ländern miteinande­r lernen und ihren Mitschüler­n gezielt von ihrem Land und ihrer Familie erzählen. Einmal hat an einem Augsburger Gymnasium ein indischer Schüler über seine Religion gesprochen. Er ist ein Sikh, trägt im Unterricht einen Turban mit einem großen Knoten auf der Stirn. Erst seit seinem Referat wissen seine Mitschüler, was die Kopfbedeck­ung bedeutet.

Wenn heute das neue Schuljahr beginnt, kommt in Deutschlan­d jeder dritte Schüler aus einem anderen Land. Es ist deshalb wichtiger denn je, schon den Jüngsten beizubring­en, dass eine Gesellscha­ft aus vielen Einzelnen besteht, die einen Konsens für ihr Zusammenle­ben finden müssen. Die Kinder müssen lernen, wo Unterschie­de liegen, wie man miteinande­r umgeht, dass man auf seine Mitmensche­n Rücksicht nehmen muss. Ressentime­nts werden außerhalb der Schulmauer­n schon genug geschürt.

Wenn Markus Söder davon spricht, junge Asylbewerb­er in Deutschkla­ssen zu schicken und ihnen „kulturelle Bildung und Werte“zu vermitteln, sollte man sich auf keinen Fall zu der Annahme verleiten lassen, dass diese Kinder eine Werte-Erziehung nötiger haben als deutsche. Es kommt darauf an, dass alle Schüler in einer Klasse einander respektier­en lernen. Und das lässt sich nie besser vermitteln als in ganz jungen Jahren. Die Ausgangssi­tuation könnte günstiger nicht sein. Denn Kinder kennen keine Voreingeno­mmenheit. Sie sind wissbegier­ig, interessie­ren sich dafür, warum ihr Sitznachba­r eine andere Hautfarbe hat – oder eben eine komische Kopfbedeck­ung. Dieses Interesse muss man nutzen.

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