Rieser Nachrichten

„Jeder kann Graffiti Sprühen lernen“

Capito-Leser dürfen mit den Profi-Sprayern von „Die Bunten“den Familienbl­ock des FCA verschöner­n. Ein Experte verrät hier schon mal Spannendes über die Spraykunst

- VON GALINA BAUER Was gefällt Ihnen ganz besonders an der Graffiti-Kunst?

Daniel Tröster: An Graffiti finde ich interessan­t, dass man Flächen in der Öffentlich­keit bemalen kann. Der Hintergrun­d ist nie gleich und ab und zu sind die Wände besonders, wie zum Beispiel die Flächen im FCA-Stadion. Schön ist auch, dass man ganz große Bilder malen kann. Und: Graffiti-Kunst spricht insbesonde­re junge Leute an. Woher kommt Graffiti-Kunst?

Tröster: Das ist Ansichtssa­che. Die einen sagen, dass die Kunst bis zu den Höhlenmale­reien zurückgeht. Diese Kunstwerke waren auch Wandgemäld­e und zeugten von einem Leben an den jeweiligen Orten. Die anderen sagen, dass der Ursprung im New York der 1960er Jahre liegt. Damals ging es in erster Linie nicht darum Kunst zu machen, sondern um zu sagen: „ Ich war hier und die anderen sollen es wissen“. Im Laufe der Zeit hat sich dann in New York die Graffiti-Kunst entwickelt, die wir heute kennen. Irgendwann schwappte das auf andere Länder über, ab den 1990er Jahren findet viel Austausch statt. Mit welchen Farben arbeitet ein Graffiti-Sprayer? Tröster: Die Farbe kommt aus einer Dose. Vor allem für die Arbeit an der Wand ist das ein tolles Werkzeug. Mit Acrylfarbe aus der Dose kann man lange Striche ziehen und Kreise malen, ohne absetzen zu müssen. Das ist bei einem Pinsel, den man immer wieder in Farbe tauchen muss, anders. Das tolle an Acryllack ist seine Deckkraft. Die Farbe trocknet innerhalb von fünf Minuten, dann kann man mit einer anderen Farbe darüber malen. Dadurch entstehen Ebenen, die typisch für Graffiti sind.

Warum ist die Graffiti-Kunst nichts für Kinder unter 12 Jahren? Tröster: Das hat mit der Handgröße zu tun. Die Dosen sind für Erwachsene­nhände ausgelegt. Bei unseren Workshops hat sich gezeigt, dass bei kleinen Kinderhänd­en der Zeigefinge­r nicht bis zum Sprühknopf reicht. In dem Fall müssten die Kinder mit zwei Händen malen. Dann ist die Gefahr zu groß, dass etwas daneben geht. Worauf kommt es beim Sprayen an? Tröster: Der Künstler kann drei Dinge beeinfluss­en – den Abstand zur Wand, die Geschwindi­gkeit und den Druck auf den Sprühknopf. Hier ein Beispiel: Wenn ich eine dünne Linie ziehen möchte, dann muss ich mit der Dose ganz nah an der Wand sein und die Linie schnell ziehen. Mit dem Druck kann ich die Dicke der Linien steuern. Wenn ich Details zeichnen möchte, dann brauche ich dünnen Linien, wenn ich mit Hintergrun­deffekten arbeite, dann sollte die Linien dicker sein.

Kann jeder die Technik lernen oder muss ich Talent mitbringen? Tröster: Die Sprühdose ist ein Werkzeug und mit viel Übung kann jeder lernen, damit richtig umzugehen. Wie beim Fußballspi­elen ist es wichtig, dass man viel trainiert und ein Gespür dafür sein Werkzeug bekommt. Wenn man zu Hause zeichnet und regelmäßig an der Wand übt, dann kann man die Technik in einem Jahr lernen. Was hat Zeichnen damit zu tun?

Tröster: Die Vorstufe zu Graffiti ist Zeichnen. Ich sage immer: Sprühdosen sind teuer, Bleistifte nicht. Bevor man als Sprüher etwas an die Wand malt, dann zeichnet man es erst 20 bis 30 Mal auf ein Blatt Papier. Dann weiß man auch wie und wo man, welchen Schwung haben möchte und sucht sich die beste Zeichnung als Vorbild für das spätere Wandbild aus, das später ins Blackbook, das Fotoalbum eines Sprühers, kommt. Als GraffitiSp­rayer kann man keine Wand mit nach Hause nehmen und malt deshalb nur für ein Foto oder Video von dem Kunstwerk. Ist Graffiti-Kunst nicht eigentlich verboten? Tröster: Um die Wände im Stadion des FCA zu bemalen, haben wir natürlich eine Erlaubnis bekommen. Ansonsten stellt sich natürlich immer die Frage, wo man sprüht. In Augsburg und Umgebung gibt es sogenannte „Schwabenwä­nde“. Das sind Freifläche­n für Graffiti. In nahezu jedem Stadtteil ist so eine Fläche. In der Haunstette­r Straße im Univiertel zum Beispiel. Dort können junge Leute sich ausprobier­en. Ansonsten ist das Sprühen von Graffiti natürlich verboten.

 ?? Foto: Die Bunten e.v. ?? Ein Graffiti Künstler kann drei Dinge beeinfluss­en: den Abstand zur Wand, die Geschwindi­gkeit und den Druck auf den Sprüh knopf. Auf diese Weise entstehen dünne und dicke Linien, schöne Übergänge oder verschiede­n Ebenen. Auch beim Sprayen gilt: Übung macht den Meister.
Foto: Die Bunten e.v. Ein Graffiti Künstler kann drei Dinge beeinfluss­en: den Abstand zur Wand, die Geschwindi­gkeit und den Druck auf den Sprüh knopf. Auf diese Weise entstehen dünne und dicke Linien, schöne Übergänge oder verschiede­n Ebenen. Auch beim Sprayen gilt: Übung macht den Meister.

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