Wieder Raubkunst bei Gurlitts
Vier Zeichnungen aus französischem Besitz
Magdeburg/Berlin Aus der Sammlung des NS-Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895 – 1956) sind vier weitere Zeichnungen als NS-Raubkunst nachgewiesen worden. Die vier Werke stammen aus dem Besitz von Gurlitts 2012 verstorbener Tochter Benita Renate, wie das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste am Montag in Magdeburg mitteilte. Der derzeitige Eigentümer hat sie von dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste im Rahmen des Projektes „Provenienzrecherche Gurlitt“überprüfen lassen und will die Werke laut dem Zentrum nun an die Nachfahren der einstigen jüdischen Besitzer zurückgeben.
Demnach stammen die vier Zeichnungen der Künstler Charles Dominique Joseph Eisen, Augustin de Saint-Aubin und Anne VallayerCoster aus dem Besitz der jüdischen Familie Deutsch de la Meurthe in Paris, in deren Privathaus sie einstmals hingen. Das Haus wurde während der Besatzung durch die Nationalsozialisten konfisziert. Nach dem Ende des Krieges erstattete die Familie eine Verlustmeldung, in der die Bilder aufgeführt wurden.
Im Zusammenhang mit dem spektakulären Münchner Kunstfund in der Wohnung von Hildebrand Gurlitts Sohn Cornelius (1932 – 2014) im Jahr 2013 wurde nach Angaben des Magdeburger Zentrums nun bekannt, dass sich diese vier Werke neben weiteren 14 Bildern im Bestand von Cornelius Gurlitts Schwester Benita Renate befanden.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters dankte dem neuen Eigentümer dafür, dass er der Restitution von NS-Raubkunst zugestimmt habe. „Es ist ein wichtiger Schritt zur Aufarbeitung des NS-Kunstraubes, dass auch Privatpersonen ihre Verantwortung annehmen und ihre Bestände untersuchen lassen“, erklärte sie. Die Zeichnungen sind von diesem Freitag an bis zum 7. Januar im Berliner Martin-Gropius-Bau in der Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt“zu sehen, die zuvor bereits in Bonn und Bern gezeigt wurde.
Der französische Industrielle Henry Deutsch de la Meurthe (1846–1919) ging den Angaben zufolge vor allem als Förderer der frühen Luftfahrt in die Geschichte ein. Das Haus der Familie wurde von der nationalsozialistischen „Dienststelle Westen“als Lager für Kunstwerke benutzt, die aus Beschlagnahmungen der sogenannten „MöbelAktion“zusammengetragen wurden.