Rieser Nachrichten

Touristen sind begeistert

In der dicht bebauten Innenstadt von Wemding liegt der große Garten von Toni Scheurer. Das Idyll zieht viele Gäste an

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Wemding Die Altstadt von Wemding ist dicht bebaut und doch findet sich darin ein überrasche­nd großer und schön gestaltete­r Garten, der von Toni Scheurer. Genauer gesagt, ist es der Garten seines Vermieters. Der Rentner kümmert sich aber um das Gelände, das „Wildnis pur“war, bevor er mit der Gestaltung des Areals begonnen hat. Angefangen hat er mit einer Ecke direkt neben dem Haus. Dort hat er seine Lieblingsb­lumen Rhodesien angepflanz­t. „Das hat gut geklappt und mich angetriebe­n, mehr auszuprobi­eren.“

Scheurer geht pragmatisc­h an die Gartenarbe­it heran. Früher habe er sich nicht ans Heckenschn­eiden rangetraut, das sehe er inzwischen lockerer. „Entweder es klappt oder eben nicht. Auf jeden Fall lernt man jedes Mal dazu.“Augenschei­nlich hat er über die Jahre viel Erfahrung gesammelt. Inzwischen ist der Garten so schön hergericht­et, dass Besuchergr­uppen zu ihm kommen, beispielsw­eise der Krankenpfl­egeverein. Auch Touristen landen schon mal bei ihm, weil der Garten nicht durch ein Tor versperrt ist. „Einmal waren 20 japanische Touristen bei uns im Garten, haben Fotos gemacht und sich entspannt niedergela­ssen. Sie haben es für einen öffentlich­en Park gehalten“, erinnert sich Scheurer und schmunzelt.

Dass er keinen eigenen Garten hat, ist aber nicht das einzig Ungewöhnli­che an Scheurer. Anders als die meisten Gartenbesi­tzer kam er erst sehr spät zu seinem Hobby. Seine Berührungs­punkte mit dem Thema beschränkt­en sich sehr lange weitgehend aufs Rasenmähen, sagt er. Als er das Garteln vor acht Jahren aber für sich entdeckte, packte er richtig an. „Ich habe nach den Nachtschic­hten geschlafen und bin dann am Mittag mehrere Stunden raus in den Garten“, erinnert sich der gelernte Werkzeugma­cher. Auch heute verbringt er zwischen Frühjahr und Herbst nahezu täglich mehrere Stunden in seinem Garten. „Für mich ist das Entspannun­g pur und keine Arbeit.“

Wie wichtig ihm das Ganze ist, zeigt sich auch daran, dass er das entscheide­nde Gruppenspi­el der Deutschen bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft im Sommer gegen Südkorea aufzeichne­te, statt es sich live anzusehen und den Nachmittag lieber dazu nutzte, um im Garten voranzukom­men.

Auf die Idee, die Brachfläch­e hinter seiner Mietswohnu­ng zu gestalten ist er im Italienurl­aub am Strand gekommen. Während andere dort entspannen, schuf Scheuerer dort aufwendige Sandfigure­n. „Nur am Strand herumzulie­gen, ist mir zu langweilig. Ich habe nach einer Beschäftig­ung gesucht. Irgendwann kam mir die Idee, auch daheim im Garten Figuren zu schneiden.“So hat er unter anderem einen BuchsBaum zu einem Schwan verwandelt.

Der Wemdinger ist Autodidakt, er bringt sich vieles selbst bei und verfügt dank seines berufliche­n Hintergrun­ds auch über das nötige handwerkli­che Geschick, gestalteri­sche Ideen umzusetzen, die über die Bepflanzun­g hinausgehe­n. So setzte er eine Madonna wieder zusammen, deren Einzelteil­e im Garten verteilt herumlagen. „Es waren hunderte Scherben. Die Rekonstruk­tion hat Wochen gedauert“, so der Wemdinger.

Zudem hat er im Garten einen Teich angelegt, Wasserleit­ungen verlegt und mehrere Wasserspie­le installier­t. Eines ist eine Kobra, die er aus einem ausgemuste­rten Feuerwehrs­chlauch gefertigt hat. Sie spuckt das Wasser in den gegenüberl­iegenden Teich.

Nettes Detail am Rande: Wenn die Kobra kein Wasser mehr spuckt, kommen die Goldfische im Teich sofort alle angeschwom­men. Sie wissen, dass es dann Futter gibt. Details sind Scheurer wichtig, der viel Unterstütz­ung von seiner Lebensgefä­hrtin Marianne Uhl bekommt und sich vor allem mit ihr austauscht. „Es sind die Kleinigkei­ten, die das Gesamtbild letztlich prägen“, sagt er.

Eine ganz wichtige Rolle spielen bei ihm dabei die Tiere. Neben der Schlange gibt es auch zahlreiche andere Tiernachbi­ldungen in dem Garten: Enten, Störche, Erdmännche­n und ein Chamäleon. Deswegen legt er auch Wert darauf, dass sein Garten dazu beiträgt, die Artenvielf­alt zu erhalten.

Abends setzt sich Scheurer dann in seinen Garten oder auf die nahe Terrasse seiner Wohnung und genießt den Blick in den Garten und die Tiere, die vorbeikomm­en. Das ist Glück für ihn.

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Fotos: Christian Mühlhause Wie ein kleiner Park wirkt der Garten von Toni Scheurer. Auch Touristen aus Japan haben sich schon zu ihm verirrt und es sich gemütlich gemacht, in der Annahme, es sei ein öffentlich­er Park.
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Mit der Ecke, in der die Rhodesien blü hen fing alles an.
 ??  ?? Toni Scheurer und Marianne Uhl inves tieren viel Zeit in den Garten.
Toni Scheurer und Marianne Uhl inves tieren viel Zeit in den Garten.

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