Touristen sind begeistert
In der dicht bebauten Innenstadt von Wemding liegt der große Garten von Toni Scheurer. Das Idyll zieht viele Gäste an
Wemding Die Altstadt von Wemding ist dicht bebaut und doch findet sich darin ein überraschend großer und schön gestalteter Garten, der von Toni Scheurer. Genauer gesagt, ist es der Garten seines Vermieters. Der Rentner kümmert sich aber um das Gelände, das „Wildnis pur“war, bevor er mit der Gestaltung des Areals begonnen hat. Angefangen hat er mit einer Ecke direkt neben dem Haus. Dort hat er seine Lieblingsblumen Rhodesien angepflanzt. „Das hat gut geklappt und mich angetrieben, mehr auszuprobieren.“
Scheurer geht pragmatisch an die Gartenarbeit heran. Früher habe er sich nicht ans Heckenschneiden rangetraut, das sehe er inzwischen lockerer. „Entweder es klappt oder eben nicht. Auf jeden Fall lernt man jedes Mal dazu.“Augenscheinlich hat er über die Jahre viel Erfahrung gesammelt. Inzwischen ist der Garten so schön hergerichtet, dass Besuchergruppen zu ihm kommen, beispielsweise der Krankenpflegeverein. Auch Touristen landen schon mal bei ihm, weil der Garten nicht durch ein Tor versperrt ist. „Einmal waren 20 japanische Touristen bei uns im Garten, haben Fotos gemacht und sich entspannt niedergelassen. Sie haben es für einen öffentlichen Park gehalten“, erinnert sich Scheurer und schmunzelt.
Dass er keinen eigenen Garten hat, ist aber nicht das einzig Ungewöhnliche an Scheurer. Anders als die meisten Gartenbesitzer kam er erst sehr spät zu seinem Hobby. Seine Berührungspunkte mit dem Thema beschränkten sich sehr lange weitgehend aufs Rasenmähen, sagt er. Als er das Garteln vor acht Jahren aber für sich entdeckte, packte er richtig an. „Ich habe nach den Nachtschichten geschlafen und bin dann am Mittag mehrere Stunden raus in den Garten“, erinnert sich der gelernte Werkzeugmacher. Auch heute verbringt er zwischen Frühjahr und Herbst nahezu täglich mehrere Stunden in seinem Garten. „Für mich ist das Entspannung pur und keine Arbeit.“
Wie wichtig ihm das Ganze ist, zeigt sich auch daran, dass er das entscheidende Gruppenspiel der Deutschen bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer gegen Südkorea aufzeichnete, statt es sich live anzusehen und den Nachmittag lieber dazu nutzte, um im Garten voranzukommen.
Auf die Idee, die Brachfläche hinter seiner Mietswohnung zu gestalten ist er im Italienurlaub am Strand gekommen. Während andere dort entspannen, schuf Scheuerer dort aufwendige Sandfiguren. „Nur am Strand herumzuliegen, ist mir zu langweilig. Ich habe nach einer Beschäftigung gesucht. Irgendwann kam mir die Idee, auch daheim im Garten Figuren zu schneiden.“So hat er unter anderem einen BuchsBaum zu einem Schwan verwandelt.
Der Wemdinger ist Autodidakt, er bringt sich vieles selbst bei und verfügt dank seines beruflichen Hintergrunds auch über das nötige handwerkliche Geschick, gestalterische Ideen umzusetzen, die über die Bepflanzung hinausgehen. So setzte er eine Madonna wieder zusammen, deren Einzelteile im Garten verteilt herumlagen. „Es waren hunderte Scherben. Die Rekonstruktion hat Wochen gedauert“, so der Wemdinger.
Zudem hat er im Garten einen Teich angelegt, Wasserleitungen verlegt und mehrere Wasserspiele installiert. Eines ist eine Kobra, die er aus einem ausgemusterten Feuerwehrschlauch gefertigt hat. Sie spuckt das Wasser in den gegenüberliegenden Teich.
Nettes Detail am Rande: Wenn die Kobra kein Wasser mehr spuckt, kommen die Goldfische im Teich sofort alle angeschwommen. Sie wissen, dass es dann Futter gibt. Details sind Scheurer wichtig, der viel Unterstützung von seiner Lebensgefährtin Marianne Uhl bekommt und sich vor allem mit ihr austauscht. „Es sind die Kleinigkeiten, die das Gesamtbild letztlich prägen“, sagt er.
Eine ganz wichtige Rolle spielen bei ihm dabei die Tiere. Neben der Schlange gibt es auch zahlreiche andere Tiernachbildungen in dem Garten: Enten, Störche, Erdmännchen und ein Chamäleon. Deswegen legt er auch Wert darauf, dass sein Garten dazu beiträgt, die Artenvielfalt zu erhalten.
Abends setzt sich Scheurer dann in seinen Garten oder auf die nahe Terrasse seiner Wohnung und genießt den Blick in den Garten und die Tiere, die vorbeikommen. Das ist Glück für ihn.