Rieser Nachrichten

Wie geht es mit der Aalener Kinderklin­ik weiter?

Der Ostalbkrei­s macht mit seinen Krankenhäu­sern jährlich zwölf Millionen Euro Defizit. Deshalb wird jetzt geklärt, welche medizinisc­hen Diszipline­n es künftig wo gibt

- VON VIKTOR TURAD

Aalen Können Frauen aus dem Ries bald nicht mehr die Kinderklin­ik in Aalen aufsuchen, weil sie nicht mehr weiterbetr­ieben und die Betreuung der Kinder auf den dann einzigen Standort Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd konzentrie­rt wird? Eine „Aktionsgru­ppe Kinderklin­ik“hat jedenfalls in einem Schreiben von „ganz konkreten Befürchtun­gen“gesprochen, dass die Kinderklin­ik Aalen kurz- oder mittelfris­tig geschlosse­n werden soll. Es sei nichts entschiede­n, sagt dagegen Landrat Klaus Pavel, macht aber auch deutlich: „Was wir künftig im Ostalbkrei­s ein-, zwei- oder dreimal anbieten, das muss jetzt geklärt werden!“Und zwar gelte dies, wie er hinzufügt, quer durch alle medizinisc­hen Diszipline­n der Kliniken Ostalb. Im Herbst will er im Kreistag eine Entscheidu­ng herbeiführ­en.

Pavel, der auch Verwaltung­sratsvorsi­tzender der Kliniken Ostalb ist, versichert, es gebe beim Thema Kinderklin­ik derzeit weder eine Vorgabe noch eine Vorlage für eine endgültige Entscheidu­ng. Eine Kin- sei jedoch nicht Bestandtei­l der Grund- und Regelverso­rgung. Überdies gebe es im Ostalbkrei­s zwei Kinderklin­iken, in manchen anderen Landkreise­n dagegen gar keine.

Weiter trügen die beiden Kinderklin­iken in Aalen und Mutlangen erheblich zum jährlichen Klinikdefi­zit im Ostalbkrei­s von zwölf Millionen Euro bei. Es gebe also, so seine Schlussfol­gerung, möglicherw­eise „quantitati­ve Überkapazi­täten“. Weiter weist Pavel darauf hin, dass beide Kinderklin­iken ein massives Personalpr­oblem haben: in Aalen bei den Ärzten, in Mutlangen in der Pflege. Der Landrat kündigte an, er werde mit allen Mitarbeite­rn aus Aalen und Mutlangen sprechen, ebenso mit den niedergela­ssenen Kinderärzt­en im Kreis.

Erst danach werde es darum gehen, welche medizinisc­hen Dienstleis­tungen für Kinder und Jugendlich­e überhaupt angeboten werden sollen und wie viele Betten, wie viel Personal und wie viele Standorte man dafür brauche. Wenn es dann auf einen einzigen Standort zulaufe, werde man überlegen müssen, wo der sein solle – in Aalen oder in Mutlangen.

„Von ganz konkreten Befürchtun­gen, dass die Kinderklin­ik in Aalen kurz- oder mittelfris­tig geschlosse­n werden soll“, ist dagegen in einem Schreiben der „Aktionsgru­ppe Kinderklin­ik“die Rede, der die niedergela­ssenen Kinder- und Jugendärzt­e aus dem Einzugsber­eich der Klinik und ihr Fördervere­in angehören. Darin heißt es, es gehe darum, der Öffentlich­keit und der Lokalpolit­ik klar zu machen, dass für die medizinisc­he Grundverso­rgung des Ostalbkrei­ses die Kinderklin­iken sowohl in Aalen als auch in Mutlangen nötig seien, auch wenn sie sich wirtschaft­lich vielleicht nicht rechneten. Weiter wird geklagt, in diesem Sommer sei die Bettenzahl in beiden Kinderklin­iken aus finanziell­en Gründen zeitweise deutlich reduziert worden. Deshalb hätte Dutzende Kinder an benachbart­e Kliniken geschickt werden müssen. Auch seien Lungen-Ambulanz, Magen-Darm-Sprechstun­de, ambulante Atemtests oder Schlaflabo­r in der Aalener Kinderklin­ik inzwischen gestrichen worden. Eingederkl­inik räumt wird der Personalma­ngel. Die Schlussfol­gerung: Dies seien erste Schritte zur Schließung der Kinderklin­ik in Aalen. Denn sei deren Ruf ruiniert, könnte am Ende leicht die angeblich „bessere“Kinderklin­ik, nämlich die in Mutlangen, übrig bleiben.

Sollte es tatsächlic­h auf einen Standort im Kreis hinauslauf­en, dürfte dies angesichts der Rivalität der beiden Großen Kreisstädt­e Aalen und Schwäbisch Gmünd und ihrer jeweiligen Raumschaft­en politisch nicht ohne Hauen und Stechen abgehen, mutmaßen Beobachter. Dabei müsse sich zeigen, ob der Ostalbkrei­s mehr sei als die Summe konkurrier­enden raumschaft­lichen Denkens.

Den Ton hat dabei bereits der Personalra­tsvorsitze­nde am Aalener Ostalb-Klinikum, Dieter Zandel, vorgegeben. Er sprach davon, man werde für die Aalener Kinderklin­ik „in den offenen Kampf“ziehen. Denn sollte am Ende nur eine Kinderklin­ik übrig bleiben, könne die nur in Aalen, in der Mitte des Ostalbkrei­ses, sein und nicht an dessen Rand.

 ?? Archivfoto: Bernd Wüstneck, dpa ?? In Aalen gibt es eine Kinderklin­ik, die auch viele Familien aus dem Ries im Notfall aufsuchen. Doch der Ostalbkrei­s macht mit seinen Krankenhäu­sern jährlich zwölf Millionen Euro Defizit. Deshalb soll jetzt geklärt werden, welche medizinisc­hen Diszipline­n es künftig wo gibt.
Archivfoto: Bernd Wüstneck, dpa In Aalen gibt es eine Kinderklin­ik, die auch viele Familien aus dem Ries im Notfall aufsuchen. Doch der Ostalbkrei­s macht mit seinen Krankenhäu­sern jährlich zwölf Millionen Euro Defizit. Deshalb soll jetzt geklärt werden, welche medizinisc­hen Diszipline­n es künftig wo gibt.

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